Kredit mit Minuszins: Wie geht das?
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Kredit aufnehmen und dafür Geld bekommen? Das funktioniert tatsächlich – allerdings nur in bestimmten Marktsituationen.
Das Wichtigste in Kürze
- Kredite mit Minuszins kann es geben, wenn das allgemeine Marktzinsniveau negativ ist und der Kreditnehmer eine sehr gute Bonität vorweisen kann.
- Häufig handelt es sich bei Minuszins-Kreditangeboten um Ratenkredite.
- Häufig sind Kredite mit Minuszins nur für bestimmte Laufzeiten und mit limitiertem Höchstbetrag erhältlich.
- Von einem negativen Realzins spricht man, wenn der Zinssatz für einen Kredit zwar positiv, aber niedriger als die Inflationsrate ist.
Gibt es Kredite mit Minuszins?
Normalerweise gilt die Regel, dass Kreditnehmer dem Gläubiger Zinsen bezahlen müssen. Der Zins ist sozusagen der Preis dafür, dass der Kreditnehmer für einen bestimmten Zeitraum das Kapital vom Kreditgeber ausgeliehen bekommt.
Die Höhe des Zinses bemisst sich nach unterschiedlichen Faktoren. Zunächst einmal ist das allgemeine Marktzinsniveau ausschlaggebend, beispielsweise in Form der Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) oder der durchschnittlichen Verzinsung von Bundesanleihen.
Ein weiterer Einflussfaktor ist das Risiko, das der Kreditgeber beim Verleihen des Geldes eingeht. Je höher die Gefahr ist, dass der Schuldner den Kredit nicht zurückzahlen kann, umso höher wird der Zins. Dies bezeichnet man in der Fachsprache auch als „Risikoprämie“.
Voraussetzungen für negative Kreditzinsen
Unter bestimmten Voraussetzungen kann es vorkommen, dass Kreditnehmer für ihren Kredit keinen Zins bezahlen müssen, sondern selbst Zinsen erhalten. Ein Minuszins von beispielsweise 0,5 Prozent würde dann dazu führen, dass ein Kreditnehmer, der für ein Jahr lang 10.000 Euro ausleiht, am Ende nur 9.950 Euro zurückzahlen müsste.
Kredite mit Minuszinsen kann es geben, wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind:
- Das allgemeine Zinsniveau ist negativ, so dass auch Kapitalanleger für ihre Anlage bei Banken keine Zinsgutschrift erhalten, sondern Verwahrentgelte bezahlen müssen.
- Die Bonität des Kreditnehmers muss sehr gut sein, damit die Höhe der Risikoprämie so gering ist, dass der Zins unterhalb der Null-Prozent-Grenze bleibt.
Minuszins-Kredite: Welche Formen gibt es und wer bietet sie an?
Bei Minuszins-Krediten handelt es sich in aller Regel um Ratenkredite, während bei Immobilienfinanzierungen oder Dispokrediten bislang keine Negativzinsen zu beobachten waren. Grund dafür ist, dass bei Dispokrediten das Zinsniveau generell deutlich höher ist als bei Ratenkrediten. Immobilienfinanzierungen wiederum sind mit einem recht hohen Verwaltungsaufwand verbunden und ein negativer Zinssatz würde aufgrund der oftmals sechsstelligen Darlehensbeträge hohe Kosten beim Kreditgeber verursachen.
Anbieter von Ratenkrediten mit Minuszins sind Banken, die ihre Kreditprodukte entweder direkt oder über Vergleichsportale vermarkten.
Kann jeder einen Kredit mit Minuszins bekommen?
Grundsätzlich richten sich Kreditangebote mit negativem Zins zumeist an private Verbraucher. Allerdings sind die Angebote häufig mit Einschränkungen verbunden:
- Befristete Aktion. Oftmals senken Banken im Rahmen von zeitlich befristeten Aktionen ihre Kreditzinsen unter den Nullpunkt, um mediale Aufmerksamkeit zu erhalten und neue Kunden zu gewinnen.
