Analyse: Internettarife nach 24 Monaten im Schnitt 53 Prozent teurer
23.09.2024 | 08:00
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Nach der Mindestlaufzeit werden 92 Prozent der Tarife für stationäres Internet teurer: Preisvorteile für Neukunden fallen dann weg, Rabattaktionen aus dem Vertragsabschluss laufen aus. Im Schnitt liegt die Preissteigerung bei über 50 Prozent; etliche Tarife werden nach 24 Monaten sogar doppelt so teuer. Das zeigt eine Analyse des Vergleichsportals Verivox auf Basis von 266 Internettarifen.
Massive Teuerung: Im Schnitt über 50 Prozent
Die Durchschnittspreise der ersten 24 Monate sind im Vergleich zu den Preisen danach erheblich niedriger: Die monatlichen Kosten der untersuchten Internettarife steigen ab dem 25. Monat im Schnitt um 53 Prozent, über 40 Tarife verdoppeln sich sogar im Preis. Die Tarifleistung wird dabei nicht etwa aufgestockt, sondern bleibt gleich. Insgesamt werden 244 der 266 untersuchten Tarife nach der Mindestlaufzeit teurer. Betroffen sind alle Tarifklassen, vom 16-Megabit-Basistarif bis zur 1.000 Mbit/s-schnellen Glasfaserleitung.
"Die meisten Anbieter kalkulieren damit, dass ein großer Teil der Kunden die höheren Kosten hinnimmt – und nicht in jedem Fall auch tatsächlich bemerkt", sagt Jörg Schamberg, Telekommunikationsexperte bei Verivox. "Denn die veränderte Preisstruktur wird im Markt nicht einheitlich abgebildet, Rabatte und Vergünstigungen werden zu verschiedenen Zeitpunkten und auf unterschiedlichen Wegen gewährt."
Telekom-Tarife mit höchsten Preissprüngen
Beim Branchenprimus Deutsche Telekom geht die Schere nach 24 Monaten besonders stark auseinander – 28 von 30 Tarifen mit einem Preissprung von über 30 Euro im Monat sind Telekom-Tarife. Gleichwohl ist die aktuelle Telekom-Preisstruktur insbesondere für Glasfaser-Interessenten durchaus attraktiv: Derzeit ist Glasfaser beim Marktführer sogar günstiger und mit einem höheren Upload zu haben als ein herkömmlich aufgebauter DSL-Tarif mit ähnlichem Download-Speed.
"Nach Jahren des Zögerns hat die Telekom Glasfaser inzwischen in den Mittelpunkt ihrer Vermarktung gestellt – bei der großen Marktmacht des Ex-Monopolisten eine bittere Pille insbesondere für alternative Stadtnetzbetreiber, die schon länger bewusst auf Glasfaser setzen", so Schamberg.Eine andere Strategie zeigt sich beim Münchner Anbieter M-net: 12 Internettarife des regionalen Providers kommen komplett ohne Preissprung nach 24 Monaten aus, beinhalten allerdings auch nur selten hohe Rabatte.
Großes Sparpotenzial nach zwei Jahren Laufzeit
"Niemand sollte für dieselbe Leistung von einem auf den anderen Tag einen höheren Preis bezahlen," sagt Schamberg. "Wer nach zwei Jahren wechselt, kann über die nächsten 24 Monate knapp 500 Euro sparen". Ein Anbieterwechsel nach der Mindestlaufzeit ermöglicht nicht nur große Sparpotenziale, sondern sichert häufig auch mehr Leistung: "Vielfach bekommen Kunden, die aus einem alten Internetvertrag herauswechseln, zum selben Preis heute die doppelte Surf-Geschwindigkeit". Dank einer Gesetzesänderung dürfen sich Verträge nicht mehr automatisch um weitere 12 Monate verlängern, sondern sind nach der Mindestlaufzeit monatlich kündbar.
Weitere Preiserhöhungen bei Internet befürchtet
Der Markt für Internettarife ist in den letzten 1,5 Jahren in Bewegung geraten: Eine Verivox-Auswertung aus dem März 2024 zeigte, dass innerhalb der vorangegangenen 12 Monate 58 Prozent der Internettarife teurer geworden waren. "Es ist mit weiter steigenden Preisen zu rechnen. Die großen Investitionen in den Netzausbau – sowohl für die Glasfaserinfrastruktur als auch zur Umsetzung der geplanten höheren Mindestbandbreiten – werden vermutlich zu neuen Preisanpassungen führen", sagt Schamberg.
Methodik
Verglichen wurden 266 Internettarife von 15 verschiedenen deutschen Internetanbietern; diese decken über 90 Prozent des Marktes ab. Dabei wurden die im 1.-24. Vertragsmonat anfallenden monatlichen Effektivpreise (Grundgebühren inklusive Rabattaktionen, Verivox-Bonus und Einmalkosten) den in denselben Tarifen ab dem 25. Monat zu zahlenden Gebühren gegenübergestellt. Die Download-Geschwindigkeit der Tarife beträgt zwischen 16 und 1.000 Mbit/s; berücksichtigt sind Tarife über DSL, Kabel und Glasfaser. Das Rechenbeispiel zum Sparpotenzial bezieht sich auf den Wechsel von "Telekom Magenta Zuhause L" zu "Vodafone Giga Zuhause 100 DSL"; die Differenz zwischen dem Effektivpreis in den ersten 24 Monaten und dem Preis ab dem 25. Monat liegt bei 248,04 Euro/Jahr. Stand: 06.06.2024.