YouTube: Über 1000 Künstler legen Beschwerde bei EU-Kommission ein
Stand: 01.07.2016
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Brüssel - Noch immer kracht es heftig zwischen der Videoplattform YouTube und der Musikindustrie. Nun haben sich über 1000 Künstler – darunter Musiker wie Lady Gaga, Ed Sheeran und Coldplay – bei der EU-Kommission beklagt, dass Gratis-Dienste auf unfaire Weise Musik abwerten. In einem Brief appellieren sie an Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker, "jetzt zu handeln", um faire Konditionen für Schöpfer und Rechteinhaber zu gewährleisten. Von den deutschen Künstlern beteiligen sich unter anderem Helene Fischer, Udo Lindenberg, Roland Kaiser, Bosse, Adel Tawil, Peter Maffay und Marius Müller-Westernhagen.
Die drei verbliebenen großen Musikkonzerne - Universal Music, Sony Music und Warner Music - sind gerade in Verhandlungen mit YouTube über einen neuen Lizenzdeal.
Künstler beanstanden "Wertschöpfungslücke"
Die Künstler kritisieren in ihrem Brief speziell die seit den 90er Jahren geltende Regelung, nach der Online-Plattformen urheberrechtlich geschütztes Material, das von Nutzern hochgeladen wurde, erst nach Hinweisen der Rechteinhaber entfernen müssen. Sie sprechen von einer "Wertschöpfungslücke". Vor einigen Tagen ging ein ähnlicher Brief, unterzeichnet unter anderem von Taylor Swift und U2, auch an den US-Kongress.
Musik-Streaming bringt neuen Aufschwung
Es ist ein Streit, der schon lange köchelt. Die Musikindustrie hat nach Jahren sinkender Umsätze auch durch Internet-Piraterie eine neue Geldquelle im Streaming entdeckt. Dabei setzt sie vor allem auf Abo-Modelle, bei denen für eine monatliche Gebühr von meist rund zehn Euro viele Millionen Songs uneingeschränkt genutzt werden können. Zuletzt wuchsen die Erlöse im Musikgeschäft dank Streaming erstmals wieder.
YouTube hat über eine Milliarde Nutzer. Beim Streaming-Marktführer Spotify sind es rund 100 Millionen - von denen sich mehr als zwei Drittel mit der werbefinanzierten Gratis-Version begnügen. Die Nummer zwei im Streaming-Geschäft, Apple Music, kommt ein Jahr nach dem Start auf rund 15 Millionen zahlende Abo-Kunden.
Industrie verdient an Werbung mit
In dieser Situation schießt sich die Musikbranche schon seit einiger Zeit auf YouTube ein, wo viele Songs gratis zu finden sind. Der Streit wird dadurch komplizierter, dass auch Musikfirmen selbst Videoclips bei YouTube einstellen, um Werbung für Neuerscheinungen zu machen und an den Werbeeinnahmen mitzuverdienen. Der Industrie ist aber die von den Nutzern selbst hochgeladene Musik ein Dorn im Auge. Sie kritisiert unter anderem, dass jede solche Kopie einzeln gemeldet werden müsse, um entfernt zu werden.
YouTube verweist darauf, dass insgesamt rund drei Milliarden Dollar an Werbeerlösen an die Musikbranche geflossen seien und das Unternehmen ein System entwickelt habe, das Songs über eine Art "digitalen Fingerabdruck" mit einer Genauigkeit von fast 100 Prozent identifiziere. Damit sollen die Rechteinhaber auch an der Werbung im Umfeld der von Nutzern hochgeladenen Kopien mitverdienen.
Der globale Umsatz der Musikindustrie legte im vergangenen Jahr um 3,2 Prozent auf rund 15 Milliarden Dollar zu. Dabei überholte das Geschäft mit Streaming und Downloads erstmals die Einnahmen mit Tonträgern wie der CD.