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Zweiter Versuch für das Internet im Auto

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa/tmn

Regensburg/Ingolstadt - Der Mensch ist heutzutage immer und überall online. "Nicht ganz", meint Ralf Lenninger. "Obwohl wir mehr Zeit im Pkw verbringen, hat ausgerechnet das Auto die richtige Auffahrt auf die Datenautobahn noch nicht gefunden", wie der Strategie-Experte des Zulieferers Continental in Regensburg beklagt. "Zwar gibt es schon seit über zehn Jahren die Datenverbindung und entsprechende Programme für die Bordelektronik. Doch nur einen Browser auf dem Monitor öffnen zu können, reicht nicht aus." Damit Internet im Auto Erfolg habe, müsse es auch während der Fahrt gut bedienbar sein und einen sinnvollen zusätzlichen Nutzen bieten.

Vor diesem Hintergrund überdenken Autohersteller ihre Infotainment-Lösungen. Dabei rückt die eigentliche Internetverbindung in den Hintergrund und ist nur noch Mittel zum Zweck, so Lenninger: "Autofahrer surfen und googeln nicht mehr willkürlich durchs Web, sondern nutzen gezielt neue Funktionen, die ohne das Internet nicht möglich wären."

Jüngstes Beispiel ist der neue Audi A8. Als erstes Fahrzeug ergänzt dessen Navigationssystem in der höchsten Ausbaustufe die digitalen Landkarten mit aktuellen Satellitenfotos von Google Earth - bis hin zur dreidimensionalen Darstellung von Straßenzügen. Außerdem erlaubt ein permanenter Internetzugang die Online-Suche nach Sonderzielen vom Frisiersalon bis zum Geldautomaten oder eine Wettervorhersage für das Zielgebiet, erläutert Audi-Sprecher Udo Rügheimer. Neu ist zudem die Verknüpfung zwischen Auto und Arbeitszimmer: "Über ein spezielles Internetportal können A8-Fahrer ihre Reiseziele zu Hause am Rechner eingeben und bei Fahrantritt über das Mobilfunknetz in das Navigationssystem laden", sagt Rügheimer.

Auch Mercedes arbeitet an einem internetbasierten Infotainment-System, das den Arbeitstitel "My Command" trägt. Statt Komponenten wie Navi, Telefon oder CD-Wechsler tatsächlich im Auto zu integrieren, bekommen Fahrzeuge in der Vision der Entwickler nur noch einen Monitor, eine Bedienoberfläche mit Tasten und Drehdrückknopf sowie eine permanente Datenverbindung. Über sie können sämtliche Funktionen aus dem World Wide Web geladen werden. Damit will Mercedes besser auf die kürzeren Entwicklungszyklen der Unterhaltungsindustrie reagieren.

Wichtigster Menüpunkt ist die sogenannte Off-Board-Navigation, die ständig aktualisiert wird und in Kooperation mit Google auch mit Satellitenbildern oder den "Streetview"-Ansichten arbeitet. Außerdem sind die elektronischen Landkarten mit Online-Datenbanken verknüpft, über die zum Beispiel aktuelle Benzinpreise an Tankstellen oder die Zahl freier Parkplätze in einer Tiefgarage angezeigt werden können, erläutert Projektleiter Ralf Guido Herrtwich.

Als Unterfunktion gibt es zudem einen "Trip-Assist", über den man online Hotels oder Restaurants buchen, die Wettervorhersage für das Zielgebiet abrufen oder Einkaufstipps herunterladen kann. Und das Musikprogramm kommt über das Internetradio aller weltweit im Netz aktiven Radiostationen. Telefoniert wird bei diesem Ansatz ebenfalls über das Internet mit "Voice over IP".

Einen Teil dieser Funktionen hat BMW mit dem System Connected Drive bereits realisiert, das zum Beispiel im neuen 5er angeboten wird. Online-Wetterberichte, aktuelle Nachrichten, Hilfe bei der Reiseplanung oder E-Mail-Empfang sind dort nach Angaben von BMW-Sprecher Daniel Schmidt bereits möglich.

Obwohl langfristig eine völlige Integration des Internets angestrebt wird, arbeiten die Hersteller beim Weg auf die Datenautobahn auch an Abkürzungen, mit denen der Stand der Technik verbessert werden soll. So bietet Mercedes für die E-und S-Klasse einen eingebauten WLAN-Router an, der Funkantennen in Handys und Laptops ersetzt. Mit besserer Empfangsleistung dient er als Hotspot, mit dem man auf der Rückbank auch bei Tempo 200 surfen kann.

Continental-Stratege Ralf Lenninger gehen diese Ansätze noch nicht weit genug. Er hofft auf weitere Funktionen von Drittanbietern, die ähnlich wie Zusatzprogramme für Mobiletelefone - sogenannte Apps - mit wenig Tastendrücken im Auto installiert werden können. Eine entsprechende Plattform dafür wollte Continental mit der Telekom im März auf der Computermesse CeBit präsentieren. Dafür bauen die Entwickler ein neues Infotainment- und Bediensystem und richten eine Infrastruktur samt Marktplatz ein, auf dem Entwickler Zusatzprogramme einstellen und Autofahrer solche Apps herunterladen können.

Wenn die Industrie das Internet intelligent ins Fahrzeug bringt, werden Schnellstraße und Datenautobahn doch noch zusammenfinden, ist Thilo Koslowski vom Marktbeobachter Gartner in Stamford (Connecticut) überzeugt. "Ziel müssen dynamische Inhalte sein, die zur Fahrsituation und den Vorlieben des Fahrers passen. Den Heimcomputer ins Auto zu holen, das ist zu wenig."