Renault Clio im Test: reifer Kleinwagen mit guter Ausstattung
Stand: 03.05.2020
Bildquelle: ©Renault / Text: SP-X
Seit Jahrzehnten zählt der Renault Clio zu den Verkaufsschlagern in Europa. Das bleibt auch in der fünften Auflage so. Eine Testfahrt offenbart einige Gründe seiner unvermindert großen Beliebtheit.
Renault Clio zählt zu den beliebtesten Autos
Bei der Frage nach dem beliebtesten Auto in Europa würden die meisten vermutlich den VW Golf nennen. Anfang 2020 wurde der Wolfsburger aber zumindest zwischenzeitlich entthront: Liebling europäischer Autokunden war im Februar vielmehr der Renault Clio. Und das nicht ohne Grund, wie sich in der Praxis mit dem mittelstarken TCe 100 in der mittleren Ausstattung Experience zeigt.
Der Name Clio steht eigentlich für einen klassischen Kleinwagen, doch schon Generation 4 hinterließ äußerlich einen recht erwachsenen Eindruck, was der Ende 2019 gestarteten Neuauflage mit ihrem gestrafften Blechkleid sogar noch besser gelingt. Die Proportionen sind stimmig, bereits im Stand strahlt der Rautenträger eine gewisse Grunddynamik aus. Das liegt auch an der Dreitürer-Optik, denn die Griffe der Fondtüren sind quasi unsichtbar. Der neue Clio ist ein gefälliger Zeitgenosse, der es, anders als einige Mitbewerber, mit der Aggressivität beim Sickenspiel und den Luftöffnungen nicht übertreibt. Auch beim Wachstum übt sich der Franzose in angemessener Bescheidenheit: Mit 4,05 Meter bleibt er dem Kleinwagen-Format weiterhin treu.
Großer Kofferraum
Dank einer neuen Plattform fällt der Clio V sogar etwa einen Zentimeter kürzer als der Vorgänger aus. Gleichzeitig bietet er mehr Platz im Innenraum. Vorne fühlt man sich jedenfalls alles andere als eingeengt. Sogar vier durchschnittlich große Erwachsene lassen sich halbwegs kommod unterbringen. Die Knie der Fondgäste kommen den Vordersitzlehnen dann allerdings denkbar nah. Vermisst haben wir zudem eine Höhenverstellung für den Beifahrersitz. Erfreulich groß und fast schon auf dem Niveau von Kompaktmodellen ist der Kofferraum, der fast 400 Liter im Normalzustand, nahezu 1.100 Liter bei umgeklappter Rückbanklehne schlucken kann.
Zubehör sorgt für viel Komfort
Clio macht auch auf der Autobahn eine gute Figur
Für Vortrieb sorgt ein kerniger 1,0-Dreizylinder-Benziner, der ein quirliges Feuer von 74 kW/100 PS entfacht. Von unten raus wirkt der Motor noch rau und behäbig. Oberhalb von 2.000 Touren ist der Durchzug aber gut. In Kombination mit dem Fünfgang-Schaltgetriebe gelingt der Sprint auf Tempo 100 in knapp unter 12 Sekunden. Auch die weitere Beschleunigung kann sich sehen lassen, zumindest bis etwa 160 km/h. Um die maximal 187 km/h zu erreichen, ist hingegen viel Anlauf nötig. Bei Anstiegen auf der Autobahn wird man manches Mal zudem in den vierten Gang wechseln. Dennoch ist der Clio als TCe 100 für längere Autobahntouren ein durchaus gut geeignetes Auto. Störend kann das bei sehr hohem Tempo aufdringlich Geräuschniveau werden. Laut Renault soll der Motor im Schnitt 4,4 bis 4,7 Liter auf 100 Kilometer verbrauchen. In unserem Fall waren es 6,1 Liter inklusive vieler flott gefahrener Autobahntouren. Wer den Clio gemächlich bewegt, wird einen Wert mit einer 5 vorweg erhalten.
Grundsätzlich fühlt sich der Clio recht kommod an. Von dem einst schaukeligen Naturell der Baureihe und der typisch französischen, gefühllosen Lenkung ist kaum noch etwas zu spüren. Vielmehr wirken sowohl Fahrwerk als Lenkung angenehm verbindlich. Trotz guter Rückmeldung verleitet der Renault nicht zum Kurvenräubern, denn bei forciertem Tempo sorgen die Regelsysteme dafür, das Fahrzeug auf konservativem Kurs zu halten.
Renault Clio kostet 13.400 Euro aufwärts
In der Basisversion kostet der Clio rund 13.400 Euro, als TCe 100 Experience kommen knapp 3.000 Euro obendrauf. Zur Ausstattung gehören dann ein Audiosystem, E-Call-Notruf, Tempomat, Kollisionsverhinder, Spurhalteassistent und Verkehrszeichenerkennung. Eine attraktive Ergänzung ist das 1.400 Euro teure Deluxe-Paket mit Klimaautomatik, schlüssellosem Zugangs- und Startsystem, Parkpiepser hinten und dem Online-Multimediasystem Easy Link. Für einen Kleinwagen mittlerer Ausstattung sind die dann fast 18.000 Euro ein gewiss stolzer Preis, doch im Gegenzug bekommt der Kunde im Fall des neuen Clio auch einiges geboten.
Autor: Mario Hommen