Bundesbank: Unterschätzte Risiken der EZB-Anleihenkäufen
Stand: 11.05.2017
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Frankfurt/Main - Die Bundesbank sieht die Geldpolitik auf eine Krise zusteuern aufgrund der Anleihenkäufe der Europäischen Zentralbank (EZB). „Die Notenbanken sind mittlerweile die größten Gläubiger der Eurostaaten“, sagte Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele. „Das birgt die Gefahr, dass die Geldpolitik möglicherweise ins Schlepptau der Fiskalpolitik und unter Druck gerät, hohe Schulden durch niedrige Zinsen tragfähig zu machen – und zwar auch dann noch, wenn die Preisentwicklung eigentlich höhere Zinsen verlangen würde.“
Im Kampf gegen niedrige Inflation und Konjunkturschwäche hat die EZB ihre Geldschleusen weit geöffnet. Seit März 2015 kaufen die Notenbanken des Eurosystems Monat für Monat für etliche Milliarden Staatsanleihen und inzwischen auch Unternehmenspapiere. Das Programm soll noch bis mindestens Ende 2017 laufen. Seit April fließen aber nur noch 60 Milliarden statt 80 Milliarden Euro monatlich.
„Im Rahmen seiner geldpolitischen Ankaufprogramme hat das Eurosystem immerhin Staatsanleihen im Wert von rund 1500 Milliarden Euro in die eigenen Bücher genommen“, rechnete Thiele vor. Das entspreche etwa 14 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) des Euroraums. „Bis zum Jahresende wird dieser Betrag auf circa 2 Billionen Euro, also 18 Prozent steigen.“
Solange die Gläubiger die Zinsen für die Anleihen bedienen, verdient die EZB an den Wertpapieren - und damit anteilig auch die nationalen Notenbanken. Kritiker bemängeln jedoch, das Kaufprogramm animiere Staaten zum Schuldenmachen und bremse notwendige Reformen.