Rabatt-Mythen in der Kfz-Versicherung: Nur 1 Prozent für Garagenwagen, Punktesünder zahlen selten drauf
Stand: 28.11.2023
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox
Heidelberg. Im kommenden Jahr steigen die Kosten für Kfz-Versicherungen stark an. Mit kleinen Anpassungen kann der Beitrag zwar reduziert werden, doch nicht alle Tarifmerkmale führen zu echten Einsparungen. Wie aktuelle Modellrechnungen des Vergleichsportals Verivox zeigen, erhalten Garagenbesitzer im Schnitt nur etwa einen Prozent Nachlass auf ihre Kfz-Versicherung. Im Gegensatz dazu werden Beamte durchschnittlich mit fünf Prozent belohnt. Überraschenderweise hat das Punktekonto in Flensburg nur selten einen negativen Einfluss auf die Kfz-Versicherungsbeiträge.
Bis zu 23 Prozent Aufpreis durch Flensburg-Punkte - aber nur selten
Bis zu 23 Prozent Aufschlag zahlt ein 45-jähriger Golf-Fahrer aus Berlin mit Punkten in Flensburg – aber nur in wenigen Ausnahmefällen. Obwohl überhöhte Geschwindigkeit und Rotlichtverstöße keine Kavaliersdelikte sind, haben sie selten Auswirkungen auf den Versicherungsbeitrag. Die Modellrechnungen zeigen, dass gerade einmal zwei der 70 ausgewerteten Kfz-Versicherer einen Risikoaufschlag für Punktesünder berechnen.
"Versicherer sind mittlerweile in der Lage, Schadenquoten und -häufigkeiten immer präziser zu berechnen und vorherzusagen", sagt Wolfgang Schütz, Geschäftsführer der Verivox Versicherungsvergleich GmbH. "Die Schadenfreiheitsklasse ist heute eine viel verlässlichere Kennzahl zur Einschätzung der Unfallrisiken als Punkte in Flensburg und spielt daher eine zentralere Rolle bei der Festlegung der Versicherungsprämien."
Mein Haus, meine Garage, aber kaum Rabatt
Garagenwagen stehen hinter verschlossenen Türen. Trotzdem zahlen die Besitzer durchschnittlich nur ein Prozent weniger für ihre Kfz-Versicherung als Versicherte, die auf der Straße parken. Der vermeintlich sicherere Stellplatz bringt im Modellfall im Schnitt nur rund neun Euro Ersparnis. Eigenheimbesitzer erhalten dagegen mit durchschnittlich drei Prozent bzw. 24 Euro Nachlass einen höheren Rabatt. Vereinzelt begünstigen Versicherer Eigentum sogar mit bis zu 10 Prozent.
Vorsichtig unterwegs? Kinder sichern selten Familienrabatte
Eltern minderjähriger Kinder wurden vor einigen Jahren noch mit speziellen Rabatten belohnt. Heute hat eine Elternschaft aber meist keinen Einfluss mehr auf die Versicherungsprämie. Die Analyse zeigt zwar vereinzelte Vergünstigungen von einem bis zu sechs Prozent – das sind jedoch Ausnahmen, der Modellfahrer spart im Schnitt nur einen Euro. In seltenen Fällen zahlt er sogar noch drauf. Auch der Familienstand führt nicht zu speziellen Vorteilen.
Automobilclub: Kaum Prämiennachlass für den Pannenservice
Die Mitgliedschaft in einem der größten Automobilclubs kostet jährlich mindestens 50 Euro und bietet Pannen- und Unfallhilfe rund um die Uhr. So vorteilhaft eine Clubmitgliedschaft sein mag, einen Bonus für den Kfz-Beitrag bietet sie nicht. Maximal zwei Prozent Nachlass gewährt ein einziger Versicherer hierfür – im Modellfall gleicht das mit 23 Euro Ersparnis nicht einmal den Club-Jahresbeitrag aus.
Tarifmerkmal
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Durchschnittliche Veränderung in %
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Durchschnittliche Veränderung in €
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Maximale Veränderung in %
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Maximale Veränderung in €
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Beamtentum | -5% | -45,15 € | -19% | -183,29 € |
Wohneigentum | -3% | -24,25 € | -10% | -123,84 € |
Garage | -1% | -9,31 € | -12% | -175,23 € |
Ehe | 0% | -0,01 € | 0% | -0,90 € |
Automobilclub-Mitgliedschaft | 0% | -0,33 € | -2% | -23,80 € |
Kinder | 0% | -1,41 € | 9% | 102,51 € |
Flensburg-Punkte | 0% | -5,28 € | 23% | 249,38 € |
Berechnung: VW Golf VIII 1.5 TSI | 45-jähriger Fahrer | SF-Klasse 14 | 15.000 km jährlich | 12047 Berlin
Bis zu 19 Prozent: Beamte auf der Überholspur
Die Beamtenlaufbahn bringt viele Privilegien mit sich, auch bei der Kfz-Versicherung. Aufgrund ihrer beruflichen Stellung gelten Staatsdiener oft als verlässliche Versicherungsnehmer mit geringem Schadenrisiko, was sich in günstigeren Versicherungsprämien niederschlägt. Im Durchschnitt erhalten Beamte fünf Prozent Rabatt bei ihren Kfz-Beiträgen. Für den Modellfahrer sind das rund 45 Euro Ersparnis. In Spitzenfällen kann dieser Rabatt sogar bis zu 19 Prozent betragen.
Kein Unterschied zwischen den Geschlechtern
Gut zu wissen: Seit dem 21. Dezember 2012 dürfen Versicherer bei der Risikobewertung nicht mehr zwischen Männern und Frauen unterscheiden und nur noch Unisex-Tarife anbieten. Vor der Anpassung zahlten Männer höhere Prämien, da sie statistisch gesehen häufiger Unfälle bauen. Durch die Umstellung sind die Tarife für Frauen teurer geworden – sie tragen nun das Risiko der Männer mit.
Methodik
Verivox hat die Preise für rund 400 Vollkaskotarife von 70 Kfz-Versicherern ausgewertet. Der Modellfall war ein 45-jähriger Fahrer eines ein Jahr alten VW Golf VIII 1.5 TSI in 12047 Berlin mit einer Fahrleistung von 15.000 Kilometern im Jahr und Schadenfreiheitsklasse 14.