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Handy: Teure Roaming-Fallen in Grenzgebieten

28.05.2024 | 09:16

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Heidelberg. Trotz freier Handynutzung innerhalb der EU drohen weiterhin Kostenfallen – wenn sich das Smartphone in Grenzregionen ins „falsche“ Netz einwählt. Teuer wird das versehentliche Roaming vor allem bei Prepaid- und Discounttarifen, wie eine Analyse des Vergleichsportals Verivox zeigt. In der Schweiz etwa drohen Kosten von bis zu zehn Euro je verbrauchtem Megabyte (MB).

Netzwechsel wird meist gar nicht bemerkt

Wenn zwei EU-Länder aneinandergrenzen, ist die unfreiwillige Nutzung des Nachbarnetzes kein Problem – seit 2017 gelten EU-weit dieselben Konditionen wie im Heimattarif. Außerhalb der EU können hingegen hohe Kosten in fremden Netzen anfallen. Der Sprung ins "falsche" Netz geschieht unbemerkt, wenn die automatische Netzwahl voreingestellt ist.

"Entlang der Ländergrenzen funken Mobilfunkmasten oft kilometerweit ins Nachbarland hinein", erläutert Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Moderne Smartphones wählen sich grundsätzlich in das beste verfügbare Netz ein. Das gilt auch dann, wenn das Nachbarnetz stärkere Signale sendet als das heimische."

Grenz-Roaming: Telefonkosten oft über 2 Euro/Minute

Norwegen, Island und Liechtenstein gehören nicht zur EU – werden aber von allen großen Providern tariflich der EU zugerechnet. Es entstehen also keine Mehrkosten bei der Nutzung dieser Netze. Das gilt weiterhin auch für Großbritannien, trotz Brexit. Im Schweizer Netz hingegen können für Vertragskunden Telefonkosten von bis zu 1,49 Euro pro Minute entstehen, etwa bei Klarmobil und Edeka smart.

Noch teurer ist mit bis zu 2,29 Euro pro Minute die Nutzung des türkischen Netzes. Dieselben Kosten fallen auch in Bosnien-Herzegowina oder Montenegro an. Diese Länder grenzen an das EU-Land Kroatien; die Türkei hat Landes- und Seegrenzen zu Griechenland. In der Nähe der türkischen Grenze liegt etwa die griechische Insel Kos. Nordzypern wird teilweise der türkischen Tarifzone zugerechnet. Für die Kleinstaaten Andorra und Monaco entstehen ebenfalls Zusatzkosten, San Marino und Vatikanstadt bepreisen die meisten Anbieter wie EU-Gebiet. Nicht vergessen: Auch an Flughäfen gelten die Tarifzonen des Reiselandes.

Prepaid- und Discounterkunden oft schlechter gestellt

Kundinnen und Kunden mit einer Prepaidkarte zahlen fürs Roaming bisweilen deutlich mehr als Vertragskunden. Noch höher sind die Kosten meist bei Discountern, die kein eigenes Netz betreiben.

"Mobilfunk-Discounter richten ihre Vermarktung vornehmlich auf die Inlandsnutzung aus", sagt Theumer. "Die Kalkulation sehr niedriger Preise im Inland hat jedoch eine Kehrseite: Insbesondere für die Auslandsnutzung und das Buchen von Zusatzservices werden vergleichsweise hohe Gebühren erhoben."

Datennutzung: Kostendeckel verhindert Schockrechnungen

Hohe Surfkosten können sogar in der Schweiz anfallen. Etwa bei Klarmobil und der Drillisch-Tochter Yourfone werden 10,04 Euro bzw. 7,17 Euro pro versurftem MB fällig. Diese Grenze kann schon mit dem Versand eines einzigen Fotos erreicht sein.

Für die Datennutzung im Westbalkan und in der Türkei verlangen manche Anbieter bis zu 12,29 Euro je Megabyte. Somit können bereits bei kleinen Datenmengen immense Kosten entstehen. Ein fünfminütiges YouTube-Video in mittlerer Qualität würde mit über 300 Euro zu Buche schlagen – jedoch greift aufgrund einer Regulierung bei Erreichen von knapp 60 Euro ein Kostendeckel. Zuvor hatte es jahrelang Schockrechnungen von teils mehreren Tausend Euro gegeben.

Um die Roaming-Kostenfalle entlang von Ländergrenzen zu umgehen, empfiehlt sich in den Handy-Einstellungen die Umstellung auf manuelle Netzwahl. Zusätzlich sollte Daten-Roaming deaktiviert werden. Die Buchung spezieller Auslandsoptionen ist nur bedingt hilfreich, weil diese meist nur wenige Hundert Megabyte beinhalten. Für längere Aufenthalte ist deshalb der Kauf einer lokalen Prepaidkarte anzuraten. Eine Buchung solcher Karten ist auch schon vor Reiseantritt möglich.

Methodik

Berücksichtigt wurden die Roaming-Standardtarife für Vertragskunden der Anbieter Deutsche Telekom, Vodafone, O2, 1&1, Drillisch, Klarmobil sowie exemplarisch der drei Discounter Aldi Talk, Lidl Connect und Edeka smart. Quellen sind die online verfügbaren Preislisten der Anbieter. Für Kunden mit Prepaidtarifen fallen oft noch höhere Kosten an. Stand: 13.05.2024.

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