Kfz-Regionalklassen: Berliner zahlen bis zu 81 Prozent mehr als Emdener
13.09.2022 | 10:04
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat heute die neuen Regionalklassen in der Kfz-Versicherung veröffentlicht. Wie stark der Wohnort die Versicherungskosten beeinflusst, zeigen aktuelle Modellrechnungen des Vergleichsportals Verivox. Berliner beispielsweise zahlen bis zu 81 Prozent mehr als Autofahrer aus Emden.
Emdener versichern sich um 243 Euro jährlich günstiger
Berlin ist für Autofahrerinnen und Autofahrer ein teures Pflaster. In der Modellrechnung zahlen Hauptstädter für die Kfz-Haftpflichtversicherung 81 Prozent mehr als Versicherte im ostfriesischen Emden. Für die Teilkaskoversicherung liegen die Prämien 66 Prozent höher und beim Vollkaskoschutz sind es 64 Prozent Kostenunterschied. Das entspricht etwa 243 Euro pro Jahr. Hintergrund dieser Preisunterschiede ist die Schadenquote, die in Berlin deutlich höher liegt und so für die Einstufung in höhere Regionalklassen sorgt. Um den Regionaleffekt darzustellen, hat Verivox die Versicherungskosten für – abgesehen vom Wohnort – identische Fahrerprofile miteinander verglichen. Ausgewertet wurde die durchschnittliche Beitragshöhe der jeweils fünf günstigsten Angebote aus insgesamt über 400 Versicherungstarifen. Durch die Neueinstufungen können sich regionale Preisunterschiede minimal verändern.
Regionalklassen: So stark hängen Versicherungskosten vom Wohnort ab
Wohnort
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Haftpflicht
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Haftpflicht+Teilkasko
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Haftpflicht+Vollkasko
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---|---|---|---|
Berlin-Mitte | 194,76 € | 318,72 € | 623,38 € |
Emden | 107,39 € | 191,75 € | 380,01 € |
Mehrbeitrag in Berlin (€) | 87,37 € | 126,97 € | 243,37 € |
Mehrbeitrag in Berlin (%) | 81% | 66% | 64% |
Berechnung: VW PASSAT 1.5 TSI, Alleinfahrer 45 Jahre, 12.000 km / Jahr, SF 10. Durchschnittlicher Beitrag der fünf günstigsten Tarife.
191 Euro mehr trotz unmittelbarer Nachbarschaft
Innerhalb des Stadtgebiets gelten meist deutlich höhere Regionalklassen als im Umland. Das führt stellenweise zu Kostensprüngen zwischen Vorstadtgebieten und den angrenzenden Nachbargemeinden. Verivox-Berechnungen zeigen: Im Berliner Außenbezirk Nikolassee zahlen Autofahrer bis zu 45 Prozent mehr für die Kfz-Versicherung als ihre Nachbarn im brandenburgischen Kleinmachnow. Und das, obwohl sie mitunter in der gleichen Siedlung wohnen. In der Vollkasko entstehen dabei „über den Gartenzaun“ Mehrkosten von rund 191 Euro jährlich.
Regionalklassen: Preisunterschiede zwischen Stadtrand und Umland
Wohnort
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Haftpflicht
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Haftpflicht+Teilkasko
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Haftpflicht+Vollkasko
|
---|---|---|---|
Berlin-Nikolassee | 188,16 € | 307,00 € | 623,13 € |
Kleinmachnow | 130,15 € | 211,07 € | 432,33 € |
Mehrbeitrag in Berlin (€) | 58,01 € | 95,93 € | 190,80 € |
Mehrbeitrag in Berlin (%) | 45% | 45% | 44% |
Jährliche Aktualisierung der Regionalklassen
Einmal jährlich veröffentlicht der GDV für alle Kfz-Zulassungsbezirke die sogenannten Regionalklassen für Haftpflicht-, Teilkasko- und Vollkasko-Versicherungen. Die Einstufung basiert nicht nur auf den Schadensmeldungen des vergangenen Jahres, sondern wird über einen längeren Zeitraum ermittelt. Aus diesem Grund erfolgen Umstufungen von einem Jahr auf das andere meist um eine Klasse. Daraus resultierende Mehrbeiträge oder Ersparnisse für die einzelnen Autofahrer liegen deshalb in der Regel unter 10 Prozent. Versicherungsunternehmen können bei der Berechnung von Tarifen auf die GDV-Daten zurückgreifen, sind darauf aber nicht beschränkt. Viele verwenden noch feinere Datensätze und kalkulieren Beiträge anhand der Postleitzahlen.
Sonderkündigungsrecht bei steigenden Beiträgen
Neben den Regionalklassen können zahlreiche weitere Faktoren Einfluss auf die Prämie haben – zum Beispiel Änderungen bei den Typklassen des Automodells oder allgemeine Preisanpassungen des Versicherers. „Versicherungsnehmer sollten die Beitragsrechnung fürs kommende Jahr genau unter die Lupe nehmen“, rät Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. „Wenn die Versicherung die Preise erhöht, haben Autofahrerinnen und Autofahrer immer ein Sonderkündigungsrecht und können zu einem günstigeren Anbieter wechseln.”
Methodik
Die Berechnungen basieren auf dem Fahrerprofil für einen 45-jährigen Alleinfahrer eines VW Passat 1.5 TSI. Aus über 400 Versicherungsangeboten wurden aus den jeweils 5 günstigsten Tarifen ohne Telematik Durchschnittswerte für Haftpflicht, Teilkasko und Vollkasko gebildet.