- Laufzeit. Minuszins-Kredite gibt es häufig nur mit vergleichsweise kurzen Laufzeiten von 12 oder 24 Monaten.
- Limitierter Kreditbetrag. Viele Kreditangebote mit Negativzinsen sind nur erhältlich, wenn der Kreditbetrag eine bestimmte Grenze – beispielsweise 1.000 Euro – nicht überschreitet.
- Bonitätsanforderung. Manche Banken geben Minuszins-Kredite nur an Personen aus, die eine besonders gute Bonität vorweisen können. In solchen Fällen muss nicht nur die Schufa-Auskunft makellos sein, sondern der Kreditnehmer muss auch ein hohes Einkommen vorweisen.
Lohnt sich für mich ein Minuszins-Kredit?
Vor allem dann, wenn Kreditangebote mit Minuszinsen auf geringe Höchstbeträge wie etwa 1.000 Euro begrenzt sind, beträgt die Ersparnis für den Kreditnehmer nur wenige Euro. Darüber hinaus melden Banken auch die Aufnahme eines Minuszins-Kredites an die Schufa, so dass sich dadurch ein zukünftiger Kreditabschluss verteuern könnte, wenn dieser mit einem bonitätsabhängigen Zinssatz verbunden ist.
Somit ist es in aller Regel nicht sinnvoll, einen Kredit mit negativem Zins nur abzuschließen, um damit Geld zu verdienen. Wer hingegen ohnehin eine größere Anschaffung plant und diese mit einem Ratenkredit finanzieren will, kann mit einem Minuszins-Kredit Finanzierungskosten sparen.
Was ist ein Kredit mit negativem Realzins?
Auch dann, wenn der Kreditzins mehr als null Prozent beträgt, kann der zurückzuzahlende Betrag am Ende weniger wert sein als die ursprüngliche Kreditsumme. Dies ist der Fall, wenn der Kreditzins niedriger ist als die Inflationsrate – man spricht dann auch von einem „negativen Realzins“.
Der Realzins ergibt sich aus der Differenz zwischen dem Kreditzins und der Teuerungsrate. Beträgt beispielsweise der Kreditzins 1,5 Prozent und die Inflation 2,5 Prozent, dann resultiert daraus ein Realzins von minus 1,0 Prozent.
Beispielrechnung: Wie sich ein negativer Realzins auswirkt
Ein Verbraucher überlegt sich, ob er neue Möbel im Wert von 5.000 Euro jetzt gleich kaufen und mit einem Kredit finanzieren oder lieber noch ein Jahr warten soll, bis er das Geld angespart hat. Bei einem Kreditzins von 1,5 Prozent und einer Inflation von 2,5 Prozent ergibt sich daraus die folgende Rechnung:
- Beim sofortigen Kauf mit Kreditfinanzierung müsste er 5.000 Euro finanzieren und in einem Jahr inklusive Zinsen 5.075 Euro zurückzahlen.
- Wartet er ein Jahr, dann spart er die Kreditzinsen ein. Allerdings kosten die Möbel dann aufgrund der Inflation 2,5 Prozent mehr, so dass er dann 5.125 Euro bezahlen müsste.
In diesem Beispielfall wäre es somit günstiger, mit dem Kauf nicht zu warten, da die Zusatzkosten aufgrund der Kreditzinsen niedriger sind als die Preissteigerung.
Dieses Beispiel soll den Sachverhalt des negativen Realzinses vereinfacht darstellen. In der Realität lässt sich oft nur schwer vorhersagen, wie sich die Inflation innerhalb eines Jahres entwickelt. Zudem verteuern sich nicht alle Güter gleich stark. Die Inflation des Jahres 2021 wurde beispielsweise besonders durch hohe Energiepreise angetrieben.