Kredit und Darlehen: Gibt es einen Unterschied?
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Wer als Verbraucher den Unterschied zwischen Kredit und Darlehen sucht, wird schnell Zweifel bekommen. Verwenden Laien beide Begriffe als Synonym, mag das noch angehen. Sprechen Banken aber einmal von einem Immobilienkredit, ein anderes Mal von einem Immobiliendarlehen, kommt schnell Verwirrung auf. Wir wollen in diesem Ratgeber Licht in das Dunkel bringen.
Das Wichtigste in Kürze
- Zwischen Kredit und Darlehen bestehen keine rechtlichen Unterschiede.
- Das Bürgerliche Gesetzbuch spricht allerdings nur von Darlehen.
- Die Praxis unterstellt im Sprachgebrauch unterschiedliche Voraussetzungen für die Begriffswahl.
- Der Begriff Kredit findet bei kleineren Beträgen und / oder kürzeren Laufzeiten Anwendung.
Gibt es einen Unterschied Darlehen und Kredit in der Praxis?
Eine Person benötigt Geld. Sie kann sich dieses Geld von einer anderen Person oder einer Bank leihen. Es wird ein Vertrag aufgesetzt, der regelt, wie hoch der geliehene Betrag ausfällt, wie lange die Laufzeit des Darlehens ist, wie es getilgt wird und wie hoch die Zinsen sind. Ob man zu diesem Sachverhalt jetzt Kredit oder Darlehen sagt, macht umgangssprachlich keinen Unterschied.
Was sagt das BGB? Kredit oder Darlehen?
Ein erster Schritt, sich über einen rechtlichen Sachverhalt Klarheit zu verschaffen, ist ein Blick in die Gesetze. Mit Krediten und Darlehen beschäftigt sich das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) ausführlich in den Paragrafen 488 bis 490. Wir stellen fest, dass im BGB immer nur die Rede von einem Darlehen oder Darlehensvertrag ist. Damit werden allerdings Quellen widerlegt, die Kredit als Oberbegriff bei Verbindlichkeiten und Darlehen als Unterkategorie klassifizieren.
Ist der Begriff Kredit durch die Wortwahl im BGB rechtlich nicht haltbar? Keineswegs. Allerdings bestehen keine formaljuristischen Unterschiede mehr. Wer beide Ausdrücke jeweils als Synonym für den anderen nutzt, macht nichts falsch.
Bis zum Jahr 2001 gab es allerdings einen Unterschied. Ein Kreditvertrag kam bereits mit der Unterschrift bindend zustande. Der Darlehensvertrag begann erst, wenn der Darlehensbetrag auf dem Konto des Schuldners stand. Dieser Umstand greift heute aber nicht mehr.
Formale Unterschiede zwischen Darlehen oder Kredit
Der Kapitalmarkt unterscheidet bei Krediten und Investitionen zwischen kurz-, mittel- und langfristigen Engagements. Als kurzfristig gilt bei Kapitalanlagen eine Dauer von bis zu einem Jahr. Bei Krediten gelten Laufzeiten als kurzfristig, wenn sie fünf Jahre nicht übersteigen. Von langfristig spricht man in beiden Fällen (Kredit und Investment) ab einer Dauer von fünf Jahren. Die Umgangssprache im Bankwesen nutzt für Verbindlichkeiten mit einer Dauer von bis zu fünf Jahren den Begriff Kredit. Längerfristige Engagements werden als Darlehen bezeichnet - meistens, aber eben auch nicht immer.
Die Höhe der Verbindlichkeit kann ebenfalls die Wortwahl beeinflussen. Mit einem Kredit werden in der Regel geringere Beträge bezeichnet, mit Darlehen größere Fremdmittelvolumina.
Unterschied zwischen Kontokorrentkredit und Darlehen
An diesem Beispiel lassen sich die formalen Unterschiede, die der Wortwahl zugrunde liegen, sehr schön illustrieren. Als Kontokorrentkredit bezeichnet man den Dispokredit für ein Geschäftskonto. Kontoüberziehungen stellen idealerweise keine dauerhafte Inanspruchnahme fremder Gelder dar, sondern sind zeitlich eng begrenzt. Damit erfüllt der Kontokorrentkredit die inhaltliche Voraussetzung für die Nutzung des Terms „Kredit“. Fällt dagegen der Begriff Darlehen oder, besser noch, Annuitätendarlehen, weiß jeder, der schon einmal mit Krediten zu tun hatte, was damit gemeint ist. Fast immer ist in diesem Fall die Rede von einer Baufinanzierung – lange Laufzeit, hohes Kreditvolumen.
Zwischen Kredit und Darlehen besteht kein Unterschied. Einzig die allgemeingültige Sprachregelung impliziert, welche vertraglichen Sachverhalte zugrunde liegen können.