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Windows 7 nach Vista-Debakel neuer Hoffnungsträger bei Microsoft

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Hamburg - Schneller, effizienter, schlanker: Mit dem neuen PC-Betriebssystem Windows 7 hofft Softwareriese Microsoft auf einen dringend benötigten Erfolg nach dem Debakel des Vorgängers Windows Vista. "Wir wissen, dass Windows 7 eine Riesen-Chance hat", sagt Microsoft-Deutschlandchef Achim Berg zum weltweiten Start am 22. Oktober.

Microsoft setzt neben dem Interesse der Verbraucher vor allem auf den Investitions-Stau in den Unternehmen. Nach Schätzungen aus der Branche hatten lediglich zehn Prozent der Firmen in Deutschland von XP auf Vista umgestellt. Und anders als bei Vista müsse man bei dem neuen Betriebssystem nicht erst noch auf das Service Pack 1 warten, betont Berg.

Die Bauchlandung von Vista schockierte den Quasi-Monopolisten. Über fünf Jahre Entwicklungszeit hatten die Programmierer investiert. Es sollte das sicherste Betriebssystem werden und die Nutzer mit zahlreichen neuen Funktionen und einem generalüberholten Erscheinungsbild überzeugen. Doch der erhoffte Erfolg nach dem Start Anfang 2007 blieb aus, stattdessen hagelte es Kritik. Die Software bremste selbst leistungsfähige Rechner aus, und auf die nötige Treiber-Unterstützung für Peripherie-Geräte wie Drucker mussten die Nutzer lange warten. Sogar große Unternehmen und langjährige Partner von Microsoft ließen die Finger von Vista.

Windows 7 kommt nun deutlich früher auf den Markt als ursprünglich geplant und soll den Flop wettmachen - immerhin macht der Marktführer mit dem Flaggschiff Windows rund ein Viertel seines gesamten Umsatzes.

Steve Ballmer habe vor rund drei Jahren in einer Mammut-Sitzung das Ruder herumgerissen, erzählt Berg. Der für seine cholerischen Ausbrüche bekannte Microsoft-Chef krempelte die gesamte Führungsstruktur um und versetzte leitende Experten im Karussell-Verfahren in andere Abteilungen. Damit seien verkrustete Strukturen aufgebrochen und ein kreativer Austausch unter verschiedenen Entwicklungsbereichen eingeleitet worden, lobt Berg. "Forbes"-Experte Jeffrey O'Brien vergleicht den Wandel mit dem Neustart eines Computers.

Eine wichtige Änderung: Damit Windows 7 unter der Haube sauber arbeitet, verdonnerte Ballmer seine hochbezahlten Programmierer dazu, zu zweit vor dem Bildschirm zu arbeiten: Einer tippt, der andere passt auf, dass keine Fehler passieren. Der Konzern forschte zudem intensiver denn je, was die Nutzer eigentlich wollen. Dafür wertete er anonym das Verhalten von Millionen Vista-Nutzern aus und holte tausende weitere Testpersonen ins Labor.

Auch die Zusammenarbeit mit Partnern und Kunden hatte Microsoft bei der Entwicklung des neuen Betriebssystems intensiviert. Windows 7 erhielt denn auch schon lange vor dem Marktstart viele Vorschusslorbeeren. In manchen Tests machte die Software selbst eine gute Figur gegen Apples vielgepriesenes Betriebssystem Snow Leopard, das der iMac- und iPod-Hersteller vor einigen Wochen früher als geplant auf den Markt gebracht hatte. Ein "ausgezeichnetes Stück Software" sei Windows 7, schwärmte zuletzt auch Paul Otellini, Chef des weltgrößten Chipherstellers Intel.

Mit Windows 7 will Microsoft nun auch in dem boomenden Geschäft mit Mini-Notebooks und anderen mobilen Geräten Boden gut machen. Da Vista zu leistungshungrig war, hatten die Hardwarehersteller die ersten ihrer populären Netbooks zum Teil mit dem alternativen Betriebssystem Linux ausgestattet. Um den Markt nicht gänzlich der Konkurrenz zu überlassen, hatte der Softwarehersteller notgedrungen sein betagtes Betriebssystem Windows XP für die kleinen, abgespeckten Rechner deutlich länger ausgeliefert als ursprünglich geplant.

Selbst der traditionelle Partner Intel hatte nicht mehr auf Microsoft warten wollen und entwickelte auf der Basis von Linux das eigene Betriebssystem Moblin. Die von Intel erst kürzlich übernommene Software-Schmiede Wind River will noch in diesem Jahr eine erste Version für mobile Internet-Geräte und Smartphones veröffentlichen. Auch der Rivale Google kündigte mit Chrome OS ein eigenes Betriebssystem an.