Konsumkredite: Händler-Finanzierungen schneiden im Test der Finanzaufsicht schlecht ab
Stand: 10.06.2024
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Viele Online- und Einzelhändler schauen bei der Vermittlung von Finanzierungen offenbar nicht allzu genau hin. Zu diesem Ergebnis kommt ein aktueller Test der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin). Die Bafin hat untersucht, wie schwierig es für Verbraucher ist, beim Kauf von Konsumgütern zugleich einen Kredit für die Finanzierung zu bekommen. Dabei zeigte sich eine hohe Bewilligungsquote auch bei schlechter Bonität – allerdings mit einigen Unterschieden.
Bafin-Test umfasste Online- und Einzelhändler
Die Bafin-Untersuchung fand in Form einer sogenannten "Mystery-Shopping"-Stichprobe statt, bei der 48 verdeckte Testkäufe jeweils zur Hälfte in Ladengeschäften und bei Onlinehändlern durchgeführt wurden. Dabei legten die Testpersonen fünf verschiedene Kundenprofile an, die sich nach Alter, Einkommensklasse und gewünschter Kredithöhe unterschieden. Kaufobjekt waren Konsumgüter wie Möbel, Elektrogeräte und Bekleidung.
Kredite ohne Bonitätsprüfung vor allem im Online-Handel
Anlass zur Kritik gibt es aus Sicht der Bafin-Tester vor allem bei der Kreditwürdigkeitsprüfung. So fragten die Händler bei einem Drittel der Testkäufe nicht einmal nach der finanziellen Situation der Käufer, nur bei der Hälfte der Kreditanträge mussten die Käufer detaillierte Informationen zu ihren Einnahmen und Ausgaben preisgeben.
Dabei zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen Onlinehändlern und Ladengeschäften: Während beim Kauf vor Ort die Tester fast immer nach ihren Einnahmen und Ausgaben gefragt wurden, erfolgte diese Abfrage beim Onlinekauf nur in zwei von 24 Fällen.
Knapp 80 Prozent Genehmigungsquote trotz schlechter Bonität
Differenzen offenbarten sich auch bei der Genehmigung der Kreditanträge. Während bei jüngeren Testkäufern 27 Prozent der Anträge abgelehnt wurden, bekamen nur 10 Prozent der älteren Tester ihren Finanzierungswunsch nicht bewilligt. Die Genehmigungsquote lag im stationären Handel mit 88 Prozent deutlich höher als beim Onlinekauf, wo nur 71 Prozent der Tester eine Kreditzusage erhielten. Im Gesamtschnitt wurden trotz teilweise schlechter Bonitätsangaben fast 80 Prozent der Kreditwünsche erfüllt.
Wichtig: Keine Kreditvergabe ohne Prüfung der Finanzlage
"Einen Kredit muss man sich leisten können. Wenn Finanzierungen ohne gründliche Kreditwürdigkeitsprüfung vergeben werden, kann das dazu führen, dass sich Verbraucherinnen und Verbraucher finanziell übernehmen und ihre Verbindlichkeiten später nicht mehr zurückzahlen können", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Zum Schutz der Konsumenten vor einer Überschuldung müsse sichergestellt sein, dass auch im Online- und Einzelhandel vor jeder Kreditvergabe eine sorgfältige Prüfung der finanziellen Verhältnisse erfolgt.
Vor diesem Hintergrund bestätigt sich aus Sicht des Kreditexperten die Vorgehensweise von Verivox, dass Verbraucher auf dem Vergleichsportal ihre individuelle Konditionenanfrage auf Basis möglichst exakter Angaben zu Einkommen und Ausgaben einholen. Dies komme auch dem Kreditnehmer zugute, erläutert Oliver Maier: "Die Angaben ermöglichen den Banken eine fundierte Bonitätsprüfung und im Ergebnis können sich die Kreditnehmer darauf verlassen, dass sie einen Kredit erhalten, der optimal zu ihrer persönlichen Finanzlage passt."