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WLAN im Krankenhaus: Für viele Patienten kostenpflichtig

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: Verivox

Nur 70 Prozent der größten Kliniken und Krankenhäuser in Deutschland bieten in ihren Patientenzimmern kostenloses WLAN an. Doch ein knappes Drittel nimmt Geld fürs Surfen am Krankenbett – bis zu 5 Euro am Tag oder 30 Euro pro Woche. Wo es für Patienten am teuersten ist, zeigt eine aktuelle Marktanalyse des Vergleichsportals Verivox.

Die größten Unikliniken nehmen bis zu 5 Euro am Tag fürs Surfen

Von den zehn größten Universitätskliniken in Deutschland bieten sieben kostenloses WLAN an; die drei übrigen Häuser bzw. Verbünde ermöglichen die WLAN-Nutzung gegen eine Gebühr. Das übliche Kostenmodell sind Tages- oder Wochentickets. In den untersuchten Unikliniken kostet die Internetnutzung pro Tag 3 bis 5 Euro. Wer eine Nutzung über sieben Tage bucht, bezahlt zwischen 15 und 30 Euro.

So werden an den Unikliniken Kiel/Lübeck pro Tag 3,50 Euro fällig, für 10 Tage fallen 24,50 Euro an. Kostenpflichtig ist auch das Surfen am Uniklinikum in Augsburg: 3 Euro am Tag bzw. 15 Euro für eine Woche werden fällig. Das nach Verivox-Recherchen teuerste Krankenhaus unter den größten deutschen Unikliniken ist die Universitätsmedizin Mainz. Dort zahlen Patientinnen und Patienten 5 Euro am Tag und für eine Woche 30 Euro.

Licht und Schatten bei privaten Krankenhausträgern

Recht unterschiedlich ist die Situation bei privaten Trägern. So ist etwa die WLAN-Nutzung beim größten privaten Klinikträger Helios laut Betreiber in allen Häusern kostenfrei. In den privaten Asklepios- und Sana-Kliniken gibt es kein konzernweit gültiges Kostenmodell; die Kosten variieren je nach Standort. Einige Einrichtungen stellen WLAN kostenlos zur Verfügung, andere erheben Gebühren. Diese liegen in den untersuchten Häusern etwa so hoch wie in den Unikliniken (z.B. 3 Euro pro Tag oder 15 Euro für 7 Tage).

Digitale Infrastruktur ist komplex und teuer

Durch das 2020 in Kraft getretene Krankenhauszukunftsgesetz sollten deutsche Kliniken drei Milliarden Euro zusätzliche Mittel für Digitalisierung, IT-Sicherheit und moderne Notfallkapazitäten erhalten. "Auf dem Weg zum digitalen Krankenhaus stehen Betreiber und Politik vor einer großen Herausforderung", sagt Jens-Uwe Theumer, Vice President Telecommunications bei Verivox. "Das Aufsetzen einer digitalen Infrastruktur bedarf umfangreicher Investitionen vor Ort. Das betrifft nicht nur die Vernetzung von Gebäuden, sondern auch den Einkauf von Serverkapazitäten, Softwarelizenzen und Geräten. Hinzu kommen komplexe Sicherheitsthemen sowie der in vielen öffentlichen Einrichtungen vernachlässigte IT-Support."

Jedes dritte deutsche Krankenhaus ohne Gigabit-Internet

Oft hakt es noch an der Basis: 32,6 Prozent der deutschen Kliniken sind nicht ans schnelle Gigabit-Internet angeschlossen. Am niedrigsten ist laut Bundesbreitbandatlas die Gigabit-Abdeckung von Krankenhäusern in Sachsen-Anhalt (44 Prozent), Thüringen (41 Prozent) und Sachsen (34 Prozent).

Am besten schneiden die Stadtstaaten ab: Hamburgs Kliniken liegen mit einer Gigabit-Quote von 95 Prozent vor Berlin (86 Prozent) und Bremen (79 Prozent). Unter den Flächenländern sind die Krankenhäuser in Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bayern mit Werten zwischen 77 und 73 Prozent am besten versorgt.

Kluft zwischen Stadt und Land sowie Ost und West

Bei der Versorgung mit zukunftsfähigen Internetanschlüssen schneiden Kliniken in Großstädten im Vergleich zum ländlichen Raum deutlich besser ab. Die größte Stadt-Land-Kluft verzeichnet Baden-Württemberg: Stuttgarter Kliniken können komplett auf Gigabit-Internet zugreifen, die Krankenhäuser im ländlichen Raum jedoch nur zu 32 Prozent. Top-Werte erreichen außerdem Frankfurt am Main, Hannover, München und Köln: Auch dort ist die Internetversorgung der Krankenhäuser zu 100 Prozent Gigabit-tauglich. Das Großstadt-Schlusslicht der Studie bildet Halle/Saale mit einer Versorgung von lediglich 24 Prozent. Niedrige Gigabit-Werte verzeichnen auch die Kliniken in Leipzig und Erfurt mit 48 bzw. 50 Prozent Abdeckung.

Der Nachholbedarf in Ostdeutschland hat einen historischen Hintergrund. Nach der Wende wurden zum Aufbau des Telefonnetzes statt der damals im Westen verwendeten Kupferkabel optische Anschlussleitungen über Glasfaser verlegt. "Was zunächst fortschrittlich klingt, erwies sich als Eigentor", so Theumer: "Die direkt nach der Wende verlegten Leitungen waren noch nicht breitbandtauglich; eine Nachrüstung wurde zu vertretbaren Kosten erst viele Jahre später möglich. Deshalb rauschte der erste Breitband-Boom an Ostdeutschland weitgehend vorbei."

Methodik

Verivox hat im Mai 2023 die WLAN-Kosten für Patientinnen und Patienten der (nach Bettenzahl) 10 größten deutschen Universitätskliniken und -klinikverbünde recherchiert (Klinikverbund Bochum, Charité Berlin, Unikliniken Kiel/Lübeck, Heidelberg, Gießen/Marburg, Freiburg, München, Augsburg, Hamburg-Eppendorf sowie Mainz). Zudem wurden die WLAN-Kosten der drei größten privaten Klinikträger Asklepios, Helios und Sana bei den Betreibern angefragt (Stand Mai 2023, Ranking ebenfalls nach Bettenzahl). Die Stichprobe beinhaltete pro Träger mindestens ein Haus aus Nord-, Süd-, Ost- und Westdeutschland.

Zur Gigabit-Verfügbarkeit in Krankenhäusern wurden Daten des Breitbandatlas der Bundesnetzagentur herangezogen. Verglichen wurden die Versorgungsdaten der größten Stadt jedes Bundeslands mit den Werten aller ländlichen Gemeinden eines Bundeslands (im Atlas benannt als "Raumkategorie ländlich"). Gigabit-Anschlüsse können entweder glasfaser- oder kabelbasiert sein. Bundesweit werden im Breitbandatlas 9.880 Krankenhäuser gelistet. Stand der Daten: Juni 2022 (wurde von der Bundesnetzagentur nachträglich von Dezember auf Juni angepasst).