Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn
Puerto de Mogán – Wassersportler und Aktivurlauber lieben die kanarischen Inseln: Surfer zieht es nach Fuerteventura, El Hierro lockt mit spannenden Tauchspots und La Palma ist ein Paradies für Wanderer. Doch was ist mit Gran Canaria?
Bei Gran Canaria denken die meisten nur an Pauschaltourismus, Bettenburgen und Partymeilen an der Playa del Inglés. Einigen kommen noch die Sanddünen von Maspalomas in den Sinn. Doch für Aktivurlaub ist die Insel nicht bekannt.
Zugegeben: Die meisten Urlauber auf Gran Canaria wollen tatsächlich eher in den Ferienhochburgen im Süden der Insel faulenzen und abends das Nachtleben mit Hunderten Restaurants, Klubs und Bars genießen. Doch das heißt noch lange nicht, dass man auf Gran Canaria nichts erleben kann. Das gebirgige Inselinnere lädt zu Wanderungen ein. Und sogar im touristischen Süden der Insel kommen Aktivurlauber auf ihre Kosten – vor allem Wassersportler.
Eins der besten Surfreviere in Europa
Obwohl Fuerteventura bekannter ist, gehört Gran Canaria zu den besten Surfrevieren Europas. Aus diesem Grund unterhält auch der ehemalige deutsche Windsurf-Profi und 42-fache Weltmeister Björn Dunkerbeck in Playa del Inglés eine eigene Surfschule. "Hier am Aguila-Strand können Anfänger und Fortgeschrittene 220 Tage im Jahr surfen. Wir haben immer gute Wellen, nicht zu groß und nicht zu klein, und eine durchschnittliche Jahrestemperatur von 22 Grad", versichert Pedro Galeano, einer von Dunkerbecks Surflehrern.
Könner verschlägt es an die Nordküste zwischen Las Palmas und Gáldar oder an die windige Ostküste nach Pozo Izquierdo, Vargas und Arinaga, wo bei Windgeschwindigkeiten von bis zu 60 km/h und drei Meter hohen Wellen sogar Etappen der jährlichen Surf-Weltmeisterschaften ausgetragen werden. "Gran Canaria und Fuerteventura werden auch gerne als europäisches Hawaii bezeichnet", erklärt Galeano.
Erstklassiges Revier für Segler und Hochseeangler
Die Wind- und Wetterbedingungen machen Gran Canaria auch zu einem erstklassigen Segelrevier, insbesondere die Südwestküste zwischen Arguineguin und Puerto de Mogán. Nicht selten können Segler dort Delfine und sogar Wale beobachten. Wer nicht segelt, kann die Tiere auf einem normalen Bootsausflug in Augenschein nehmen.
Das große Fischaufkommen macht den Süden der Insel besonders beliebt bei Hochseeanglern. Vor der Küste bei Puerto Rico wurden bereits mehrere Weltrekorde im Hochseefischen aufgestellt. Schwertfische, riesige rote Thunfische und blaue Marlin finden sich hier, obwohl Letztere vom Aussterben bedroht sind und nicht mehr gefischt werden sollten. "Auch hier ist die Unterwasserwelt bedroht. Die Leute sollten sich lieber Taucherbrille und Flossen anziehen und diese einzigartige Welt genießen, ohne sie zu zerstören", meint Jerry O'Connor, der seit 1998 seine Tauchbasis Canary Diving Adventures am Taurito-Strand ganz in der Nähe von Puerto de Mogán betreibt.
O'Connor taucht heute die "Cermonia II" an. Wenige Hundert Meter vom Strand entfernt liegt das knapp 36 Meter lange Boot auf dem sandigen Meeresgrund, in nur 19 Meter Tiefe. Trotz bester Sichtverhältnisse ist das vor 16 Jahren versenkte Wrack erst kaum auszumachen. Ein riesiger Schwarm Gelbflossen-Grunzer bildet davor eine regelrechte Wand. Trompetenfisch, Sardinen und Bogas haben im Wrack ihr zu Hause gefunden.
Tauchrevier mit zahlreichen Wracks
"Natürlich ist das hier weder mit den Malediven noch mit dem Roten Meer zu vergleichen. Aber lass dich doch einfach mal überraschen", sagt Georg Wolf, bevor er zum nur wenige Meter entfernten Wrack der "Allegranza" abtaucht. Schon seit mehr als 24 Jahren lebt der Leiter der deutschen Extra Divers Tauchbasis in Puerto de Mogán. Er scheint jeden Fisch, jede Höhle, jeden Felsen hier zu kennen.
Und da kommt auch schon die Überraschung: ein U-Boot. Quietschgelb nähert es sich mit einem leisen Surren und ist eigentlich auch der Grund, warum das knapp 40 Meter lange Fischerboot "Allegranza" hier vor dem Hafen von Puerto de Mogán überhaupt versenkt wurde.
Das U-Boot-Unternehmen hat gleich mehrere alte Schiffe in der Gegend untergehen lassen, um seine Touren noch abenteuerlicher zu machen. Vor der Playa de Mujeres, weiter östlich bei Arguineguin, können Taucher in nur 17 Meter Tiefe sogar ein 30 Meter langes und 9 Meter breites russisches Tragflügelboot bewundern.
Fast immer treiben sich Barrakudas an den Wracks herum. Bei der mit 45 Meter sehr tief liegenden "Blue Bird" können Taucher im Blauwasser sogar Makrelen und Thunfische beim Jagen beobachten. Am Tauchspot El Perchel genießt man im Strömungstauchgang die Felslandschaft einfach im Vorbeitreiben. Am Mogán West und El Manatial sind die vulkanischen Felsen und Grotten nicht minder schön.
Barrakudas, Rochen, Kugelfischen, Engelhaie
Einer der vielleicht bekanntesten Tauchplätze auf Gran Canaria ist El Cabrón im gleichnamigen Marineschutzgebiet von Arinaga an der Ostküste. Hier wird von Land aus getaucht. Die Landschaft unter Wasser gehört mit ihren unzähligen Grotten, Kaminen und Torbögen mit Sicherheit zu den schönsten der gesamten Insel. Riesige Fischschwärme tummeln sich hier – Zackenbarsche, Barrakudas, Rochen, Kugelfische und sogar Engelhaie. In den Riffkanten und Höhlen verstecken sich Kraken und Muränen.
Die meisten Tauchspots findet man aber vor Puerto de Mogán. Die geschützte Lage im Südwesten und die vielleicht besten Wetterverhältnisse der Insel machen es möglich, hier das ganze Jahr über zu tauchen. Puerto de Mogán ist zweifelsohne auch das schönste Küstendorf Gran Canarias. Dass die Einheimischen den Ort "Venedig der Kanaren" taufen, ist zwar mehr als übertrieben. Aber das mittlerweile sehr touristische Örtchen hat mit seinen schmucken Gassen, Brücken, zahlreichen Wasserkanälen, einem niedlichen Hafen und renovierten ehemaligen Fischerhäusern auf jeden Fall Charme.