71 Prozent der Deutschen verzichten auf den Dispo
05.06.2014 | 11:09
Heidelberg. Mit einem Dispositionskredit (Dispo) lassen sich finanzielle Engpässe schnell und flexibel überbrücken. Doch die meisten Deutschen machen einen großen Bogen darum: Mehr als zwei Drittel (71%) haben oder nutzen keinen Dispo. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsinstituts YouGov im Auftrag des unabhängigen Verbraucherportals Verivox hervor.
Lediglich zehn Prozent der Befragten gaben an, ihr Konto öfters im Jahr zu überziehen. Fast jeder dritte Bundesbürger (29%) verzichtet hingegen gleich ganz darauf, sein Konto mit einer Überziehungsmöglichkeit zu versehen. 42 Prozent haben zwar einen Dispokredit, nutzen ihn aber nicht. Dabei steigt die Nichtnutzung mit zunehmendem Alter. Während in der Gruppe der 18- bis 24-Jährigen 24 Prozent angaben, den Dispo nicht in Anspruch zu nehmen, waren es bei den über 55-Jährigen doppelt so viele (48%).
Verbraucher nutzen den Dispo offenbar verantwortungsvoll
Wer sein Konto überzieht, tut das der Umfrage zufolge mehrheitlich aufgrund finanzieller Engpässe (44%) – um etwa ungeplante Reparaturen bezahlen bzw. Nachzahlungen tätigen zu können. Die Umschuldung, der Fahrzeug-, Elektronik- und Möbelkauf spielen mit jeweils unter fünf Prozent nur eine untergeordnete Rolle, genauso wie die Finanzierung des Urlaubs (6%). „Es wird deutlich, dass die meisten Bürger den Überziehungskredit dazu nutzen, wofür er gedacht ist: nämlich, um kurzfristige Zahlungslücken zu schließen. Das zeugt von einem bewussten und verantwortungsvollen Umgang mit dem Dispo“, resümiert Ingo Weber, Geschäftsführer und Chief Financial Officer bei Verivox.
Dispo: Flexibel und sofort verfügbar – aber meist teuer
Die Mehrheit der Disponutzer (74%) schätzt die Flexibilität des Dispos und den Umstand, dass sie auf ihn – anders als bei Ratenkrediten – im Bedarfsfall sofort zurückgreifen können (33%). „Flexibilität und Verfügbarkeit kaufen sich Bankkunden jedoch meist sehr teuer ein. In der Regel werden für diese finanzielle Freiheit mehr als 10 Prozent an Zinsen fällig. Wer planbare Ausgaben hat, sollte daher besser auf einen günstigen Ratenkredit zurückgreifen“, rät Weber. Kleinkredite, die in Raten zurückgezahlt werden, sind derzeit schon für einen Zinssatz unter drei Prozent zu erhalten.
Überziehungskredite in der Diskussion
Die Transparenz von Dispositionskrediten wird seit Monaten heiß diskutiert. Verbraucherschützer argumentieren, das regelmäßige Überziehen des Kontos ebne den Weg in die Schuldenfalle. Sie fordern deshalb die gesetzliche Deckelung der Zinsen. Die Pläne der Großen Koalition sehen das jedoch nicht vor. Union und SPD wollen stattdessen die Banken verpflichten, Kunden mit überzogenem Konto zu warnen und bei längerer und häufiger Inanspruchnahme günstige Alternativen anzubieten.
Zur Methodik
Die repräsentativen Umfragedaten wurden vom Marktforschungsinstitut YouGov in der Zeit vom 06.05.2014 bis 08.05.2014 online ermittelt. Befragt wurden insgesamt 1.057 Personen im Alter ab 18 Jahren.