Alle Kreditabschlüsse seit 2022: Verbraucher zahlen gut 11 Milliarden Euro mehr Zinsen als nötig
Stand: 18.07.2024
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Viele Kreditnehmer zahlen ohne Not viel mehr Zinsen als nötig. Auf Basis von Bundesbankdaten hat das Vergleichsportal Verivox alle Ratenkreditabschlüsse in Deutschland seit Anfang 2022 ausgewertet. Das Ergebnis: Verbraucherinnen und Verbraucher hätten seitdem über 11 Milliarden Euro Zinsen sparen können.
Deutliche Zinsersparnisse in der Niedrigzinsära
Insgesamt wurden in Deutschland von Januar 2022 bis zum Ende des ersten Quartals 2024 neue Ratenkredite im Wert von 235 Milliarden Euro abgeschlossen. Das geht aus Zahlen der Bundesbank hervor, die für jeden Monat das Neugeschäftsvolumen sowie den bundesweiten Durchschnittszinssatz für Ratenkredite aufzeigen. Im Januar 2022 und damit wenige Monate, bevor die Zinsen flächendeckend stiegen, mussten Kreditnehmer im Durchschnitt 5,54 Prozent Zinsen zahlen. Dabei wären im gleichen Zeitraum deutlich günstigere Zinsen möglich gewesen. Das zeigt der Vergleich mit Verivox-Daten.
Verivox-Kundinnen und Kunden mit durchschnittlicher Kreditwürdigkeit zahlten im Januar 2022 für ihren Ratenkredit im Mittel nur 2,98 Prozent Zinsen. Hätten alle Kreditnehmer in Deutschland ihr Darlehen zu diesem günstigeren Zinssatz aufgenommen, ergäbe sich bei einem deutschlandweiten Neugeschäftsvolumen von 8,6 Milliarden Euro allein für Januar 2022 ein Sparpotenzial von 646 Millionen Euro.
Unnötige Zinskosten in Milliardenhöhe in gut zwei Jahren
Zinsunterschiede in unterschiedlicher Höhe gab es auch in allen folgenden Monaten. Zwischen 180 und 738 Millionen Euro Sparpotenzial haben sich die deutschen Ratenkreditnehmer seit Anfang 2022 Monat für Monat rechnerisch entgehen lassen. Im April 2024 und damit dem letzten ausgewerteten Monat hätten Verbraucherinnen und Verbraucher bei ihren Kreditabschlüssen rund 343 Millionen Euro an Zinsen sparen können. Über den gesamten Untersuchungszeitraum summiert sich die rechnerisch entgangene Zinsersparnis auf insgesamt 11,13 Milliarden Euro.
"Durch die Zinswende vor gut zwei Jahren sind Kredite deutlich teurer geworden. Mehrere Milliarden an zusätzlichen Zinskosten hätten Verbraucherinnen und Verbraucher leicht vermeiden können. Wer Kreditangebote vergleicht, zahlt nicht mehr als nötig", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH.
Bessere Zinsen dank zweitem Kreditnehmer
"Wer den Kredit gemeinsam mit einer zweiten Person abschließt, kann den Zinssatz weiter verbessern", empfiehlt Oliver Maier weiter. Beide Antragsteller haften gesamtschuldnerisch für das Darlehen. Sofern beide Personen Einkommen beziehen, verbessert sich durch den gemeinsamen Kreditantrag die Bonität. Aus Sicht der Bank sinkt so das Kreditausfallrisiko und sie kann einen besseren Zinssatz anbieten.
Methodik
Für die Analyse hat Verivox das Volumen und die durchschnittlichen Zinsen sämtlicher Ratenkredite ausgewertet, die von Januar 2022 bis April 2024 in Deutschland abgeschlossen wurden (Quelle: Bundesbank). Für die Gegenüberstellung wurde mit der durchschnittlichen Kreditlaufzeit und dem Zinssatz gerechnet, den Ratenkreditnehmer mit durchschnittlicher Bonität im jeweiligen Monat bei Verivox erhalten haben. Ausgewertet wurde der sogenannte Median-Zinssatz. Die Hälfte aller Verivox-Kundinnen und -Kunden hat ihren Kredit zu diesem Zinssatz oder günstiger abgeschlossen, die andere Hälfte zahlt höhere Zinsen.