Motorräder winterfest machen
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Fallen die Blätter von den Bäumen sollten Motorradfahrer ihre Maschine so langsam für den Winterschlaf fertig machen. Für das richtige Einmotten gibt es einige gute Tipps:
Die Motorradwäsche
Die Reinigung des Motorrads ist Grundvoraussetzung dafür, dass es in der Winterpause keinen Rost ansetzt, sagt Michael Lenzen vom Bundesverband der Motorradfahrer (BVDM). Schmutz bindet Feuchtigkeit und begünstigt die Korrosion. Vor der Wäsche lohnt es sich, nach undichten Stellen an Motor, Getriebe, Bremsanlage und Stoßdämpfern zu suchen. Denn danach sind verräterische Spuren meist verwischt. Die Fahrzeugwäsche auf der Straße oder in der Garageneinfahrt ist verboten. Wer auf einem Waschplatz zum Hochdruckreiniger greift, sollte damit sehr vorsichtig sein, warnt Lenzen: "Den Wasserstrahl immer mit genügend Abstand auf die Maschine richten und auf keinen Fall direkt auf die Radlager, weil dort sonst Fett ausgespült werden und Wasser eindringen kann." Elektrische Bauteile und Verbindungen dürfen ebenfalls nicht mit Hochdruck gewaschen werden.
Mit einem Lappen lassen sich hartnäckige Verschmutzungen lösen. Anschließend sollte das Motorrad trockengefahren werden, empfiehlt der BVDM-Vorsitzende. Wasserrückstände in schwer zugänglichen Ecken lassen sich mit Druckluft beseitigen. Auf die Wäsche folgt Lenzen zufolge das Konservieren. Lackierte und verchromte Teile sollten mit Fahrzeugpolitur und Wachs behandelt werden. Gegen Rost hilft auch Korrosionsschutzöl. Das Öl darf beim Aufsprühen aber nicht auf Bremsen, Fußrasten und Hebel geraten. Eine Reinigung und frisches Fett verlängern die Lebensdauer der Kette. "Grafitöl für die Schlösser hält diese leichtgängig, und auch den Lagern der Hebeleien tut etwas Schmiermittel gut", sagt Lenzen. Lackschäden sollten gesäubert und mit einem Lackstift ausgebessert werden. Sonst bieten sie Rost einen idealen Nährboden. Spezielle Pflegemittel halten Gummi- und Kunststoffteile geschmeidig.
Der Technikcheck
Die Wartungsarbeiten vor der Winterpause gehen im Prinzip schon in den Frühjahrs-Check über. "Wer also im Herbst schon fleißig ist, kann im Frühjahr schneller wieder durchstarten", sagt Matthias Haasper vom Institut für Zweiradsicherheit (ifz). Die Kontrolle der Füllstände von Öl, Wasser und Bremsflüssigkeit ist schnell erledigt. Anschließend gilt es, die Kettenspannung, Ritzel und Bremsbeläge zu checken sowie den Luftfilter zu reinigen. Die Fahrzeugbatterie sollte ausgebaut, frostgeschützt aufbewahrt und gelegentlich nachgeladen werden, rät Haasper. "Das wirkt der Selbstentladung des Akkus entgegen."
Steht eine Inspektion an, besorgen sich Biker am besten noch vor Saisonende einen Termin. "Die Werkstätten sind im Frühjahr meist schnell ausgebucht. Dann könnten längere Wartezeiten der ersten spontanen Tour im Wege stehen", erklärt der ifz-Forscher. Wer ein Motorrad mit Blechtank vor der Winterpause randvoll mit Sprit befüllt, verhindert Korrosion an der Innenwand. Plastiktanks sollten dagegen möglichst leer sein, weil Kraftstoffbestandteile durch den Kunststoff entweichen können. Haasper empfiehlt, bei Maschinen mit Vergaser die Schwimmerkammer zu leeren, damit später keine klebrigen Spritreste die Funktion beeinträchtigen. Dafür schließt man den Benzinhahn und lässt den Motor so lange laufen, bis er ausgeht. Alternativ kann man auch bei geschlossenem Benzinhahn das Ablassventil unten am Vergaser öffnen, den Kraftstoff in einem Gefäß auffangen und ihn zurück in den Tank gießen.
Idealerweise überwintern Motorräder in einer trockenen und gut belüfteten Garage. Wer seine Maschine unter freiem Himmel abstellt, sollte eine wasserdichte, aber atmungsaktive Plane aus dem Fachhandel darüberlegen. Unter einer gewöhnlichen Plastikfolie würde sich Kondenswasser bilden und Rost aufblühen lassen. Um Reifen und Fahrwerk vor Standschäden zu schützen, wird das Bike am besten auf einem Spezialständer oder einer stabilen Getränkekiste aufgebockt. Fahrzeuge mit Saisonkennzeichen müssen auf einem Privatgrundstück stehen, solange sie durch die Saisonbeschränkung abgemeldet sind. Das betrifft nach Angaben des Kraftfahrtbundesamts rund ein Viertel der 3,9 Millionen in Deutschland zugelassenen Motorräder. Der Diebstahl- und Brandschutz der Kfz-Kaskoversicherung besteht nur in einem "befriedeten Bereich", also zum Beispiel in einem Hinterhof mit Tor.
Die Pflege der Schutzkleidung
Nach dem Einmotten des Motorrads ist die Schutzausrüstung an der Reihe: Den Helm mit milder Seifenlauge abwaschen und Fliegenreste aus den Lüftungen entfernen. Dann den Kopfschutz trocknen lassen und möglichst mit einem Stoffüberzug vor Staub schützen. Damit Jacken, Hosen, Handschuhe und Stiefel aus Glattleder bis zum nächsten Frühjahr geschmeidig bleiben, empfiehlt ADAC-Motorradexperte Ruprecht Müller, Schmutz mit Kernseife und einem feuchten Schwamm behutsam zu entfernen. Danach die trockenen Oberflächen erst mit Imprägnierspray behandeln und anschließend mit Fett oder Lederöl in kleinen Kreisen einreiben.
Mit Lederfetten aller Art muss man sparsam umgehen, damit die Kleidung atmungsaktiv bleibt. "Wird Leder zu stark eingefettet, setzen sich die Poren der Tierhaut zu", erklärt Müller. "Außerdem bilden sich hässliche Rückstände." Bekleidung aus Velours- oder Nubukleder darf nicht mit Fett, sondern nur mit speziellen Pflegemitteln behandelt werden. Textilbekleidung mit Membranen kann laut Müller in der Regel mit Spezial- oder Feinwaschmitteln in der Waschmaschine bis 30 Grad im Schonwaschgang gereinigt werden. "Vorher aber unbedingt einen Blick auf die eingenähte Pflegeanleitung werfen." Spätestens nach drei Wäschen sei eine Imprägnierung fällig. Motorradbekleidung hängt den Winter über am besten auf Bügeln im Kleiderschrank. Vom Falten rät der ADAC-Mann ab: "Gerade Leder kann sich an Faltstellen verziehen und verfärben - vor allem dann, wenn es zusammengelegt gestapelt wird."