Hausärzte auf dem Land: Rückgrat medizinischer Versorgung
Stand: 08.05.2017
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Berlin - Es fehlen immer noch Hausärzte auf dem Land. Und die Lage wird nicht besser: Einer Prognose der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) zufolge werden im Jahr 2030 etwa 10.000 nicht mehr arbeiten. "Die Hausärzte sind das Rückgrat der medizinischen Versorgung nah am Menschen", sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. "Ich möchte, dass dies auch weiterhin so bleibt.“
Um mehr Landärzte zu gewinnen, müssen nach Ansicht des Gesundheitsministers alle zusammenarbeiten. "Wir haben zusätzliche Möglichkeiten geschaffen, um junge Mediziner mit Vergütungsanreizen und Hilfen bei der Niederlassung auf dem Land zu unterstützen", sagte Gröhe. Die Weiterbildung zum Hausarzt werde besser vergütet und die Allgemeinmedizin im Medizinstudium gestärkt, sagte Gröhe und verwies auf den "Masterplan Medizinstudium 2020", den Bund und Länder Ende März beschlossen hatten. Mit ihm sollen Medizinstudenten verstärkt für die Niederlassung als Landarzt gewonnen werden.
So soll sich die Lage für Landärzte verbessern
Der Deutsche Hausärzteverband, der bis zu diesem Samstag in Mainz tagt, setzt auf Gemeinschaftspraxen, Telemedizin und höhere Honorare. "Ein Landarzt, der - wie das früher teilweise war - 24 Stunden bereitsteht und über 2000 Fälle im Quartal behandelt, möchte keiner mehr sein", sagte Verbandschef Ulrich Weigeldt der Deutschen Presse-Agentur. "Wir fördern (...) die gemeinschaftliche Praxisausübung."
Außerdem sollen medizinische Fachangestellte weiterqualifiziert werden, um Ärzte zu entlasten. Mit telemedizinischer Ausstattung könnten sie bestimmte Routine-Hausbesuche übernehmen, für die keine Arzt-Konsultation notwendig sei, sagte Weigeldt. "Der Hausarzt kann sich dann über Videotelefonie dazuschalten." Bei Bedarf fahre der Hausarzt weiter persönlich zum Patienten. "Wir brauchen außerdem eine Anpassung des Honorars", forderte Weigeldt. "Der Unterschied zu den anderen Fächern muss zumindest minimiert werden", sagte er.
Der Verbandschef warnte davor, Hausärzten Kompetenzen wegzunehmen – zum Beispiel mit der Einführung eines Facharztes für Geriatrie (Altersmedizin). "In der Regel dauert die Beziehung zwischen den Patienten und dem Hausarzt doppelt so lange wie eine durchschnittliche Ehe in Deutschland hält, nämlich 14 Jahre. Da können wir nicht sagen, jetzt bist Du alt, lieber Patient, und ab jetzt gehst Du zum Geriater."
Vorbild Rheinland-Pfalz?
Die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler (SPD) nannte das telemedizinische Angebot in ihrem Land einen Schritt zur Stärkung und Sicherung der Hausarztversorgung gerade auch in ländlichen Regionen. Auch sie erwarte sich vom "Masterplan Medizinstudium 2020" wichtige Impulse.