Fahrtest Seat Leon 1.5 eTSI: Besser als der Golf?
Stand: 12.10.2020
Bildquelle: ©Seat / Text: SP-X
In der Kompaktklasse ist der Golf noch immer der König. Aber seine Kronprinzen aus der eigenen Verwandtschaft rütteln schon mal am Thron. Auch der Abkömmling aus Spanien.
Der Seat Leon gehört seit 1999 zum deutschen Straßenbild. Seit April 2020 ist die vierte Generation zu haben. Sie basiert auf dem Golf 8 und den modularen Querbaukasten des Konzerns nebst neuer Digitalisierungsplattform. Was machen die Spanier anders als der Genspender? Ein Test mit dem Leon als 1.5 eTSI (ab rund 28.318 Euro) zeigt Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten.
Stimmiges Außendesign
Mehr Platz im Seat
Der Leon überbietet den Golf aber nicht nur hinsichtlich seiner Ausdrucksfähigkeit. Er ist auch mit einer Länge von 4,37 Metern 9 Zentimeter länger als der Kompakte aus Wolfsburg. Auch beim Radstand (2,68 Meter) trumpft der Seat mit einem Plus von vier Zentimetern auf. Dieser Zugewinn macht sich besonders für die Fond-Passagiere bemerkbar. Zumindest zwei finden hier ein bequemes Plätzchen, auch bei der Kopffreiheit gibt es nichts zu meckern. Der Kofferraum (380 bis 1.300 Liter) bietet klassenübliche Kapazität. Vorne geht es eh recht luftig zu.
Luft nach oben gibt es bei der Anmutung der verarbeiteten Materialien. Die könnte durchaus besser sein, ein Kritikpunkt, der auch beim Golf der aktuellen Generation gilt.
Die Motoren
Apropos Motor: Der 1,5-Liter-Turbobenziner mit 110 kW/150 PS stammt ebenfalls aus dem Konzernregal. Als eTSi verfügt er über Spritspartechniken wie Mildhybridunterstützung und Zylinderabschaltung und ist abgesehen von dem 150 kW/204 PS starken Plug-in-Hybriden der potenteste Benziner im Leon-Angebot. Darunter kommen noch ein 1,0-Liter-Dreizylinder in den Ausbaustufen mit 66 kW/90 PS und 81 kW/110 PS sowie der 1,5 TSI mit 96 kW/130 PS. Außerdem gibt ein Zweiliter-Diesel in den Ausbaustufen mit 85 kW/115 PS und 150 PS.
Der eTSi hat keine Probleme, den fast 1,4 Tonnen schweren Kompakten zu beschleunigen. Mit sanftem Druck aufs Gaspedal werden die Pferde geweckt, mit etwas mehr Nachdruck geht es stürmisch zur Sache. Das Siebengang-Doppelkupplungstriebe agiert unauffällig und schnell. Zur Technikausstattung des Motors gehört auch eine kleine Lithium-Ionen-Batterie, in der beim Bremsen zurückgewonnene Energie gespeichert wird. Diese Extra-Energie ermöglicht kurzfristiges Boosten und trägt zum spritzigen Fahrgefühl bei.
Die aufwändige Motorentechnik dient der Spritersparnis. Nach WLTP verbraucht der Leon 5,9 Liter. Und tatsächlich lässt sich dieser Wert bei gemütlichem Cruisen locker unterbieten, im Mix mit schnellen Autobahnetappen verbrauchten wir 6,2 Liter.
Jede Menge Extras
Das Fahrzeug liegt satt auf der Straße, das bei der FR-Ausstattung serienmäßige Sportfahrwerk meint es manchmal allerdings etwas zu gut mit der Umsetzung der als sportiv angesehener Härte. Ein Teil der empfundenen Härte mag auch durch die aufgezogenen 18 Zöller (Aufpreis: rund 660 Euro) verursacht sein. Mittels der an Bord befindlichen adaptiven Fahrwerksregelung (Aufpreis: knapp 800 Euro) lassen sich aber mit der Einstellung „Komfort“ die Stöße abmildern. Oder man verzichtet gleich auf die 18-Zöller. 17-Zoll-Alus sind Bestand der FR-Linie, die wichtige Features wie Dreizonen-Klimaanlage und das virtuelle Cockpit an Bord hat. Navigation oder eine Erweiterung der Assistenten müssen jedoch extra bezahlt werden. Wer auf das "e" verzichtet, muss für den 1.5 TSI mit 150 PS und manuellem Sechsgang-Getriebe übrigens 2.400 Euro weniger bezahlen. Den Verbrauch gibt Seat hier mit 5,8 bis 6 Litern (WLTP) an.
Autorin: Elfriede Munsch