Kredit aus dem Internet - Darauf sollten Verbraucher achten
Stand: 12.04.2017
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn
Berlin/Bremen - Dank des Internets ist es heutzutage spielend einfach, ein Kreditantrag online zu stellen. „Man kann ihn rund um die Uhr ganz bequem von zu Hause aus berechnen lassen, beantragen und abschließen“, sagt Julia Topar vom Bundesverband deutscher Banken in Berlin. Bei einer Reihe von Geldinstituten geht das sogar völlig papierlos mit dem Video-Ident-Verfahren.
„Onlinekredit-Angebote, vor allem von Direktbanken, bieten häufig bessere Konditionen als die Angebote von Filialbanken“, erklärt Annabel Oelmann von Verbraucherzentrale Bremen. Die Zinssätze liegen oft deutlich unter denen der Filialbanken. Der Grund: Für die Direktbanken entfallen Kosten, die beim Abschluss in einer Filiale anfallen. Wer ein günstiges Darlehensangebot im Internet sieht, sollte aber nicht überstürzt handeln.
Mehrere Angebote vergleichen
„Es ist ratsam, mehrere auf die eigene Lebenssituation zugeschnittene Onlinekredit-Angebote einzuholen und sie miteinander zu vergleichen“, rät Oelmann. Bei Online-Vergleichsportalen muss beachtet werden, dass die dort beworbenen Konditionen auf Basis idealtypischer Faktoren kalkuliert sind. Oftmals weichen sie von der finanziellen Ausgangslage des potenziellen Kreditnehmers ab. Die tatsächlichen Konditionen ergeben sich oft erst, wenn der Bank Unterlagen etwa zur Kreditwürdigkeit des Verbrauchers vorliegen.
Bei der Onlinekredit-Anfrage müssen Interessenten an ihrem PC einen Fragenkatalog beantworten. Die Anbieter wollen etwa wissen, wie hoch das Einkommen des Interessenten, ob sein Arbeitsvertrag befristet und wie hoch die Monatsmiete ist. Gefragt wird auch nach Versicherungen, Ratenzahlungen und Sparverträgen. Die Geldinstitute dürfen sich bei der Auskunftei Schufa nach der Bonität des Kreditinteressenten erkundigen erklärt Stephanie Pallasch von der Stiftung Warentest.
„Die Schufa-Anfragen haben aber keinen Einfluss auf die Kreditwürdigkeit von Kunden, die lediglich ein Kreditangebot einholen“, so Pallasch.
Ablauf bei der Online-Beantragung
Entscheidet sich eine Bank dazu, einem Interessenten ein Kreditangebot zu unterbreiten, dann kommt die Offerte als Email. Ihr angehängt ist eine pdf-Datei, die ein Formblatt enthält. Darin sind die Kreditdetails aufgelistet. „Beim Vergleichen mehrerer Angebote sollte man unbedingt auf den effektiven Jahreszins achten“, empfiehlt Topar. Er gibt die Gesamtkosten eines Kredites an. Die Bank muss auch Angaben zur Anzahl und Häufigkeit der Ratenzahlungen und zu verlangten Sicherheiten wie etwa Lohnabtretung machen.
Lässt sich der Interessent auf das Angebot ein, hat er ein gesetzliches Widerrufsrecht. „Das heißt, der Vertrag kann innerhalb von zwei Wochen nach Aushändigung der Widerrufsbelehrung und der Vertragsurkunde ohne Angabe von Gründen widerrufen werden“, sagt Topar. Bei einer erweiterten Rückgabemöglichkeit kann der Kreditvertrag bis zum 30. Tag ab Beginn der Widerrufsfrist zurückgegeben werden. Dann muss der Kreditnehmer den bereits ausgezahlten Betrag plus den ausgewiesenen Tageszins zurückzahlen.
Auf diese Stolperfallen achten
Vorsicht ist angesagt, wenn die Bank auf den Abschluss einer Restkreditversicherung drängt. Eine solche Police kann sinnvoll sein, wenn damit ein Immobilienkredit abgesichert werden soll. «Bei Krediten in geringer Höhe sind sie aber fast immer unnötig und verteuern Angebote», betont Pallasch. Ebenfalls skeptisch sollten Verbraucher sein, wenn Anbieter damit werben, Kredite unbürokratisch und ohne Sicherheiten zu vergeben. Das lassen sie sich in der Regel auch über einen Zinsaufschlag bezahlen und sind somit teurer als Banken, die Sicherheiten verlangen.
Auch wenn mit den Worten „schnelle Soforthilfe“ geworben wird, dann sollten Verbraucher zurückhaltend sein. Hinter einer solchen Werbung stecken oftmals Kreditvermittler. Aber es sind nicht sie, die die Darlehen vergeben - sie reichen lediglich die Anfragen an die Banken weiter. Allein die Geldinstitute entscheiden über die Kreditvergabe. Das gilt auch, wenn angeblich keine Sicherheiten gebraucht, die Schufa-Einträge ohne Bedeutung sind. „Die Erfahrung hat gezeigt: Kredite werden praktisch nie ohne entsprechende Bonität vergeben“, betont Oelmann.
Sie rät auch dazu, prinzipiell von Offerten die Finger zu lassen, bei denen etwas gezahlt werden muss, bevor das Darlehen gewährt wird.Kreditvermittler können nur dann eine Vergütung geltend machen, wenn ein Darlehen aufgrund ihres Einsatzes genehmigt und an den Kreditnehmer ausgezahlt wird. Eine solche Bezahlung muss schriftlich vereinbart und auch im Kreditvertrag ausgewiesen sein. Kritisch sollten Darlehensinteressenten sein, wenn Vermittler angebliche Auslagen verlangen. Sie dürfen aber nur dann geltend gemacht werden, wenn sie nachweisbar bei der Darlehensvermittlung entstanden sind und im Vorfeld schriftlich vereinbart wurden. „Jedes Darlehen hat seinen Preis“, betont Oelmann. Deshalb ist es wichtig, beim Vergleich von verschiedenen Angeboten genau hinzuschauen.
Nachrichten zum Thema
- Ende der Gratiskultur: Gebühren fürs Abheben am Geldautomaten
- Deutsche Bank ermöglicht Android-Nutzern Bezahlen per Smartphone
- Zinserhöhung in Europa? EZB-Rat Nowotny plädiert dafür
- Verbraucher sollen bei Transaktionen im Netz besser geschützt werden
- Information über unseriöse Geschäfte im Internet von der Bafin