Im Schnitt fast 21.000 Euro: Berliner leihen sich am meisten Geld für den Autokauf
16.04.2024 | 07:37
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Wenn schon, denn schon: In den Stadtstaaten Berlin und Hamburg leihen sich die Menschen zwar vergleichsweise selten Geld für den Autokauf. Dafür sind Autokredite hier mit knapp 21.000 Euro im Durchschnitt am höchsten. Das zeigt der aktuelle Autokredit-Atlas von Verivox. Für die Studie hat das Vergleichsportal rund 56.000 Autokreditanfragen ausgewertet.
Höchste Kredite in Berlin und Hamburg
In keinem anderen Bundesland ist die durchschnittliche Kreditsumme bei der Fahrzeugfinanzierung so hoch wie in der Bundeshauptstadt Berlin. Die Berliner leihen sich im Schnitt 20.927 Euro. Auf Platz zwei im Autokredit-Ranking folgt Hamburg, wobei sich die Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer aus der Hansestadt durchschnittlich 20.732 Euro für ihr Auto leihen. In Baden-Württemberg (20.509 Euro) und Bayern (20.222 Euro) liegt das Kreditvolumen ebenfalls über der 20.000-Euro-Marke und damit deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 19.567 Euro. Innerhalb von zwei Jahren stieg der Kreditbedarf bundesweit um 14 Prozent im Vergleich zur letzten Autokredit-Studie.
Auffällig: Die fünf Bundesländer mit den höchsten Kreditsummen führen auch die Einkommensstatistik an. "Wer mehr Geld verdient, kann sich auch höhere Kredite leisten. Daher gibt es in den einkommensstarken Bundesländern auch die höchsten Kreditsummen für Autofinanzierungen", erklärt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Er sagt weiter: "Der gestiegene Kreditbedarf trotz höherer Zinsen bei gleichzeitig moderat gestiegenen Autopreisen zeigt, dass Mobilität für viele Verbraucherinnen und Verbraucher unverzichtbar ist. Immer mehr Menschen sind jedoch auf höhere Finanzierungssummen angewiesen, da größere Ausgaben kaum mehr aus eigener Tasche zu stemmen sind."
Geringes Einkommen – geringe Kreditsummen
Auch am unteren Ende des Verivox-Rankings wird der Zusammenhang zwischen den verfügbaren Einkommen und den Finanzierungssummen deutlich: Am niedrigsten sind die Kreditsummen in Sachsen. Hier leihen sich die Autokäufer durchschnittlich 18.060 Euro. Mecklenburg-Vorpommern (18.088 Euro) und Thüringen (18.334 Euro) liegen knapp darüber. Zugleich ist in diesen drei neuen Bundesländern auch das Einkommensniveau deutlich unterdurchschnittlich.
Mit gleichem Budget ein 1.700 Euro teureres Auto finanzieren
Wer Angebote vergleicht und den Autokredit zu günstigen Konditionen abschließt, kann mit dem verfügbaren Budget ein deutlich höherwertiges Fahrzeug finanzieren. Laut aktuellen Bundesbankdaten verlangen Banken für einen Ratenkredit mit mehr als 5 Jahren Laufzeit im bundesweiten Durchschnitt 9,16 Prozent Zinsen. Verivox-Kundinnen und -Kunden zahlen für einen Autokredit im Mittel nur 5,92 Prozent. Wer 350 Euro für die monatliche Rate aufbringt und einen Kredit mit sechs Jahren Laufzeit abschließt, kann bei diesem Zinssatz ein 1.735 Euro teureres Auto finanzieren als mit einem Darlehen zum bundesweiten Durchschnittszins. So reicht das Budget dann auch noch für das eine oder andere Extra aus der Aufpreisliste für Sonderausstattungen.
Nachfrage am geringsten in Berlin
Verivox hat für den Autokredit-Atlas auch untersucht, wo die Menschen besonders häufig und wo besonders selten Autokredite aufnehmen. Am höchsten ist die Nachfrage im Saarland. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl leihen sich die Menschen hier um 20 Prozent häufiger Geld für den Autokauf als im Bundesdurchschnitt.
Am niedrigsten ist die Nachfrage nach Autokrediten in Berlin im Vergleich zu anderen Regionen. Gemessen an ihrer Einwohnerzahl nehmen die Berliner 34 Prozent seltener Autokredite in Anspruch als der Bundesdurchschnitt. Auch in den beiden Stadtstaaten wie Bremen (14 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt) und Hamburg (9 Prozent unter dem Schnitt) ist die Nachfrage deutlich unterdurchschnittlich. Wie die Verivox-Daten zeigen, ist die geringe Nachfrage im städtischen Raum durchaus typisch: Nur in fünf von insgesamt 40 deutschen Städten mit mehr als 200.000 Einwohnern liegt die Nachfrage nach Fahrzeugkrediten über dem bundesweiten Durchschnitt: Dazu zählen Mönchengladbach, Mannheim, Wiesbaden, Dortmund und Duisburg.
"In dicht besiedelten Ballungsräumen mit einem gut ausgebauten öffentlichen Verkehrssystem ist ein eigenes Fahrzeug oft nicht unbedingt erforderlich. Hier ist deshalb tendenziell die Nachfrage nach Autofinanzierungen niedriger als in kleinen Städten und ländlichen Regionen", sagt Oliver Maier.
Methodik
Die Studie "Autokredit-Atlas" basiert auf rund 56.000 Autokredit-Anfragen. Im Zuge ihrer Kreditanfrage machen Interessenten Angaben zum Nettoeinkommen. Diese wurden für die Untersuchung anonymisiert ausgewertet. Für die Berechnung der Nachfrage wurde die Zahl der Autokredite ins Verhältnis zur Einwohnerzahl gesetzt. Die Einwohnerzahlen stammen vom statistischen Bundesamt und sind auf den 31.12.2022 datiert.