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Jede dritte deutsche Schule ohne echtes Highspeed-Internet

26.05.2023 | 08:51

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox


Heidelberg. Der Digitalisierungsstau trifft deutsche Schulen genauso empfindlich wie Unternehmen und Privathaushalte. Laut Bundesbreitbandatlas können 35 Prozent der Schulen und auch 35 Prozent der Unternehmen nicht auf Gigabit-Anschlüsse zugreifen. Bei Privathaushalten sind es im Schnitt 32 Prozent. Die aktuelle Marktanalyse des Vergleichsportals Verivox zeigt: Die Versorgungssituation ist nicht der einzige Grund für die vielfach als unzureichend kritisierte Digitalisierung deutscher Schulen.

Ländliche Schulen schlechter versorgt, Unterschiede auch zwischen Großstädten

Zwei Stadtstaaten führen die Schul-Rangliste an: Am häufigsten sind Internetanschlüsse mit maximal einem Gigabit pro Sekunde in den Schulen Hamburgs, Berlins sowie Sachsen-Anhalts zu haben (bis zu 93 Prozent Verfügbarkeit). Während Metropolen wie Stuttgart, Frankfurt und München nahezu Vollversorgung gewährleisten, sind Schulen auf dem Land besonders häufig unterversorgt: Im Schnitt können nur 49 Prozent der Schüler im ländlichen Raum mit Gigabit-Highspeed surfen.

"Gerade im Umfeld von Ausbildungsstätten mit vielen zeitgleichen, datenintensiven Anwendungen sind hochperformante Internetanschlüsse alternativlos", sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Schulen und Universitäten sollten prioritär mit der zukunftssicheren Glasfasertechnik versorgt werden."

Großstadt-Schlusslicht ist Halle in Sachsen-Anhalt mit einem Gigabit-Versorgungsgrad von lediglich 39 Prozent. Nur wenig besser ist die Versorgungslage der Schulen in Leipzig und Mainz (41 bzw. 47 Prozent). Die größte Stadt-Land-Differenz verzeichnet Baden-Württemberg: Während Schulen in Stuttgart zu 100 Prozent auf Gigabit-Internet zugreifen können, gilt das nur für 31 Prozent der Schulen in ländlichen Gemeinden.

Nutzung digitaler Medien in Schulen nicht vorgegeben

Neben der Qualität des Internetzugangs spielen Lehrpläne und -methoden eine große Rolle für die digitale Affinität von Bildungsinstituten. So hängt es zum Beispiel vom jeweiligen Medienbildungskonzept ab, in welchem Umfang eine Schule mit digitalen Medien arbeitet. Das ergab eine Verivox-Anfrage in den zuständigen Kultusministerien aller Bundesländer. Demnach geben die Lehrpläne in aller Regel die Nutzung digitaler Medien nicht verbindlich vor – lediglich in einzelnen Fächern wie Mathematik oder Informatik kann es konkrete Anforderungen geben. Welche Konzepte eingesetzt werden, liege grundsätzlich in der pädagogischen Verantwortung der Lehrkraft.

"Dieses Vorgehen fußt auf dem Grundsatz der Lehr- und Lernmittelfreiheit, an dem offenbar auch in punkto Digitalisierung nicht gerüttelt wird", sagt Jens-Uwe Theumer. "So gibt es auch bei der Software-Nutzung keine klaren länderübergreifenden Vorgaben. Diese fehlende technologische Standardisierung erweist sich als großer Hemmschuh; hier zeigt sich sehr deutlich der Nachteil der föderalen Struktur."

Digitalpakt Schule: Hardware allein genügt nicht

Das bis 2024 angelegte Förderprogramm "Digitalpakt Schule" finanziert vor allem die technische Ausstattung der Schulen, etwa mit Laptops oder Smartboards, aber auch mit Geldern für IT-Administratoren. "Gerade der IT-Support wird oft vernachlässigt; zahllose Berichte aus dem Schullalltag belegen dies. Bildungseinrichtungen dürfen hier keinesfalls schlechter gestellt sein als Unternehmen. Zudem mangelt es häufig noch an der Vermittlung einer digitalen Didaktik – damit Tablets nicht wie E-Books genutzt werden", sagt Theumer. "Es bleibt Glückssache, ob die Heranwachsenden eine Lehrkraft bekommen, die auf digitale Ausbildung Wert legt."

Eine analoge Herangehensweise an digitale Medien sei ein häufig gehörter Vorwurf, so Theumer: "Zur Verbesserung digitaler Kompetenzen sollte ein Rädchen ins andere greifen – die technische Ausstattung ist ein Baustein, die Schulung des Lehrpersonals ein anderer. Doch auch die Qualität des Internetzugangs spielt eine Rolle: Ein einzelner 50-Megabit-Zugang übers Sekretariat, wie in der jüngeren Vergangenheit oft praktiziert, ist keine Lösung."

Methodik

Verivox hat auf Basis des Bundesbreitbandatlas der Bundesnetzagentur die Internetversorgung von Schulen analysiert. Verglichen wurden die Versorgungsdaten der größten Stadt jedes Bundeslands mit den Werten aller ländlichen Gemeinden eines Bundeslands (im Atlas benannt als "Raumkategorie ländlich"). Das Bundesland Saarland wurde wegen zu geringer Datenlage nicht bewertet.

Bei Gigabit-Anschlüssen wurde nicht zwischen Glasfaser oder Kabel unterschieden. Bundesweit sind im Breitbandatlas 3.660.332 Unternehmen gelistet und 32.612 Schulen. Stand der Daten: Juni 2022 (wurde von der Bundesnetzagentur nachträglich von Dezember auf Juni korrigiert). Die Verivox-Anfrage an alle Kultusministerien der Länder datiert von Oktober 2022.

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