Telefon-Warteschleifen sollen kostenlos werden
Stand: 22.09.2010
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Berlin - Der Ärger über teure Telefon-Warteschleifen soll schon bald Geschichte sein. Die Bundesregierung hat entschieden, dass die Warteschleifen künftig nichts mehr kosten sollen. Die Regelung soll für Anrufe aus dem Festnetz und aus dem Mobilfunknetz greifen - und zwar für alle Servicenummern gleichermaßen, so Informationen der Deutschen Presse-Agentur aus Regierungskreisen. Die Serviceleistung selbst ist von der Regelung nicht betroffen.
Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) sagte am Mittwoch: "Warteschleifen dürfen bei teuren Service- und Mehrwertdienste-Rufnummern künftig nur eingesetzt werden, wenn der Angerufene die Kosten der Warteschleife trägt." Das Haus von Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) nannte die kostenlosen Warteschleifen einen großen Erfolg zugunsten der Verbraucher. Der Verbraucherexperte der FDP im Bundestag, Erik Schweickert, sagte: "Das Geschäftsmodell Warteschleife wird beendet."
Die Branche begrüßte die Pläne grundsätzlich, wies aber auf mögliche Probleme hin. "Wir wollen, dass der Kunde schnell an die Information herankommt", sagte der Geschäftsführer des Verbands der Anbieter von Telekommunikations- und Mehrwertdiensten (VATM), Jürgen Grützner. Das Problem sei, dass die eher günstige 0180-Servicenummer keine Differenzierung der Preise erlaube. Technisch möglich sei dies bisher nur bei den teureren 0900-Rufnummern.
Der Deutsche Dialogmarketing-Verband, ein Zusammenschluss von Dienstleistern wie der Telekom und IBM, begrüßte die Einigung. "Kostenlose Warteschleifen finden wir gut", sagte Simon Juraschek, Vorsitzender des Bereichs Call Center. "Es gibt allerdings noch einige technische Hürden."
Das Bundeswirtschaftsministerium hatte vor einigen Monaten bereits Eckpunkte vorgelegt. Die Wirtschaft sperrte sich allerdings gegen Pläne für kostenlose Warteschleifen. Das Verbraucherministerium erhöhte daraufhin den Druck.
Während 0800-Nummern derzeit kostenlos sind, müssen Anrufer für 0180-Servicedienste und 0900-Premiumdienste zahlen. Wer in einer Warteschleife hängt, muss dafür nach Recherchen der Grünen-Bundestagsfraktion mit zweistelligen Euro-Beträgen rechnen. Es gibt allerdings Obergrenzen.
Ein Gesetzentwurf zur Novelle des Telekommunikationsgesetzes soll nun in die Ressortabstimmung der Regierung gehen. Geplant sind weitere Verbesserungen für Verbraucher, etwa eine verbindliche Tarifansage bei Call-by-Call und ein einfacherer Wechsel von Telefon- und Internetanbietern. Außerdem sollen Verbraucher besser vor der Abrechnung von Internet-Kostenfallen über die Handyrechnung geschützt werden. Vorgesehen ist ein Verbot der Sperrung des Anschlusses bei Widerspruch gegen einzelne Posten in der Rechnung.