Werbemails - Unternehmen blasen zum Gegenangriff
Stand: 16.05.2003
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa
Hamburg (dpa) - In Massen verstopfen unerwünschte Werbe-Mails, so genannte SPAM-Mails, die elektronischen Postkästen von Millionen Internet-Nutzern. Das Phänomen ist nicht nur Verbrauchern, sondern zunehmend auch Handel treibenden Unternehmen ein Dorn im Auge. Zehn Milliarden Dollar kostet die unerwünschte E-Mail-Schwemme nach einer Studie der Marktforschung Ferris Research allein Unternehmen und anderen Organisationen in den USA in diesem Jahr. Mit verschiedenen Aktionen wollen Internet-Provider und Verbände nun auch in Deutschland zum Gegenangriff blasen.
Das Thema wird mittlerweile so ernst genommen, dass es sogar Erzrivalen zusammenschweisst. In einer Anti-Spam-Allianz wollen die E- Mail-Anbieter AOL, Microsoft und Yahoo! künftig gemeinsam Werkzeuge zur Bekämpfung der lästigen E-Mail-Schwemme entwickeln. Das Internet-Portal MSN von Microsoft blockiert nach eigenen Angaben bereits heute mit täglich 2,4 Milliarden vermuteten Spam-Mails rund 80 Prozent der insgesamt weltweit versendeten elektronischen Nachrichten. Der Portalbetreiber Web.de schätzt, dass es sich bei einem Drittel der rund 15 Millionen auf dem Portal ein- und ausgehenden Mails um SPAM handelt - "Tendenz steigend", sagt Leslie Romeo, "Spam-Beauftragter" von Web.de.
Die Massensendungen erhöhen den Bedarf an Leitungskapazität und Serverleistungen, es müssen Filtervorrichtungen installiert, E-Mail- Adressen gesperrt und eingehende Post gespeichert werden. Nicht zuletzt schlägt auch der zusätzliche Arbeitsaufwand zu Buche. Der E- Mail-Anbieter Web.de beschäftigt zum Beispiel bereits ein eigenes Anti-Spam-Team, um das Problem unter Kontrolle zu bekommen.
Yahoo! Deutschland will in der gemeinsam mit dem Deutschen Multimedia Verband DMMV und 13 Medienunternehmen gestarteten Initiative in erster Linie die Verbraucher über die Problematik aufklären und rechtliche Tipps für den Umgang mit Spam geben. "Spam richtet nicht nur einen erheblichen volkswirtschaftlichen Schaden an, sondern ist auch ein grosses Ärgernis für die Nutzer", sagt Franz Dillitzer, Geschäftsführer von Yahoo! Deutschland. Das Karlsruher Unternehmen Web.de leitete erstmals rechtliche Schritte gegen Spam- Versender ein. "Jeder Provider ist dabei jedoch als Mittelsmann in einer schwierigen Situation", erklärt Romeo. "Der Empfänger hat als Geschädigter grundsätzlich mehr Möglichkeiten, rechtlich gegen unerwünschte Mails vorzugehen."
Einzelne US-Bundesstaaten gehen inzwischen rigide mit E-Mail- Spammern um. So erliess der Gouverneur von Virginia ein Gesetz, nach dem Versendern von unerwünschten Werbe-Mails eine Haftstrafe bis zu fünf Jahren droht. Der US-Bundesstaat Washington will Versendern von Werbe-Mails künftig vorschreiben, eine entsprechende Kennzeichnung in die Betreffzeile mit aufzunehmen - bei Zuwiderhandlung soll eine empfindliche Geldstrafe drohen. In Australien soll künftig das Versenden von E-Mails mit gefälschter Absenderadresse unter Strafe stehen. In Deutschland werde die rechtliche Grundlage von Spam-Mails noch immer sehr unterschiedlich bewertet, sagt Romeo. Eine europaweit einheitliche Rechtsgrundlage könne dagegen ein effektives Mittel gegen das internationale Phänomen sein.
Der durchschnittliche E-Mail-Nutzer erhielt nach Erhebungen von Ferris Research im Jahr 2002 mehr als 2.200 Werbe-E-Mails. Zwei Drittel der Spam-Mails transportieren nach Angaben der amerikanischen Federal Trade Commission falsche oder betrügerische Versprechen. Millionengewinne, spottbillige Kredite, Viagra-Pillen oder Penis- Vergrösserungen - mit den skurrilsten Lockmitteln versuchen dubiose Händler, ihr Glück zu machen. In Mitleidenschaft geraten dabei mehr und mehr auch seriöse Direktvermarkter, sagt Dillitzer.
E-Mail-Provider wie MSN, Yahoo! oder GMX bieten ihren Kunden bereits kostenlosen Spam-Schutz über