Festgeldzinsen sinken seit Jahresbeginn noch stärker – Realzinsen wieder im Minus
25.01.2024 | 09:04
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Nach einem ununterbrochenen Zinsanstieg bis November waren die Festgeldzinsen zum Jahresende 2023 bereits leicht gesunken. In den ersten Wochen des neuen Jahres hat sich dieser Rückgang noch einmal deutlich beschleunigt. Mit einem Minus von 0,2 Prozentpunkten seit Jahresbeginn sind die Zinsen der langfristigen Festgelder mit fünf Jahren Laufzeit am stärksten gesunken. Das zeigt eine aktuelle Verivox-Auswertung von rund 800 Banken und Sparkassen.
Stärkste Zinssenkungen beim langfristigen Festgeld
Anfang des Jahres zahlten bundesweit aktive Banken im Schnitt noch 3,01 Prozent Zinsen für Festgeldanlagen mit fünf Jahren Laufzeit. Aktuell liegt der Durchschnittszins bei 2,81 Prozent und sank somit in nur drei Wochen um 0,2 Prozentpunkte. Bei den kürzer laufenden Anlagen sind die Zinsen nicht ganz so stark gesunken: Bei zweijährigen Festgeldern fiel der Durchschnittszins seit Jahresbeginn von 3,24 auf 3,09 Prozent (minus 0,15 Prozentpunkte). Die Zinsen einjähriger Anlagen sanken von 3,27 auf 3,20 Prozent (minus 0,07 Prozentpunkte).
"Die Zinswende, die sich Ende 2023 bereits angedeutet hatte, gewinnt im neuen Jahr weiter an Kontur", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "In allen untersuchten Laufzeiten sind die durchschnittlichen Festgeldzinsen bundesweit aktiver Banken in den ersten drei Wochen des Januars stärker gesunken als im gesamten Vormonat."
Höhere Inflation sorgt für Kaufkraftverluste
Die Zinsen sinken und gleichzeitig ist die Inflation wieder angestiegen – auf aktuell 3,7 Prozent. Damit rutscht die reale Rendite sicherer Spareinlagen wieder ins Negative. Während die Zinsen ein- und auch zweijähriger Festgelder im Dezember noch oberhalb der Teuerungsrate lagen, müssen Anleger bei durchschnittlich verzinsten Festgeldanlagen aktuell wieder Kaufkraftverluste hinnehmen.
Der Realzins, also die Wertentwicklung des Sparguthabens unter Einberechnung der inflationsbedingten Geldentwertung, beläuft sich beim einjährigen Festgeld im Schnitt auf minus 0,5 Prozent. Beim zweijährigen (minus 0,61 Prozent) und beim fünfjährigen Festgeld (minus 0,89 Prozent) liegt die durchschnittliche Realrendite noch tiefer im Minusbereich.
Es gibt noch Festgelder mit positiver Realrendite
Auch im aktuellen Marktumfeld sind Kaufkraftverluste bei der Geldanlage kein Naturgesetz. "Sparer können sich auch jetzt noch positive Realzinsen sichern", sagt Oliver Maier. "Über alle Laufzeiten finden sich im vorderen Feld des Marktes noch Banken, die sowohl hohe Zinsen oberhalb der aktuellen Teuerungsrate bieten als auch erstklassigen Einlagenschutz gewährleisten."
Als besonders sicher gelten Banken, die dem Einlagensicherungssystem eines wirtschaftsstarken Landes mit sehr guter Bonitätsbewertung bei den großen Rating-Agenturen angehören. Kreditinstitute aus diesem Marktsegment zahlen aktuell bis zu 4 Prozent für fünfjährige Festgeldanlagen. Wer sein Geld für zwei Jahre anlegt, kann bis zu 4,1 Prozent Zinsen einstreichen. Anlagen mit einem Jahr Laufzeit bringen bis zu 4,2 Prozent.
"Wer einen Großteil seiner sicheren Sparanlagen aktuell noch auf dem Tagesgeldkonto parkt und das Geld über einen längeren Zeitraum nicht benötigt, sollte jetzt eine Umschichtung ins Festgeld in Erwägung ziehen", rät Oliver Maier. "So können sich Sparer die aktuell noch hohen Zinsen über einen längeren Zeitraum festschreiben und müssen sich über künftige Zinssenkungen erst einmal keine Gedanken mehr machen."
Tagesgeldzinsen treten auf der Stelle
Anders als beim Festgeld sind beim Tagesgeld im Marktdurchschnitt bislang keine sinkenden Zinsen zu beobachten. Hier stagnieren die Zinsen seit Anfang Dezember. Aktuell liegt der Durchschnittszins bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote bei 1,72 Prozent. Zu Jahresbeginn und auch schon Anfang Dezember lagen die Zinsen mit im Schnitt 1,71 Prozent auf nahezu gleicher Höhe.
"Ihre Konditionen für täglich verfügbare Einlagen können die Kreditinstitute jederzeit an geänderte Marktbedingungen anpassen. Darum zeigen sich Zinsumschwünge beim Tagesgeld häufig etwas später", sagt Oliver Maier. "Bei Termingeldern preisen Banken die erwartete Zinsentwicklung wegen der festen Laufzeiten hingegen schon im Voraus ein."
Banken schrauben Zinsgarantien zurück
Doch auch beim Tagesgeld tut sich etwas: Anfang Dezember gab es marktweit noch sechs Banken, die ihren Neukunden einen Tagesgeldzins von 4 Prozent oder mehr bezahlten. Fünf davon garantierten diese Sonderkonditionen für einen Zeitraum von sechs Monaten. Seitdem haben zahlreiche Geldhäuser sowohl die Verzinsung als auch den Garantiezeitraum ihrer Aktionsangebote zurückgefahren.
Inzwischen offerieren nur noch zwei Banken ein Neukundenangebot mit Tagesgeldzinsen jenseits der Vier-Prozent-Marke. Eine davon garantiert die hohen Zinsen abhängig vom Zeitpunkt der Kontoeröffnung für bis zu sechs Monate, bei der anderen müssen sich Sparer mit einer dreimonatigen Zinsgarantie begnügen.
Methodik
Für die Analyse hat Verivox die Konditionen von rund 800 Banken und Sparkassen für eine Anlagesumme von 10.000 Euro ausgewertet. Berücksichtigt wurden sämtliche Kreditinstitute mit Tages- und Festgeldangeboten, die ihre Zinsen frei zugänglich auf ihrer Website veröffentlichen. Stichtag der Auswertung ist der 19.1.2024.
Die Auswertung der aktuellen Top-Angebote erfolgte am 24.1.2024. Berücksichtigt wurden dabei nur Banken, die dem Einlagensicherungssystem eines Landes angehören, dem die großen Rating-Agenturen eine besonders gute Bonität attestieren.