Analyse: Erste Anzeichen für steigende Strompreise
25.05.2021 | 09:07
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Die Strompreise für private Haushalte in Deutschland stagnieren seit Jahresbeginn auf hohem Niveau. Wegen höherer Großhandelspreise zeichnet sich jedoch bereits ein Anstieg ab. Das ist das Ergebnis einer Strompreisanalyse des Vergleichsportals Verivox.
Erhöhungen und Senkungen halten sich noch die Waage
Bisher haben im Jahr 2021 insgesamt 131 örtliche Grundversorger Preiserhöhungen von durchschnittlich 3 Prozent angekündigt oder bereits durchgeführt. Ein Musterhaushalt mit einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh bezahlt dann durchschnittlich 37 Euro mehr. Dem stehen 143 Preissenkungen von durchschnittlich 2 Prozent im gleichen Zeitraum gegenüber, was einer Entlastung von durchschnittlich 30 Euro entspricht.
„Die Strompreise der regionalen und überregionalen Energieversorger haben im ersten Halbjahr 2021 ihr hohes Niveau weiter gehalten“, sagt Thorsten Storck, Energieexperte beim Vergleichsportal Verivox. „Die Preissteigerungen im Großhandel deuten jedoch auf einen Aufwärtstrend hin.“
Großhandelspreise im Aufwärtstrend
Durch die verschärften Bemühungen der EU um den Klimaschutz sind die Preise für CO2-Zertifikate deutlich angestiegen und haben im Mai 2021 zum ersten Mal die Marke von 50 Euro geknackt. Dadurch steigen auch die Kosten des Betriebs von Kohle- und Gaskraftwerken, weshalb die Großhandelspreise für Strom im Lauf des Jahres 2021 deutlich angestiegen sind. Im ersten Quartal 2021 liegen sie rund 87 Prozent über dem Vorjahresquartal.
„Die meisten Energieversorger decken sich langfristig mit Strom ein und haben die höheren Börsenstrompreise bisher nicht an ihre Kunden weitergegeben. Sollte sich der Trend bei den Großhandelspreisen für Strom verstetigen, werden langfristig auch die Strompreise für die privaten Haushalte ansteigen“, sagt Thorsten Storck.
Discounter-Angebote steigen bereits
Dieser Aufwärtstrend lässt sich bereits jetzt bei den besonders günstigen Stromtarifen für Neukunden beobachten. Die durchschnittlichen Kosten für den günstigsten verfügbaren Tarif mit empfehlenswerten Bedingungen und Neukundenbonus sind seit Jahresbeginn um rund 6 Prozent angestiegen.
„Bei den günstigsten Energieversorgern wird besonders knapp kalkuliert, weshalb sich höhere Großhandelspreise hier besonders früh auf die Angebote für Neukunden auswirken“, sagt Thorsten Storck.
Sparpotenzial immer noch hoch
Trotz der Preissteigerungen im günstigsten Tarifsegment können Haushalte durch einen Wechsel zu einem günstigeren Stromtarif hohe Einsparungen erzielen. Ein Haushalt, der noch nie den Tarif gewechselt hat und zu den Bedingungen der Strom-Grundversorgung beliefert wird, kann bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh im Bundesdurchschnitt aktuell 352 Euro pro Jahr einsparen. Wer bereits zum günstigsten Tarif des örtlichen Versorgers gewechselt hat, kann im Durchschnitt immer noch 172 Euro pro Jahr sparen.