Deutsche Handykunden lassen jedes Jahr über 33 Milliarden Euro liegen
31.05.2021 | 09:00
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Durch die Nutzung überdimensionierter Tarife lassen deutsche Handykunden jedes Jahr über 33 Milliarden Euro liegen. Der Hintergrund: Telekom, Vodafone und Telefonica packen in ihre Smartphone-Tarife gut siebenmal so viel Volumen wie üblicherweise benötigt. Das zeigt die aktuelle Analyse der Tarifexperten von Verivox.
Kosten könnten im Schnitt um 86 Prozent gesenkt werden
Derzeit benötigt ein durchschnittlicher Handynutzer laut Bundesnetzagentur rund drei Gigabyte (GB) pro Monat zum mobilen Surfen. Das Datenvolumen aller aktuellen Laufzeittarife der deutschen Netzbetreiber liegt jedoch über alle Tarife hinweg bei 22 GB – und ist damit mehr als sieben Mal so groß wie der tatsächliche Verbrauch.
Somit zahlen viele Kundinnen und Kunden jeden Monat für Leistungen, die sie nicht oder nur teilweise benötigen. Das Sparpotenzial ist immens: Statt 47,59 Euro (durchschnittliche Kosten für 22 GB) fielen für 3 GB lediglich 6,54 Euro an – 86 Prozent weniger. Für alle Netzbetreiberkunden mit Laufzeitvertrag summiert sich die Ersparnis auf 33,8 Milliarden Euro, die rein rechnerisch jedes Jahr zu viel ausgegeben werden.
Hochwertige Tarife dienen oft der Smartphone-Finanzierung
Viele hochpreisige Tarife würden nicht wegen großer Datenpakete gebucht, sondern um ein Smartphone zu finanzieren, sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox: „Um den Einmalpreis eines Geräts so niedrig wie möglich zu halten, buchen Kunden hochpreisige Tarife – und diese enthalten große Datenbudgets, die oft kaum genutzt werden.“
Bei der Telekom und bei Vodafone kostet jedes GB Datenvolumen im Schnitt 3,21 bzw. 2,64 Euro, bei Telefonica sind es 69 Cent. Angebot und Nachfrage unterscheiden sich zunehmend: 2019 war das Datenkontingent „nur“ fünfmal so hoch wie der Durchschnittsverbrauch pro Kunde. Seitdem haben alle Anbieter das Datenkontingent ihrer Mobilfunktarife deutlich aufgestockt; die Telekom und O2 haben es sogar fast verdreifacht.
Hohes Sparpotenzial bei Discounter-Tarifen
Vor allem Handytarife mit kleinen und mittleren Datenbudgets sind bei Discounter-Marken wesentlich günstiger zu haben. Die Ersparnis bei Tarifen unter 20 GB kann über 60 Prozent gegenüber einem vergleichbaren Netzbetreiber-Tarif betragen. Wer leistungsstarke Tarife mit viel Datenvolumen und Extras wie schnellem 5G-Mobilfunk oder Multi-SIM-Optionen sucht, findet bei den Vertragstarifen von Telekom, Vodafone und Telefonica allerdings eine größere Auswahl.
Eigenen Datenverbrauch auf den Prüfstand stellen
Tipp für Verbraucher: In den Smartphone-Einstellungen ist transparent ablesbar, wie viel Datenvolumen im letzten Abrechnungszeitraum verbraucht wurde. Weicht das gebuchte Volumen regelmäßig vom Verbrauch ab, sollte ein passenderer Tarif gesucht werden. Zur Finanzierung eines neuen Smartphones ist es in den meisten Fällen deutlich günstiger, Gerät und Tarif getrennt zu erwerben. So lässt sich auch das benötigte Datenvolumen bedarfsgerecht buchen.
Methodik
Zu den Kosten pro GB: Berechnet wurde die monatliche Grundgebühr und das durchschnittliche Datenvolumen aller online verfügbaren Smartphone-Vertragstarife für Privatkunden der Netzbetreiber Telekom, Vodafone und Telefonica (Drillisch betreibt noch kein eigenes 4G-Mobilfunknetz). Flatrates ohne Gigabyte-Begrenzung sind nicht berücksichtigt, ebenso wie Einmalkosten und zeitlich begrenzte Rabatte/Aktionen. Stand: 10. Mai 2021. Die Kosten pro Gigabyte ergeben sich aus durchschnittlicher Vertragsgrundgebühr und inkludiertem Datenvolumen. Im Schnitt zahlen Netzbetreiberkunden für jedes Gigabyte Datenvolumen 2,18 Euro.
Zum Sparpotenzial: Im 4. Quartal 2020 hatten Telekom, Vodafone und Telefonica zusammen 68,65 Millionen Vertragskunden. Diese Summe ergibt multipliziert mit dem jährlichen Sparpotenzial von 492,60 Euro pro Netzbetreiberkunde (41,05 Euro x 12) ein rechnerisches Gesamtsparpotenzial von 33,81699 Milliarden Euro.