100 Euro und mehr: Hohe Kontokosten bei Sparkassen doppelt so häufig wie bei anderen Banken
12.06.2024 | 09:00
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Wie viel die Deutschen für ihr hauptsächlich genutztes Girokonto ausgeben müssen, hängt stark davon ab, bei welcher Bank sie sind. Mehr als ein Viertel aller Sparkassenkunden hat jährliche Kontokosten von 100 Euro oder mehr. Bei anderen Banken mit Filialgeschäft ist dieser Anteil nur etwa halb so groß. Am seltensten sind dreistellige Kontokosten bei Direktbanken. Das zeigt eine repräsentative Umfrage des Vergleichsportals Verivox.
18 Prozent aller Bankkunden zahlen 100 Euro oder mehr
Insgesamt zahlen 18 Prozent aller Befragten nach eigenen Angaben mindestens 100 Euro im Jahr für ihr hauptsächlich genutztes Girokonto – bei 14 Prozent der Befragten belaufen sich die jährlichen Gebühren auf 100 bis 200 Euro, 4 Prozent zahlen noch mehr.
Teure Konten auch unter Filialbanken ungleich verteilt
Sparkassenkundinnen und -kunden verfügen mit Abstand am häufigsten über ein teures Girokonto mit jährlichen Gebühren in dreistelliger Höhe. In dieser Gruppe gibt mehr als ein Viertel der Befragten entweder 100 bis 200 Euro (21 Prozent) oder sogar über 200 Euro pro Jahr (6 Prozent) fürs Konto aus.
"Ein weit verzweigtes Filialnetz zu betreiben, ist für Kreditinstitute mit Kosten verbunden, die sie über die Kontogebühren auf ihre Kundschaft umlegen", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Die Studiendaten zeigen aber, dass es auch unter den Geldhäusern mit Filialgeschäft große Unterschiede bei den Kontokosten gibt."
Bei anderen Filialbanken liegt die jährliche Gebührenlast der Kunden wesentlich seltener im dreistelligen Bereich: Nur 14 Prozent der Befragten mit einem Konto bei einer privaten Filialbank wie der Deutschen Bank, Commerzbank oder der Hypo-Vereinsbank kommen auf jährliche Kontokosten von mindestens 100 Euro. Unter den Kundinnen und Kunden der genossenschaftlichen Volks- und Raiffeisenbanken, PSD Banken und Sparda-Banken zahlen ebenfalls nur 14 Prozent 100 Euro oder mehr fürs Konto.
Erwartungsgemäß am seltensten sind Kontokosten über 100 Euro bei den Kunden von Direktbanken, also den reinen Online-Banken ohne örtliche Geschäftsstellen. In dieser Gruppe zahlen nur 8 Prozent der Befragten 100 Euro oder mehr.
Kostenfreie Konten vor allem bei Direkt- und Privatbanken
Im Gegensatz dazu verfügen vier von fünf Direktbankkunden entweder über ein gebührenfreies Konto (41 Prozent) oder sie geben pro Jahr weniger als 50 Euro für die Gebühren aus (ebenfalls 41 Prozent). Auch unter den Kunden der privaten Filialbanken muss eine Mehrheit der Befragten entweder keine Kontogebühren zahlen (29 Prozent) oder die jährlichen Gesamtkosten liegen unter 50 Euro (28 Prozent).
"Beim Konto müssen Preis und Leistung zusammenpassen. Darum darf die persönliche Beratung und Betreuung vor Ort in der Filiale natürlich etwas kosten", sagt Oliver Maier. "Für den Teil der Kundschaft, der Bankgeschäfte überwiegend selbstständig über das Internet erledigt und die teure Filialinfrastruktur somit gar nicht in Anspruch nimmt, bieten insbesondere unter den überregionalen Privatbanken mehrere große Institute kostenfreie oder sehr günstige Kontomodelle an."
Bei den regionalen Kreditinstituten sind komplett kostenfreie Konten hingegen eher die Ausnahme: 7 Prozent der Sparkassenkunden und 9 Prozent der Kontoinhaber bei Genossenschaftsbanken haben ein Gratis-Konto. Dafür zahlt immerhin ein Drittel der Kunden von Volksbanken, PSD-Banken und Sparda-Banken weniger als 50 Euro Gebühren im Jahr. Bei den Sparkassen liegt dieser Anteil mit 23 Prozent ein gutes Stück niedriger.
Kunden von Sparkassen und Volksbanken weniger preissensibel
Aber weder Sparkassen noch Volksbanken müssen sich größere Sorgen machen, dass ihnen wegen hoher Kontokosten die Kunden abspenstig werden. Denn wie die Verivox-Studie zeigt, ist ihre Kundschaft am wenigsten preissensibel. Nur rund ein Drittel (jeweils 34 Prozent) der Sparkassen- und Volksbankkunden würde bei recht moderaten Gebührenerhöhungen um bis zu 25 Euro jährlich einen Bankwechsel erwägen. Bei den Privatbanken mit Filialgeschäft (42 Prozent) und den Direktbanken (60 Prozent) ist dieser Anteil wesentlich höher.
Für 16 Prozent der Sparkassenkunden und sogar 18 Prozent der Befragten mit Girokonto bei einer Genossenschaftsbank käme ein Bankwechsel keinesfalls in Frage – ganz egal, wie sehr die Kontokosten steigen.
Methodik
Im Auftrag von Verivox hat das Meinungsforschungsinstitut Innofact im März 2024 insgesamt 1.025 Personen im Alter von 18 bis 79 Jahren befragt. Die Befragten entstammen einem ISO-zertifizierten Online-Panel mit rund 500.000 Teilnehmenden. Die Umfrage ist bevölkerungsrepräsentativ in Bezug auf Alter, Geschlecht und Bundeslandzugehörigkeit.
Gefragt wurde: Bei welcher Bank haben Sie Ihr hauptsächlich geführtes Girokonto? – Wie viel haben Sie im letzten Jahr insgesamt für Ihr hauptsächlich genutztes Girokonto ausgegeben? – Stellen Sie sich vor, Ihre Bank will die Gebühren für Ihr hauptsächlich genutztes Girokonto anheben. Bis zu welcher Höhe würden Sie höhere Kontokosten akzeptieren und ab welcher Kostensteigerung würden Sie die Bank wechseln?