Kredit stunden: So funktioniert die Ratenstundung
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Wer in einen finanziellen Engpass gerät, ist froh, wenn er Zahlungsverpflichtungen aufschieben kann. Dies ist in Form einer Stundung möglich.
Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Stundung schiebt der Gläubiger die Fälligkeit seiner Forderung um einen bestimmten Zeitraum auf.
- Die Stundung ist nur möglich, wenn der Inhaber der Forderung mit dem Wunsch des Zahlungspflichtigen einverstanden ist.
- Während der Stundung fallen meist Zinsen an, die den ursprünglichen Forderungs- oder Kreditbetrag erhöhen.
- Den Aufschub durch eine Stundung sollten Betroffene nutzen, um eine Strategie für Schuldenabbau und Ausgabenreduzierung zu erarbeiten.
Was ist eine Stundung?
Bei einer Stundung handelt es sich um den Aufschub einer fälligen Forderungen. Schuldner und Gläubiger vereinbaren dabei die Verlängerung der Zahlungsfrist um einen bestimmten Zeitraum. In der Regel beantragt der Zahlungspflichtige die Stundung, wenn es für ihn absehbar ist, dass er seinen finanziellen Verpflichtungen nicht fristgerecht nachkommen kann.
Gesetzliche Regelungen
Die gesetzlichen Grundlagen zur Stundung finden sich überwiegend im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB). In rechtlicher Hinsicht handelt es sich hierbei um die Änderung eines Schuldverhältnisses, das beide Parteien miteinander vereinbaren. Das bedeutet konkret: Der Zahlungspflichtige hat im Bedarfsfall keinen Anspruch auf eine Stundung, sondern ist auf die Zustimmung des Gläubigers angewiesen.
Mit der Stundung verschiebt sich der ursprüngliche Fälligkeitstermin auf den neu vereinbarten Zeitpunkt. Damit vermeidet der Zahlungspflichtige, dass ein Verzug eintritt und weitere Kosten – etwa in Form von Verzugszinsen – auf ihn zukommen. Darüber hinaus führt die einvernehmliche Stundung einer Kreditrate nicht dazu, dass die Bank einen Zahlungsverzug des Kreditnehmers an die Schufa meldet.
Welche Zahlungsverpflichtungen kann ich stunden lassen?
Für Verbraucher gibt es verschiedene Möglichkeiten bei der Stundung. Wer sich in einem finanziellen Engpass befindet, eignen sich unter anderem die folgenden Zahlungsverpflichtungen im Bedarfsfall für eine Stundung:
- Kredit- und Leasingraten
- Leasingraten
- laufende Verpflichtungen wie Strom- oder Telefonrechnungen
- offene Rechnungen
- öffentliche Abgaben, z.B. für Wasser und Abwasser oder Müllentsorgung
- Voraus- und Nachzahlungen bei der Steuer
Besondere Form der Stundung: Kredit mit Ratenpause
Manche Banken bieten Konsumentenkredite an, bei denen die Möglichkeit einer Ratenpause vorgesehen ist. Hierbei darf der Kunde bei Bedarf eine standardisierte Stundung – etwa die Aussetzung einer Kreditrate pro Jahr – in Anspruch nehmen.
Kredite, bei welchen eine Stundung explizit im Vertrag erlaubt ist, finden Sie im folgenden Vergleich:
Der wichtigste Unterschied zur klassischen Stundung besteht darin, dass sich der Kreditgeber schon beim Vertragsabschluss zu einer Stundung bereit erklärt. Das erspart dem Kreditnehmer im Bedarfsfall die Begründung seines Stundungswunsches.
Vor- und Nachteile der Stundung
Die Stundung von Verbindlichkeiten kann in finanziell klammen Zeiten dabei helfen, die akute Geldnot zu lindern und teure Mahnverfahren zu vermeiden. Verbraucher sollten beachten, dass eine Stundung sowohl Vorteile als auch Nachteile mit sich bringen kann.
Vorteile einer Stundung
Der wichtigste Vorteil einer Stundung besteht darin, dass der Gläubiger während der Stundungsphase kein Mahnverfahren in Gang setzt, das für den Zahlungspflichtigen weitere Kosten verursachen würde. Als weiterer Vorteil kommt der Zeitgewinn hinzu: Solange die Stundung läuft, kann der Schuldner ein Konzept entwickeln, wie er seine Verbindlichkeiten begleichen und der drohenden Schuldenfalle entgehen kann.
Nachteile einer Stundung
Je nachdem, um welche Art der Forderung es sich handelt, entstehen womöglich Zusatzkosten bei einer Stundung. Kredite laufen nämlich weiter, auch wenn der Kreditnehmer vorübergehend die Zins- und Tilgungszahlung aussetzt. Das führt dazu, dass sich die Laufzeit verlängert und damit auch die Zinskosten insgesamt ansteigen. Auch bei der Stundung von öffentlichen Abgaben oder Steuerzahlungen erheben die zuständigen Behörden oft einen Stundungszins.
Ob Rechnung, öffentliche Abgabe oder Kredit: Die Stundung schafft zwar kurzfristig Entlastung, löst aber die langfristigen finanziellen Probleme nicht – denn nach Ablauf der Stundungsfrist muss der Schuldner die Forderung begleichen. Wer sich alleine auf die Stundung verlässt und keine weiteren Maßnahmen ergreift, verschiebt somit das Zuschnappen der Schuldenfalle nur nach hinten.
Stundung beantragen: Wie gehe ich vor?
Wenn Sie merken, dass das aktuell vorhandene Geld nicht für die Begleichung der nächsten Forderungen ausreicht, sollten Sie schnell reagieren.
Wichtig: Lassen Sie den Fälligkeitstermin nicht verstreichen, sondern nehmen Sie schon vorher Kontakt mit dem Zahlungsempfänger auf. Je eher Sie dem Gläubiger das Gefühl geben, dass Sie sich aktiv um die Behebung Ihres Engpasses kümmern wollen, umso besser stehen die Chancen für ein Zugeständnis in Form einer Stundung.
Überlegen Sie auch gleich, welche Frist Sie für die Stundung benötigen. Hier gilt es womöglich einen Kompromiss mit dem Gläubiger zu finden – denn dieser ist naturgemäß daran interessiert, sein Geld so schnell wie möglich zu erhalten.
Im Gespräch mit dem Inhaber der Geldforderung sollten Sie offen und ehrlich Ihre Probleme schildern und auch nachvollziehbar darlegen, mit welchen Maßnahmen Sie Ihren Engpass beheben wollen. Dies kann etwa durch den Verkauf von Vermögensgegenständen oder die Einschränkung bei den Ausgaben geschehen.
Kredit-Stundung: Umschuldung prüfen
Wenn es um die Stundung von Kreditraten geht, sollten Sie gemeinsam mit dem Kreditgeber prüfen, ob die Umschuldung auf einen länger laufenden Kredit mit niedrigeren Monatsraten eine Lösung darstellen könnte. Dies ist jedoch zumeist verbunden mit der Zusage, im verbleibenden Zeitraum keine neuen Schulden zu machen.