Fahrbericht BMW 4er Coupé: mit Eigenleben
Stand: 27.10.2020
Bildquelle: ©BMW / Text: SP-X
Früher ließ sich im Rückspiegel eine BMW 3er Limousine nicht von dessen Coupé-Variante unterscheiden. Vorbei. Das 4er Coupé will sich mit mächtiger „Niere“, aber auch mit sportlicherem Fahrverhalten deutlich abgrenzen.
Es ist noch nicht lange her, da mussten sich die Designer bei BMW den Vorwurf gefallen lassen, nur „Russische Puppen“ zu entwerfen. Der Autofahrer könne kaum einen 3er vom 5er oder einen X1 vom X3 unterscheiden. Spätestens mit dem neuen 4er Coupé sollte dies der Vergangenheit angehören. Denn deutlicher als dieses Modell kann ein Fahrzeug sich innerhalb einer Baureihe nicht von seinen Brüdern absetzen. Das 4er Coupé geht dieser Tage in den Handel. Die Preise starten bei 44.650 Euro.
Ein eigener Charakter
Leistung und Komfort
Technisch jedoch ist das 4er Coupé weitgehend mit der viertürigen Limousine identisch. Der Grund liegt in der Cluster-Architektur, auf der die gesamte Baureihe basiert. Dennoch haben die Entwickler nach dem Motto „Ein Coupé muss sich stets sportlicher anfühlen als eine Limousine“ dem 4er diverse Änderungen verpasst. So wurden Teile der Karosseriestruktur versteift und alle Fahrwerkskomponenten neu abgestimmt. Die Hinterachse erhielt eine um 2,3 Zentimeter verbreiterte Spur und ist serienmäßig mit einer voll variablen Differentialsperre ausgestattet. Zudem liegt das gesamte Fahrzeug 2,1 Zentimeter tiefer. Dies merkt man recht deutlich beim Ein- und mehr noch beim Aussteigen. Man sollte sich also nicht nur jung fühlen, sondern auch sportlich noch gut unterwegs sein, damit das 4er Coupé einem nicht die Freude am Fahren trübt.
Denn davon bietet der elegante Zweitürer reichlich. Erst recht mit der „richtigen“ Motorisierung, dem Dreiliter-Reihensechszylinder-Benziner in Verbindung mit einem 48-Volt-Mildhybridsystem. Dieses Aggregat, 275 kW/374 PS und 500 Newtonmeter stark, steckt im M440i xDrive. Erstmals trägt damit neben dem M4 (kommt 2021) ein weiterer 4er den berühmten Buchstaben der Performance-Tochter.
Dass damit grandiose Fahrleistungen möglich sind, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Bemerkenswert allerdings ist, mit welche einer Professionalität es die BMW-Ingenieure geschafft haben, dem 4er Coupé eine nie dagewesene Spreizung mit auf dem Weg gegeben haben. Sie reicht von Rennstrecke bis zur Sonntagsnachmittag-Kaffeefahrt. Ungemein sportlich und präzise im Lenkverhalten, perfektes Handling, kein bisschen zu straff im Komfort und ein Motor, der eine Leistungsentfaltung und eine Geschmeidigkeit an den Tag legt, die in dieser Klasse einmalig sein dürfte.
Wenn es nicht gleich das Topmodell sein soll, das 4er Coupé gibt es mit drei weiteren Antriebsalternativen. Den Einstieg bildet der 420i mit dem bekannten Zweiliter-Vierzylinder-Benziner und 135 kW/184 PS. Der gleiche Motor, aber mit 190 kW/258 PS, sitzt im 430i. Er ist laut BMW die meistgekaufte Variante. Dieselfreunde kommen mit dem Zweiliter 420d (140 kW/190 PS) auf ihre Kosten und dürfen sich auf März 2021 freuen, wenn das 4er Coupé auch mit dem Dreiliter-Reihensechszylinder-Diesel zum Händler rollt, als 430d mit 286 PS und als M440d mit 340 PS.
Luxus auf engem Raum
Dafür fährt BMW beim Thema Konnektivität ganz vorne mit. Montiert ist die neueste Generation des Head-Up Displays (70 Prozent größere Projektionsfläche), ein cloud-basiertes Navigationssystem mit superschneller Echtzeit-Staumeldung. Über Apple CarPlay und Android Auto lässt sich selbstverständlich das eigene Smartphone einbinden. Viele Online-Dienste, aber auch Software-Updates, können „over the air“ ins Auto übertragen werden. Das erste Update steht bereits für November an. Das 4er Coupé wird dann erstmals rote Ampeln erkennen können und leitet nach Bestätigung durch den Fahrer automatisch die Bremsung ein.
Autor: Michael Specht