Ratenkredite 154 Prozent teurer als vor anderthalb Jahren
Stand: 28.09.2023
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Im August haben die Zinsen der abgeschlossenen Ratenkredite mit 7,35 Prozent einen neuen Höchststand erreicht. Im Vergleich zum Vormonat wurden Kredite nochmals um 3,8 Prozent teurer. Seit ihrem Tiefststand im Februar 2022 haben sich Ratenkredite um 154 Prozent verteuert. Doch erste Zinsdaten aus dem laufenden Monat könnten auf eine Entspannung hindeuten. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Analyse des Vergleichsportals Verivox.
Neues Allzeit-Hoch bei den Ratenkreditzinsen
Im August sind die Zinsen für Ratenkredite erneut deutlich gestiegen. Wer im letzten Monat über Verivox einen Kredit abgeschlossen hat, muss dafür im Mittel 7,35 Prozent Zinsen zahlen. Im Vergleich zum Vormonat, als die Zinsen erstmals die Sieben-Prozent-Marke durchbrochen hatten, haben sich Ratenkredite im August nochmals um 3,8 Prozent verteuert und somit einen neuen Höchststand erreicht. Auf Jahressicht haben sich Kredite um 54 Prozent und seit ihrem Tiefststand vor anderthalb Jahren sogar um 154 Prozent verteuert. Wer im August letzten Jahres über Verivox einen Kredit abgeschlossen hat, musste dafür im Mittel 4,75 Prozent Zinsen zahlen. Zum absoluten Zinstief im Februar 2022 lag der mittlere Zinssatz bei 2,89 Prozent.
"Seit Anfang 2022 sehen wir bei den Ratenkrediten einen Zinsanstieg von historischem Ausmaß", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Kreditnehmer mit durchschnittlicher Bonität müssen für das gleiche Darlehen heute mehr als zweieinhalb Mal so hohe Zinskosten stemmen wie damals."
Erschwerter Zugang zu Krediten vor allem für Geringverdiener
Nicht nur wegen der gestiegenen Zinsen ist es für Verbraucherinnen und Verbraucher schwerer geworden, einen Kredit aufzunehmen. Die Banken setzen bei der Prüfung von Finanzierungsanfragen außerdem auch immer strengere Maßstäbe an. Wie die vierteljährlichen Umfragen der Bundesbank zum Kreditgeschäft (Bank Lending Survey) zeigen, haben die Banken ihre internen Richtlinien für die Gewährung von Krediten nach eigenen Angaben seit dem zweiten Quartal 2022 in jeder Untersuchungsperiode weiter verschärft. "Durch die Kombination aus gestiegenen Zinsen und deutlich restriktiveren Vergaberichtlinien auf Seiten der Banken ist es vor allem für Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen heute wesentlich schwieriger, einen Kredit aufzunehmen, als noch vor einem Jahr", sagt Oliver Maier.
Der erschwerte Zugang zu Krediten bildet sich auch in den Verivox-Daten ab: Im August 2022 erhielten noch knapp zwei Drittel (64 Prozent) aller Kreditinteressierten, die über Verivox einen Ratenkreditvergleich gemacht haben, mindestens ein Finanzierungsangebot. Ein Jahr später lag die Angebotsquote nur noch bei 58 Prozent. Besonders stark ist der Rückgang in der unteren Einkommensgruppe. Vor einem Jahr erhielt noch mehr als die Hälfte (51 Prozent) aller Verivox-Kunden mit einem Nettoverdienst bis 2.000 Euro auf ihre Kreditanfrage mindestens ein Bankangebot, heute sind es nur noch 41 Prozent. In dieser Einkommensgruppe bekommt somit einer von fünf Kreditinteressierten, die vor einem Jahr noch einen Kredit erhalten hätten, heute keinen mehr.
So verbessern Verbraucher ihre Chancen auf eine Kreditzusage
Allerdings sind die konkreten Richtlinien für die Gewährung von Krediten bei den Banken nicht einheitlich. Um ihre Chancen auf ein Finanzierungsangebot zu steigern, sollten Verbraucher ihren Wunschkredit deshalb nicht nur bei einer Bank anfragen. "Wir sehen sehr häufig, dass Kunden, die von ihrer Hausbank keinen Kredit erhalten haben und dann einen Kreditvergleich machen, von einem anderen Institut durchaus ein Angebot erhalten", berichtet Oliver Maier.
Auch die gemeinschaftliche Kreditaufnahme zusammen mit einem zweiten Darlehensnehmer verbessert die Chancen auf eine Kreditzusage. Beide Kreditnehmer haften gemeinschaftlich für den Kredit. Aus Sicht der Bank sinkt dadurch das Risiko, dass sie ihr Geld nicht zurückerhält. In einer Verivox-Auswertung im April 2023 war die Angebotsquote bei Kreditanfragen mit zwei Antragstellern um 25 Prozent höher als bei Personen, die ihren Kredit allein beantragt haben. Zudem fielen auch die Zinskosten bei einer gemeinschaftlichen Kreditaufnahme durchschnittlich 18 Prozent niedriger aus.
Aktuelle Zinsdaten deuten eine Entspannung an
Noch ist nicht klar, wie es mit den Ratenkreditzinsen weitergeht. Erste Zinsdaten aus dem laufenden Monat deuten auf eine Entspannung hin. In der ersten Septemberhälfte lag der mittlere Zinssatz der über Verivox abgeschlossenen Kredite bei 7,39 Prozent. Bliebe es im gesamten Monat dabei, entspräche dies gegenüber August einer Verteuerung von nur 0,5 Prozent. Der Zinsanstieg hätte sich im Vergleich zu den letzten Monaten somit deutlich abgeschwächt.
"Zwar hat die Europäische Zentralbank gerade erst die Leitzinsen auf einen neuen Höchststand angehoben, doch dieser Zinsschritt war in den Kreditkonditionen der Banken bereits eingepreist", sagt Oliver Maier. "Wenn sich die Inflation weiter rückläufig entwickelt und sich die Währungshüter mit weiteren Zinsschritten zurückhalten, könnte es gut sein, dass wir bei den Kreditzinsen allmählich den Gipfel erreicht haben und es nicht mehr allzu weit nach oben geht."
Methodik
Für die Analyse wurde der sogenannte Median-Zinssatz der abgeschlossenen Ratenkredite ausgewertet. Er ist repräsentativ für Kreditnehmer mit durchschnittlicher Bonität. Die Hälfte aller Verivox-Kundinnen und -Kunden hat ihre Kredite zu diesem oder einem besseren Zinssatz abgeschlossen.