EU-Vergleich: Strom in Deutschland am teuersten
26.06.2018 | 08:48
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. In keinem anderen Land der EU war Strom im vergangenen Jahr so teuer wie in Deutschland. Das liegt in erster Linie an den fälligen Steuern und Umlagen. Mit 57 Prozent ist die Abgabenlast auf Strom hierzulande derzeit so hoch wie nie. Das zeigt eine Auswertung des Verbraucherportals Verivox.
Deutscher Strompreis 49 Prozent über EU-Durchschnitt
2017 zahlte ein Haushalt in Deutschland laut Eurostat durchschnittlich 30,48 Cent je Kilowattstunde Strom – so viel wie in keinem anderen Mitgliedsland der Europäischen Union. Auf Platz zwei folgt Dänemark mit 30,30 Cent. Überdurchschnittlich hohe Preise wurden auch in Belgien (28,38 Cent), Irland (23,30 Cent), Portugal (22,57 Cent), Spanien (22,37 Cent) und Italien (21,11 Cent) fällig.
Im günstigsten Mitgliedsstaat der EU, Bulgarien, zahlten die Einwohner durchschnittlich 9,69 Cent je verbrauchter Kilowattstunde und damit nicht mal ein Drittel so viel wie deutsche Stromkunden. Sehr günstigen Strom gibt es auch in Litauen (11,12 Cent) und in Ungarn (11,30 Cent).
Im europäischen Durchschnitt belief sich der Kilowattstundenpreis auf 20,45 Cent. Demnach zahlten deutsche Verbraucher knapp die Hälfte (49 Prozent) mehr.
Interaktive Grafik: Strompreise in Europa
Steuern und Abgaben in Deutschland erreichen 57 Prozent
Die Stromkosten für einen Dreipersonenhaushalt (4.000 Kilowattstunden) belaufen sich gemäß Verivox Verbraucherpreisindex aktuell auf 1.104 Euro pro Jahr. Davon entfallen 274 Euro (25 Prozent) auf die Netznutzungsentgelte, 203 Euro (18 Prozent) bleiben den Stromversorgern für Beschaffung, Marge und Vertrieb. Die restlichen 628 Euro (57 Prozent) machen Steuern und Umlagen aus.
2009 lag dieser Anteil noch bei 39 Prozent, 2012 waren es schon 46 Prozent und in 2013 überschritt die Abgabenlast erstmals die 50-Prozent-Marke.
„Auf Strom lasten derzeit acht unterschiedliche Steuern und Umlagen. Neben der Mehrwertsteuer und der EEG-Umlage werden die Stromkunden auch für die Konzessionsabgabe, die Stromsteuer, die KWKG-Umlage, die §19-NEV-Umlage, die Offshore-Haftungsumlage und für die Umlage für abschaltbare Lasten zur Kasse gebeten“ erklärt Mathias Köster-Niechziol, Energieexperte bei Verivox. „Damit dürfte Strom neben Tabak, Benzin und Branntwein eines der am stärksten besteuerten Güter in Deutschland sein.“
Methodik
Für die Auswertungen und Berechnungen wurden die Daten der europäischen Statistikbehörde Eurostat vom ersten und zweiten Halbjahr 2017 für die EU-Mitgliedsstaaten herangezogen.