Deutsche arbeiten 33 Prozent länger für ihren Strom
16.04.2015 | 11:05
Heidelberg. Nach Berechnungen des unabhängigen Verbraucherportals Verivox musste ein deutscher Arbeitnehmer 2014 durchschnittlich 70 Stunden arbeiten, um die jährlichen Stromkosten eines Vierpersonenhaushalts zu begleichen. Das sind 17 Stunden oder rund ein Drittel mehr als noch vor zehn Jahren.
Strompreise steigen deutlich schneller als Einkommen
„Während viele Güter des täglichen Bedarfs gemessen an der Kaufkraft immer günstiger geworden sind, reichen die Einkommenszuwächse eines Durchschnittsverdieners nicht aus, um den Strompreisanstieg der letzten Jahre auszugleichen“, sagt Jan Lengerke, Mitglied der Geschäftsleitung bei Verivox. Während die Nominallöhne um 20 Prozent wuchsen, verteuerte sich Strom im vergangenen Jahrzehnt um 60 Prozent.
Ein Vierpersonenhaushalt mit einem jährlichen Verbrauch von 4.000 Kilowattstunden zahlte 2004 durchschnittlich 712 Euro für Strom. 2014 waren es bereits 1.135 Euro und damit 423 Euro mehr. Im gleichen Zeitraum ist der durchschnittliche Nettostundenlohn nach Zahlen des Statistischen Bundesamtes von 13,44 Euro auf 16,12 Euro gestiegen.
Schnell zum neuen Fernseher – Überstunden machen für den Strom
„Dass Strom heute so kostspielig ist, ist auch den staatlichen Steuern, Abgaben und Umlagen geschuldet. Ihr Anteil am Strompreis ist in nur zehn Jahren von 39 auf 53 Prozent gestiegen“, erklärt Jan Lengerke.
Zum Vergleich: Der durchschnittliche Preis für einen LCD-Fernseher ist in den vergangenen zehn Jahren um etwa die Hälfte gesunken. 2014 musste ein Arbeitnehmer für die Neuanschaffung durchschnittlich noch 34 Stunden arbeiten – halb so lange wie für die jährliche Stromrechnung.
Wer seinen Stromversorger noch nie gewechselt hat, kann sich die Mehrarbeit für die Stromrechnung jedoch nahezu ersparen. Ein Vierpersonenhaushalt, der aus der Grundversorgung zum günstigsten verfügbaren Angebot (ohne Vorauskasse) wechselt, kann seine jährliche Stromrechnung innerhalb weniger Minuten um rund 350 Euro senken.
Methodik
Für die Berechnung der Einkommensentwicklung wurden die Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen des Statistischen Bundesamtes (03/2015) herangezogen. Die Entwicklung der Strompreise basiert auf Zeitreihen der Verivox GmbH. Die durchschnittliche Preisentwicklung für TV-Geräte dokumentiert der Consumer Electronics Marktindex Deutschland (CEMIX).