DSL-Internet: Fast jeder Zweite befürwortet geplante Abschaltung
14.05.2024 | 08:45
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. 25 Jahre nach dem Start der DSL-Technik haben die ersten Vorbereitungen für deren Abschaltung begonnen: In drei Pilotregionen kann anbieterübergreifend nur noch Glasfaser gebucht werden, kein DSL mehr. Die Technik gilt als überholt und wird bereits heute der veränderten Internetnutzung vielerorts nicht mehr gerecht. 46 Prozent der Deutschen befürworten die geplante Abschaltung, wie eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox zeigt.
Nur wenige Menschen wollen unbedingt an DSL festhalten
46 Prozent aller von Verivox Befragten finden es richtig, dass die DSL-Technik zu Gunsten von Glasfaser vollständig abgeschaltet werden soll. 53 Prozent der Männer befürworten die Abschaltung, gegenüber 39 Prozent der Frauen. Ältere Menschen wollen stärker an der gewohnten Technik festhalten als Jüngere: Nur 7 Prozent der Deutschen unter 30 Jahren wollen DSL so lange behalten wie möglich – mit steigendem Alter sind es bis zu 19 Prozent (Befragte über 70 Jahre). Vergleichsweise wenige Menschen lehnen die Abschaltung mit der Begründung ab, an ihrem Wohnort seien keine alternativen Techniken verfügbar (8 Prozent).
"Weiterhin basiert rund jede zweite Breitband-Buchung über Verivox auf DSL," sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Doch das Interesse an kleinen Tarifen hat rapide abgenommen: Hier hat sich bereits verfestigt, dass 16 Megabit pro Sekunde nicht für einen störungsfreien Betrieb der meisten Dienste ausreichen. Zudem kosten solche Tarife wegen ausbleibender Subventionierung heute in der Mindestlaufzeit rund 10 Euro mehr als noch vor vier Jahren und sind fast immer teurer als viel leistungsfähigere Tarife mit 100 Mbit/s."
DSL-Abschaltung kommt: Technik hat keine Zukunft
Die kupferbasierten DSL-Anschlüsse leisteten lange gute Dienste, doch in den letzten Jahren hat sich die Internetnutzung massiv verändert. Mit den künftigen Anforderungen an Stabilität und Geschwindigkeit kann die Technologie nicht mehr mithalten: Sie erreicht höchstens 250 Mbit/s; zudem nimmt der Maximalspeed mit der Länge einer Leitung ab. Weitere Einschränkung: In aller Regel ist die Geschwindigkeit beim Hochladen von Daten erheblich niedriger als beim Herunterladen.
"Das Portfolio der Anbieter wird mehr und mehr auf Leistung und Geschwindigkeit getrimmt", sagt Theumer. "Der Umstieg auf schnellere Tarife soll Kunden neue Möglichkeiten aufzeigen und so den Wechsel zu Glasfaser quasi zwangsläufig erscheinen lassen. So oder so ist die Abschaltung des Kupfernetzes unumgänglich und wird auch in Deutschland bereits vorbereitet."
Erste Pilotprojekte zur Kupfer-Glas-Migration gestartet
In drei deutschen Testregionen können rund 700 Haushalte seit Februar 2024 keine DSL-Anschlüsse mehr buchen, sondern nur noch Glasfaser (FTTH). Bestehende DSL-Anschlüsse sollen nur noch für einen Übergangszeitraum genutzt werden können. Die Pilotregionen liegen in Wiesbaden/Hessen sowie Bad Salzungen/Thüringen. Ab September sollen erste Ergebnisse vorgestellt werden. In anderen europäischen Ländern hat die Abschaltung der Kupfernetze längst begonnen – etwa in Estland, Frankreich und Schweden.
"Ohne Frage ist die Kupfer-Glas-Migration sinnvoll und alternativlos im Sinne einer infrastrukturellen Ausrichtung auf die Erfordernisse der Zukunft," sagt Jens-Uwe Theumer. "Doch der Prozess muss eng begleitet werden. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten keine Preiserhöhungen durch die Umstellung befürchten müssen. Noch bleiben die Vorteile eines Glasfaser-Zugangs für viele Menschen unklar: So ist weithin unbekannt, dass Glasfaser nicht mit 1000 Mbit/s gleichzusetzen ist und somit auch andere, günstigere Tarifmodelle zur Verfügung stehen."
Mit T-DSL wurde das Internet massentauglich
Im Juli vor 25 Jahren schaltete die Deutsche Telekom die ersten Anschlüsse auf DSL-Basis (T-DSL). Gestartet wurde mit 768 Kilobit pro Sekunde (Kbit/s), das sind gerade mal 0,3 Prozent der heute maximal erreichbaren VDSL-Geschwindigkeit (250 Mbit/s). Die ersten Surfpakete beinhalteten 50 Onlinestunden und kosteten umgerechnet 100 Euro im Monat. Ein Jahr später wurde die erste Flatrate eingeführt. Mit steigendem Wettbewerb, zunächst nur über das Netz der Telekom, sanken die Preise in der Folge deutlich.
Methodik
Die verwendeten Daten basieren auf einer Online-Umfrage der Innofact AG im Auftrag von Verivox, an der im April 2024 insgesamt 1.010 Personen teilnahmen. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit. Gefragt wurde: In Deutschland gibt es immer noch viele Internetanschlüsse auf DSL-Basis. Trotzdem ist geplant, das DSL-Netz in den nächsten Jahren Schritt für Schritt abzuschalten. Was halten Sie davon, dass DSL zu Gunsten von Glasfaser vollständig abgeschaltet werden soll?
Die monatlichen Durchschnittspreise für DSL 16 und DSL 100 bei Buchungen über Verivox wurden mit Stichtag 18. April 2024 ermittelt. Seit August 2020 sind die Buchungen für DSL 16 rückläufig.