Bauzinsen historisch niedrig - Hauskredit schwerer zu bekommen
04.08.2016 | 11:56
Heidelberg. Seit März erhalten einige Verbraucher schwerer einen Hauskredit von ihrer Bank. Ursache ist eine neue Richtlinie für Baufinanzierungen, die den Verbraucherschutz stärken sollte und deren Auswirkungen sich jetzt in der Praxis zeigen. Die Richtlinie sieht vor, dass Banken bei einer Baufinanzierung weniger den Wert der Immobilie als Sicherheit nehmen, sondern vorrangig das Einkommen der Kreditnehmer. Das erschwert den Banken die Bonitätsprüfung, verschlechtert die Zinsen für einige Kunden und kann sogar zur Verweigerung eines Kredits führen, der unter den alten Regelungen noch gewährt worden wäre.
Das Einkommen zählt, weniger die Immobilie
So haben Hausbesitzer als Rentner in der Regel ein geringeres Einkommen als im Berufsleben. Deshalb bekommen sie heute unter Umständen keinen Kredit für Hausumbauten. Früher galt das Grundpfandrecht auf ihr Haus als Sicherheit, selbst wenn die Rente nicht zur vollständigen Tilgung des Darlehens ausreichte. Außerdem können alle betroffen sein, deren zukünftiges Einkommen die Bank schwer einschätzen kann. Dazu zählen Selbstständige oder Hauskäufer, die während der Laufzeit der Baufinanzierung das Rentenalter erreichen. Und selbst junge Familien stellen in der Hinsicht für Banken ein Risiko dar: Wenn Kinder geboren werden, könnte ein Einkommen längerfristig ausfallen.
In der Praxis steigen außerdem die Kosten für die Bank. Sie müssen dem Kunden für jedes Angebot ein ausführlicheres Merkblatt aushändigen und erklären. „Dabei haben die Banken in Deutschland die Bonität der Kunden – im internationalen Vergleich – seit jeher gut geprüft“, sagt Guido Syré, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Zinsen unter 1 Prozent
Für die betroffenen Interessenten ist das doppelt ärgerlich, denn die Zinssituation für Hauskäufer ist eigentlich denkbar günstig. Wer knapp 50 Prozent Eigenkapital mitbringt, erhält aktuell eine Baufinanzierung über 10 Jahre für 0,96 Prozent – bei sehr guter Bonität. Für ein Darlehen von 100.000 Euro zahlt der Hausbesitzer dann nur eine Monatsrate von 330 Euro (Tilgung 3 Prozent). Vor 5 Jahren wären das noch rund 540 Euro gewesen – bei gleicher Restschuld nach 10 Jahren.