Kfz-Versicherung: Fahrsicherheitstraining und Garage bringen nur 1 Prozent Rabatt
13.12.2024 | 09:13
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. In die Berechnung der Kfz-Versicherungsprämien fließen bis zu 50 Merkmale ein. Darunter sind einige Faktoren, die überraschend wenig Einfluss haben. Eine Analyse des Vergleichsportals Verivox hat sie identifiziert. So führt ein Fahrsicherheitstraining nur bei zwei von rund 70 ausgewerteten Versicherern zu Rabatten. Punkte in Flensburg verursachen im Schnitt nur ein Prozent Aufschlag, Vorschäden nur drei Prozent. Besitzer einer Jahreskarte für den ÖPNV gehen meistens leer aus und ein Garagenstellplatz bringt durchschnittlich nur noch ein Prozent Nachlass.
Sichere Fahrer gehen meistens leer aus, regeltreue ebenso
Wer an einem Fahrsicherheitstraining teilnimmt, trägt aktiv zur Verkehrssicherheit bei. Dennoch belohnen Kfz-Versicherer diese Maßnahme nur sehr selten mit Rabatten. Im Schnitt bringt das Training für einen 45-jährigen Golf-Fahrer aus Berlin ein Prozent Rabatt.
Regeltreue zahlt sich auch nur äußerst selten aus: Das Punktekonto in Flensburg hat kaum Auswirkungen auf den Versicherungsbeitrag. In der Analyse erhöhen nur vier Versicherer die Prämien für Fahrer mit Punkten und verlangen zwischen 13 und 23 Prozent mehr. Im Höchstfall sind das dann für den Berliner Golf-Fahrer aber 309 Euro mehr.
Vorschäden verursachen keine hohen Extrakosten
Wenn es kracht, denken viele Autofahrer sofort an höhere Prämien. Dabei fallen Vorschäden per se nur minimal ins Gewicht. In der Haftpflichtversicherung zahlen Versicherte mit einem Vorschaden im Jahr vor Versicherungsbeginn durchschnittlich nur zwei Prozent mehr. In der Vollkasko liegt der Aufschlag bei drei Prozent. "Viel entscheidender für die Prämienberechnung ist für die Versicherer die Schadenfreiheitsklasse", sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Sie spiegelt das Fahrverhalten und die Schadenhistorie eines Fahrers zuverlässiger wider."
Auch bei der Jahreskarte für den öffentlichen Nahverkehr gibt es nur bei zwei Versicherern kleine Rabatte von vier und fünf Prozent. Oft wird vermutet, dass die Versicherer sich davon eine geringere Fahrleistung versprechen. "Entscheidend für die Prämienberechnung ist die jährliche Fahrleistung", erklärt Wolfgang Schütz. "Sie fällt stark ins Gewicht und ist eine wichtige Stellschraube, wenn es darum geht, die Kosten für die Kfz-Versicherung zu senken."
Stellplatz, Haus und Familie: Klassische Rabatte schwinden
Obwohl Autos in Garagen gut vor Witterungseinflüssen und Diebstahl geschützt sind, hat ein solcher Stellplatz kaum mehr Auswirkungen auf die Prämie. Immerhin können Autofahrer, die ihr Fahrzeug in einer Garage unterstellen, bei einem Drittel der Tarife noch Rabatte erzielen. Aber diese fallen nur in Einzelfällen mit 17 Prozent üppig aus. Im Schnitt bringt die Garage nur ein Prozent Nachlass, das sind für den Berliner im Golf gerade mal zehn Euro im Jahr.
Auch Eigenheimbesitzer können bei der Kfz-Versicherung kaum noch mit nennenswerten Rabatten rechnen: Ein Haus bringt durchschnittlich zwei Prozent Nachlass, Wohnungseigentümer sparen nur ein Prozent. "Versicherer gewähren oft höhere Rabatte, wenn Fahrzeug und Eigentum bei derselben Gesellschaft versichert sind", sagt Wolfgang Schütz. "Das ist nicht immer vorteilhaft. Separate Tarife bei verschiedenen Versicherern sind unter Umständen günstiger."
Eltern fahren vorsichtiger, wenn Kinder auf dem Rücksitz mitfahren – so die Annahme. Und früher waren Rabatte für Familien auch weit verbreitet. Heute hat eine Elternschaft für ein minderjähriges Kind kaum noch Einfluss auf die Beiträge. Nur in Ausnahmefällen gibt es noch einen Rabatt von bis zu 15 Prozent, meist aber gar keinen. In seltenen Fällen müssen Familien sogar mit höheren Kosten rechnen.
Loyalität zahlt sich nicht aus
Wirklich sparen können Autofahrer mit einem Versicherungswechsel. Im Marktschnitt liegen günstige Tarife aktuell um 28 Prozent unter Angeboten aus dem mittleren Preissegment.
"Autofahrer sollten einmal im Jahr ihre Kfz-Versicherung überprüfen und vergleichen, ob sie dieselbe Leistung zum besseren Preis erhalten", sagt Wolfgang Schütz. Dass ihnen durch einen Wechsel Nachteile entstehen, müssen Versicherte nicht befürchten. Laut der Verivox-Analyse verlangen nur wenige Versicherer Aufschläge für jährliche Wechsler, der Mehrbetrag liegt im Schnitt bei nur einem Prozent.
Methodik
Verivox hat die Preise für rund 400 Vollkaskotarife von 70 Kfz-Versicherern ausgewertet. Der Modellfall war ein 45-jähriger Fahrer eines ein Jahr alten VW Golf VIII 1.5 TSI in 12047 Berlin mit einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr und Schadenfreiheitsklasse 14.