Yahoo legt Zukunft in die Hände eines Ebay-Managers
Stand: 05.01.2012
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New York - Der schwächelnde Internet-Pionier Yahoo legt die Führung in die Hände eines Ebay-Managers. Nachdem die ehemalige Konzernchefin, Carol Bartz, bereits im September gefeuert wurde, trieb das Unternehmen monatelang führungslos durch die Krise. Scott Thompson soll noch im Januar die Zügel übernehmen.
Scott Thompson kommt von der Handelsplattform Ebay und war dort zuletzt für den Bezahldienst PayPal verantwortlich. Damit hat er zwar eher wenig Erfahrung mit Yahoo-Kernbereichen wie Online-Werbung oder Medien. Er gilt aber als guter Organisator.
Thompson werde am 9. Januar seinen neuen Job antreten, teilte Yahoo am Mittwoch mit. Bevor Thompson die PayPal-Führung übernahm, war er als Technologie-Chef für die technische Ausstattung des Dienstes verantwortlich. Er studierte Buchhaltung und Computerwissenschaften.
Yahoo soll börsennotiertes Unternehmen bleiben
Der Internet-Pionier, der unter anderem mit sinkenden Werbeeinnahmen kämpft, hatte Anfang September Konzernchefin Carol Bartz gefeuert. Sie soll unter anderem nicht schnell genug die Sanierung vorangetrieben haben. Seitdem wurde nach einem Nachfolger gesucht - wobei zum Teil schon angezweifelt wurde, ob Yahoo überhaupt noch selbst einen neuen Chef finden muss. Der Konzern prüft nämlich auch einen Verkauf oder die Trennung von großen Unternehmensteilen.
Verwaltungsratschef Roy Bostock stellte am Mittwoch in einer Telefonkonferenz klar, Yahoo werde ein börsennotiertes Unternehmen bleiben. Zuletzt tendierte der Verwaltungsrat nach Informationen des "Wall Street Journal"-Blogs "All Things Digital" eher dazu, für Milliarden Beteiligungen in China und Japan abzustoßen. Die Angebote für das gesamte Unternehmen - unter anderem waren diverse Finanzinvestoren interessiert - seien nicht hoch genug gewesen, hieß es unter Berufung auf informierte Personen. "All Things Digital" nannte in dem Bericht bereits auch Thompson als wahrscheinlichen nächsten Chef, einen halben Tag vor der offiziellen Ankündigung.
Ebay ist wenig erfreut
Am Mittwoch veröffentlichte "All Things Digital" zudem eine E-Mail des Ebay-Chefs John Donahoe an die Belegschaft, in der er eingestand, Thompsons Abgang habe ihn "schockiert". PayPal arbeitet wie auch seine Rivalen an elektronischen Bezahldiensten der Zukunft, und Thompson war damit eine Schlüsselfigur. Zuvor hatte der Dienst bereits Manager an Google verloren, wo sie am Konkurrenzangebot Google Wallet arbeiten. Ebay zog deswegen vor Gericht.
Thompson sagte nach der Ernennung, Yahoo werde oft unterschätzt. Zu den Stärken zählten die hohe Nutzerzahl, der Zugang zu großen Datenmengen und eine populäre Marke. Er wollte noch nicht in die Tiefe gehen, was das Yahoo-Geschäft angeht, versprach aber, ihm Unbekanntes "wie ein Schwamm" aufzusaugen. Die Aktie gab im frühen Handel an der New Yorker Börse um mehr als zwei Prozent auf knapp 16 Dollar nach.
Yahoo kann hohe Besucherzahlen nicht ummünzen
In den 90er Jahren prägte Yahoo als Portalbetreiber die Anfangszeit des Internet mit, heute noch hat das Unternehmen bei seinen Diensten wie E-Mail oder die Foto-Plattform Flickr hunderte Millionen Nutzer. Yahoo tut sich aber schwer, die hohen Besucherzahlen in Einnahmen umzumünzen. Das Unternehmen verlor im Geschäft mit Onlinewerbung immer weiter an Boden gegen Google. Beide Firmen verdienen an Anzeigen im Umfeld von Suchergebnissen und an grafischer Werbung auf Webseiten.
Bartz hatte versucht, den einst als Webverzeichnis gestarteten Konzern zum Anbieter von Medien-Inhalten umzubauen. Bei der Internetsuche tat sich Yahoo mit Microsoft zusammen. Doch es fehlte an durchschlagenden Erfolgen. Microsoft hatte einst versucht, Yahoo für mehr als 40 Milliarden Dollar zu kaufen und soll auch jetzt unter den Interessenten gewesen sein. Als wahrscheinlicher gilt jedoch der Verkauf der lukrativen Beteiligungen in Asien an die Partner Alibaba aus China und Softbank aus Japan.