Baufinanzierung: Die passende Zinsbindung wählen
19.05.2016 | 09:33
Heidelberg - Immobilienkäufer sichern sich aktuell historisch niedrige Zinsen bei der Baufinanzierung. Dabei stehen sie aber vor der Frage, ob sich eine Zinsbindung eher für 10 oder für 20 Jahre lohnt. Das unabhängige Verbraucherportal Verivox zeigt in einer Modellrechnung: Wenn die Zinsen in den kommenden 10 Jahren auf etwa 4 Prozent oder höher steigen, dann lohnt sich die längere Zinsbindung.
Längere Laufzeit, höherer Zinssatz
Bei den meisten Baufinanzierungen werden die Zinsen für 10 Jahre festgelegt. Bei einer 20-jährigen Zinsbindung verlangt die Bank einen etwas höheren Zins – für ihr Risiko, dass die Zinsen in der Zwischenzeit steigen.
Kreditnehmer können für 800 Euro im Monat ein 200.000-Euro-Darlehen aufnehmen und sich für eine 10-jährige Zinsbindung entscheiden. In der Modellrechnung haben sie dann nach 10 Jahren rund 13.500 Euro mehr getilgt als bei der 20-jährigen Zinsbindung mit einem etwas höheren Zinssatz.
Der Moment der Wahrheit kommt, wenn sie nach 10 Jahren eine Anschlussfinanzierung benötigen. Liegt der effektive Zins dann über 3,73 Prozent, ist der Hauseigentümer mit einer 20-jährigen Zinsbindung im Vorteil, weil er weiterhin seine alten Zinsen zahlt. Liegt das neue Darlehen unter 3,73 Prozent, dann spielt die kurze Zinsbindung ihre Stärke aus.
Längere Laufzeit, mehr Planungssicherheit
Eine Prognose für die Zinsen in 10 Jahren bleibt ein Blick in die Glaskugel. „Wer also viel Wert auf Planungssicherheit legt, dem empfehlen wir, sich längerfristig zu binden, etwa 20 Jahre. Der Zinsunterschied zwischen 10- und 20-jähriger Laufzeit ist nicht hoch und liegt bei etwa 0,7 Prozent“, sagt Ingo Weber, Geschäftsführer von Verivox. „Wenn die Hauskäufer viel Geld – vielleicht aus Boni oder Schenkungen – in Sondertilgungen stecken wollen, dann kann die kurze Zinsbindung attraktiver sein.“
Flexibilität nach 10 Jahren
Auch mit langen Zinsbindungen über 10 Jahre sind den Häuslebauern nicht die Hände gebunden. Sie haben immer das Recht, ihr Darlehen nach 10 Jahren mit einer 6-monatigen Kündigungsfrist zu kündigen und umzuschulden. Sollte der Zinssatz dann tatsächlich unter ihren heutigen Konditionen liegen, können sie sich ein besseres Angebot suchen.
Methodik
Die Modellrechnung basiert auf den 2/3-Zinssätzen der aktuellen Top-Banken. Der 2/3-Zins ist ein Schwellenwert, wenn Banken ihre Zinsen heute an der Bonität der Kunden und Werthaltigkeit der Immobilie ausrichten. 2/3 aller Kunden erhalten mindestens diesen Zinssatz oder einen besseren. Die Modellrechnung basiert deshalb auf Annahmen für Durchschnittskunden.