Yahoo-Europachef: Auf Online-Gewohnheiten der Nutzer eingehen
Stand: 25.09.2009
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Köln - Der Internetkonzern Yahoo will seine deutsche Website bis zum Ende des Jahres überarbeiten und anschließend für Dienste fremder Anbieter öffnen. "In Deutschland wird es in den nächsten paar Monaten so weit sein", sagte Yahoo-Europachef Rich Riley der Deutschen Presse-Agentur dpa in Köln. Für die USA und Großbritannien hat das Unternehmen seinen Internet-Auftritt bereits geändert. Der Nutzer kann selbst entscheiden, welche Funktionen er auf seiner Startseite sehen möchte. Unter anderem können Dienste wie Facebook, Ebay, MySpace oder auch der E-Mail-Zugang des Konkurrenten Google eingebaut werden.
"Das ist ein unglaublich effizienter Weg, um in das Zentrum der Online-Gewohnheiten eines Nutzers zu gelangen", sagte der 35-Jährige. "Es geht darum, auf die individuellen Interessen der Nutzer einzugehen." Die Menschen verbrächten mehr Zeit im Internet und riefen häufig immer wieder dieselben Seiten auf, etwa Finanzseiten oder soziale Netzwerke. "Eigentlich wollen die Leute aber nicht immer 50 verschiedene Seiten anklicken. Über Yahoo können sie das künftig bündeln."
Zwar berge es ein Risiko, sich Konkurrenzprodukte auf die eigene Website zu holen, räumte Riley ein. "Aber auch wenn der Nutzer von unserer Seite aus zu Facebook geht und sich dann nur dort aufhält - zuerst war er bei uns und wir glauben, dass er auch wieder zurückkommt."
Den Endkunden in den Fokus zu rücken, bedeute auch, ihn nicht mit Themen zu behelligen, die ihn nicht interessieren. "Wenn jemand kein Interesse an Sport hat, warum zeigen wir ihm dann trotzdem was über Sport?" Gleiches gelte auch für die Anzeigen auf der persönlichen Startseite. Durch zielgerechtere Werbung erhofft sich der Konzern aus Sunnyvale im US-Staat Kalifornien mehr Einnahmen. Das Unternehmen kämpft mit sinkenden Umsätzen. Am Dienstag hatte Yahoo eine 100 Millionen Dollar schwere Marketingkampagne angekündigt.
Die Suchmaschinen-Kooperation mit Microsoft nimmt nach Angaben von Riley langsam konkretere Formen an. Der endgültige Vertrag werde gerade erarbeitet und solle Anfang 2010 unterschrieben werden. "Dann kann der Integrationsprozess beginnen, bis er abgeschlossen ist, wird es ein bis zwei Jahre dauern." Yahoo will die Internet-Suche künftig über Microsoft laufen lassen und sich auf die Vermarktung seines Portals konzentrieren. Auch wenn Yahoo keine eigene Suchmaschine mehr betreibe, könne das Unternehmen weiterhin die Suchgewohnheiten der Menschen analysieren und die Ergebnisse nutzen. "Das spart uns 400 Millionen Dollar im Jahr, die wir in andere Produkte investieren können", sagte Riley.