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Web 2.0 eröffnet neue virtuelle Kommunikationswege in Baden-Württemberg

Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dpa

Stuttgart (dpa) - In den 90er Jahren war der Modebegriff "Multimedia" in aller Munde. Was sich wirklich dahinter verbarg, konnte jedoch kaum jemand richtig erklären. Jetzt gibt es ein neues und beinahe genauso undeutliches Schlagwort: "Web 2.0". Das "neue Internet" bestimmt aber nicht nur das private Surfen. Auch in der öffentlichen Verwaltung und in der Politik wird zunehmend darüber nachgedacht, wie Wikis, Blogs, Podcasts und Co. für mehr Bürgernähe sorgen können. Auch die Plattform Abgeordnetenwatch zum schnellen Austausch zwischen Bürgern und Politikern gehört dazu.

Ein Vorreiter in Sachen Web 2.0 ist die Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg (MFG). Das "Innovationsprogramm Web 2.0" soll dazu beitragen, wirtschaftliche und gesellschaftliche Möglichkeiten der neuen Netz-Angebote auszuschöpfen. Zu den bisherigen Aktivitäten zählen Arbeitskreise, Info-Abende und ein speziell ausgeschriebener Preis, die "BWeb 2.0 Challenge".

Der Preisträger in der Kategorie "Web 2.0 für den Public Sector" ist "WiWiB - Wikibasiertes Wissensmanagement im Bürgerservice" der Stadt Freiburg. Dabei soll jeder Mitarbeiter in den öffentlichen Ämtern Baden-Württembergs Artikel zu Themen der Verwaltung schreiben und sein Wissen den anderen Anwendern zur Verfügung stellen können. Sieben Städte wollen aktiv an dem Vorhaben teilnehmen.

Eine noch breitere Öffentlichkeit beteiligt sich an den Stadtwiki- Projekten in Karlsruhe und Pforzheim. Dort schreiben die Bürger selbst über alles Wissenswerte zu den beiden Städten. Der Nutzer erfährt direkt von anderen Schreibern die Öffnungszeiten von Freibädern, die Herkunft exotischer Straßennamen oder findet eine Auflistung aller Studentenverbindungen der Stadt. Die Beteiligung ist riesig: Die Homepage weist über Karlsruhe bereits knapp 13 000 Artikel aus, über Pforzheim gib es immerhin fast 3000. Das Karlsruher Stadtwiki sei damit das weltweit größte Angebot dieser Art.

Andere Gemeinden bieten in ihrem Web-Angebot zusätzliche Darstellungsformen des Web 2.0. Sternenfels (Enzkreis) hat im Wettbewerb "Internetdorf 2007" den Preis für die beste Community, also die beste Nutzergemeinschaft, gewonnen. Auf der Homepage gibt es unter anderem Videos vom letzten Schultheater und rege kommentierte Debattenforen (Blogs).

An der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Kehl (Ortenaukreis) ist die Diskussion über die Anwendungsmöglichkeiten der neuen Internetwelt fester Bestandteil des Lehrplans. Birgit Schenk, Professorin im Bereich Verwaltungsinformatik, hat als Projekt sogar ein eigenes Blog zum Thema gestartet: "Verwaltung.modern@Kehl". "Wir wollen Möglichkeiten aufzeigen, die das Internet fernab von statischen kommunalen Homepages der früheren Generation bietet", sagt Thorsten Koch, einer der Betreiber des Internet-Journals. Die öffentliche Verwaltung könne lernen, dass Transparenz in der Verwaltungsarbeit wichtig ist. Außerdem stärke ein aktives Einbinden der Bürger deren Gefühl der Zugehörigkeit zu ihrer Gemeinde.

Die neuen Internetdienste in Baden-Württemberg sind also vielfältig. So wird wohl nur in der Gesamtheit deutlich, was Web 2.0 in der öffentlichen Verwaltung leisten kann: Es bietet mehr Informationen und Service für den Bürger und hilft beim stärkeren Austausch der Ämter untereinander. Wenn das gelingt, ist den Anwendern wohl auch die Unschärfe des modischen Überbegriffs egal.

Web 2.0 - Die schöne neue Welt des Internet

Der Begriff Web 2.0 beschreibt eine Vielzahl interaktiver Techniken im Internet, bei denen die Beziehungen der Nutzer untereinander im Vordergrund stehen. In den vergangenen Jahren haben sich sowohl die Technik als auch das Verhalten der Nutzer im weltweiten Netz stark verändert. Die Technik erlaubt es inzwischen, dass jeder Surfer Inhalte selbst erzeugen kann - und davon wird reger Gebrauch gemacht. Sei es in Lexika, an denen alle Nutzer mitschreiben, den sogenannten «Wikis», in digitalen Tagebüchern, den «Blogs», oder über Video-Dateien für alle Nutzer zum Abruf, zum Beispiel auf Plattformen wie YouTube.