Zweifel an Rechtmäßigkeit des Telekom-Bundesliga-Engagements
Stand: 19.03.2012
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München - Einem Bericht der "Süddeutsche Zeitung" zufolge könnten der Deutschen Telekom beim Kampf um die Bundesliga-Übertragungsrechte juristisches Störfeuer drohen. Der Wettbewerbsprofessor Franz Jürgen Säcker von der Freien Universität Berlin stuft die derzeitige Praxis, dass die Telekom die Bundesligaspiele über den Partner Constantin Medien im Internet zeigt, als "nicht rundfunkfähig" ein. Dies berichtet die Zeitung unter Berufung auf die ihr vorliegende Studie, die schon im vergangenen Jahr erstellt wurde und derzeit bei den Landesmedienanstalten zirkuliert.
Säcker stört sich an der nach wie vor dominierenden Rolle des Staates bei der Deutschen Telekom. Aus diesem Grund dürfe die Telekom nicht zum Rundfunk zugelassen werden. Sollten die Medienaufseher Säckers Auffassung folgen, wäre nicht nur die aktuelle Nutzung der Rechte an der Bundesliga zweifelfhaft, sondern auch die Teilnahme an der neuen Ausschreibung der Deutschen Fußball Liga (DFL). Diese will bald entscheiden, wo die Bundesliga von der Saison 2013/14 für vier Spielzeiten zu sehen sein wird. Die Telekom will verschiedenen Berichten zufolge deutlich mehr Rechte als bislang erwerben und dafür mehr als eine Milliarde Euro ausgeben - ein Vielfaches dessen, was der Konzern bisher für die Rechte für Internet-Fernsehen und Mobilfunk bezahlt.
Bisher bietet die Telekom Bundesliga-Spiele über ihr TV-Produkt Entertain an. Die Sendungen unter der Marke "Liga Total" werden vom Partner Constantin Medien produziert. Nach Einschätzung Säckers ist der Einfluss der Telekom auf das vergleichsweise kleine Unternehmen de facto so groß, dass Constantin nicht eigenmächtig handeln kann.
Die Zweifel an der Rechtmäßigkeit des Bundesliga-Engagements der Telekom sind nicht neu. So hatte erst im Februar der Vorsitzende der für die Vergabe der Bundesliga-Rechte zuständigen Kommission für Zulassung und Aufsicht (ZAK), Thomas Fuchs, eine mögliche Ausweitung der Lizenzen an die Telekom als bedenklich eingestuft. "Wenn sich das Volumen der Sportrechte vervielfacht, macht das eine Neubewertung nötig", hatte Fuchs der "Financial Times Deutschland" am 9. Februar gesagt.
Für die Telekom sind die Bundesligarechte ein Baustein ihrer Strategie, die Erlöse abseits des klassischen Festnetz- und Mobilfunkgeschäfts zu steigern - essentiell sind diese für den Konzern allerdings nicht. Ganz anders sieht dies für den Pay-TV-Sender Sky Deutschland aus. Der vom australischen Medienunternehmer Rupert Murdoch kontrollierte Konzern braucht die Bundesliga-Rechte um seine Wachstumsziele zu erreichen.
Sky-Deutschland-Chef Brian Sullivan will offenbar einen Bieter-Wettkampf mit der Telekom verhindern und hatte vor ein paar Wochen einen großen Schritt in Richtung der Bonner gemacht. Die Münchener wollen der Telekom eine mögliche Zusammenarbeit schmackhaft machen. Der Bezahlsender könne die TV-Plattformen von Telefonkonzernen und Kabelfirmen mit Inhalten beliefern, hatte er der "Financial Times Deutschland" am 23. Februar gesagt. "Jeder, der an den Rechten interessiert ist, hat Optionen: Man kann sich wie wir selbst um die Rechte bewerben und das gleiche Risiko tragen oder mit uns zusammenarbeiten."