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Ökonomen erwarten stärkeres Wirtschaftswachstum

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Berlin/Brüssel - Die Weltwirtschaft nimmt Fahrt auf, der globale Handel befindet sich auf Erholungskurs - davon profitiert auch Deutschland. Ökonomen sind grundsätzlich zuversichtlich, sie sehen aber auch Risiken.

Der Arbeitsmarkt brummt, der schwache Euro stützt die Exporte: Führende Wirtschaftsforschungsinstitute trauen der deutschen Wirtschaft ein etwas stärkeres Wachstum zu als zuletzt angenommen, wie aus der am Mittwoch in Berlin vorgelegten Gemeinschaftsprognose hervorgeht. Rückenwind kommt auch von der anziehenden Weltwirtschaft. Handelsbarrieren könnten die exportorientierte deutsche Konjunktur dagegen empfindlich treffen.  

Die führenden Wirtschaftsforschungsinstitute erwarten für dieses Jahr einen Anstieg des deutschen Bruttoinlandsproduktes von 1,5 Prozent, 2018 sollen es dann 1,8 Prozent sein. In ihrem Herbstgutachten waren die Ökonomen von geringeren Zuwächsen von 1,4 Prozent und 1,6 Prozent ausgegangen.

Deutscher Export profitiert von Erholung der Weltwirtschaft

Getragen wird das Wachstum nach Einschätzung der Experten unter anderem von den privaten Konsumausgaben, die voraussichtlich aber weniger stark zulegen. Der Export dürfte hingegen von der Erholung der Weltwirtschaft profitieren. Hinzu kommt der schwache Euro, der Produkte "Made in Germany" auf dem Weltmarkt billiger macht. Das kann die Nachfrage ankurbeln. Die Ökonomen rechnen auch damit, dass die Unternehmen ihre Zurückhaltung aufgeben und mehr in Maschinen und andere Ausrüstungen investieren.

Im vergangenen Jahr war die deutsche Wirtschaft noch um 1,9 Prozent gewachsen - getrieben von der Konsumlaune der Verbraucher, den Ausgaben des Staates unter anderem für die Unterbringung und Versorgung Hunderttausender Flüchtlinge und dem Bauboom. Das etwas schwächere Plus in diesem Jahr führten die Experten auch darauf zurück, dass es 2017 mehr Feiertage gibt.

Die Arbeitslosenquote dürfte nach Einschätzung der Institute weiter sinken, von 6,1 Prozent im vergangenen Jahr auf 5,7 Prozent in diesem und 5,4 Prozent im nächsten Jahr. Die Steigerung der Löhne sehen die Forscher in den nächsten Jahren bei durchschnittlich drei Prozent. Das gebe die Wirtschaft durchaus her, hieß es.

"Unsicherheit friert Investitionen und Produktion ein"

Sorgen bereiten Ökonomen allerdings protektionistische Tendenzen rund um den Globus. US-Präsident Donald Trump hatte zuletzt gedroht, zum Schutz der heimischen Industrie Strafzölle einzuführen.

Nach Einschätzung der WTO birgt die Unsicherheit über die künftige Handelspolitik der großen Wirtschaftmächte erhebliche Risiken und könnte die Erholung des Welthandels gefährden. Vorläufig stellt die Welthandelsorganisation (WTO) ein Handelswachstum weltweit von 2,4 Prozent in diesem Jahr in Aussicht, nach 1,3 Prozent 2016. Es wäre das erste Mal seit der Finanzkrise 2008, dass alle Weltregionen gleichermaßen beim Handel zulegen.

WTO-Generaldirektor Roberto Azevêdo wollte nicht auf mögliche Folgen von Trumps Drohung mit Strafzöllen eingehen. "Wir kennen die US-Handelspolitik noch nicht. Wir müssen uns gedulden", sagte er am Sitz der Organisation in Genf. Er betonte aber, dass Vorhersehbarkeit und Stabilität in diesen Zeiten wichtig seien: "Unsicherheit friert Investitionen und Produktion ein."

"Weltwirtschaft in beschwingtem Schritt"

Aus Sicht des Internationalen Währungsfonds (IWF) gewinnt die Weltwirtschaft insgesamt an Fahrt. Für die Industrieländer habe sich der Ausblick verbessert, Schwellenländer würden 2017 mehr als drei Viertel zum globalen Wachstum beitragen und weniger entwickelte Länder profitierten von höheren Rohstoffpreisen, sagte IWF-Chefin Christine Lagarde in Brüssel. "Alles zusammen genommen, sehen wir eine Weltwirtschaft in beschwingtem Schritt."

Gleichzeitig warnte aber auch Lagarde vor Risiken. Dazu zählte sie in Europa die unklaren Bedingungen des EU-Austritts Großbritanniens (Brexit) und das "Schwert des Protektionismus" über dem Welthandel. Nötig seien mehr internationale Zusammenarbeit und mehr internationaler Handel in einer "hypervernetzten Welt".