Web 2.0 - Bewerber wollen keine "Fans" sein
Stand: 21.09.2010
Bildquelle: ©Adobe Stock / Text: dapd
Immer mehr Unternehmen schauen sich in sozialen Netzwerken wie Facebook, Xing oder Twitter nach neuen Mitarbeitern um. Das Recruiting im Web 2.0 stößt jedoch ausgerechnet bei der anvisierten Zielgruppe, also den gut ausgebildeten, jungen und "netzaffinen" Menschen, auf Vorbehalte.
Derzeit nutzen etwa 40 Prozent der deutschen Unternehmen soziale Netzwerke für ihre Personalarbeit, wie aus dem "Social Media Report HR 2010" hervorgeht. Künftig dürften es noch deutlich mehr werden: Drei Viertel der für die Studie befragten 550 Personalmanager in Deutschland glauben, dass die Netzwerke noch wichtiger werden. Knapp zehn Prozent sprechen dem Web 2.0 sogar die größte Bedeutung im Recruiting der Zukunft zu.
Bislang allerdings spielen die Online-Netzwerke bei der Stellenbesetzung noch eine Nebenrolle. So gewannen die befragten Unternehmen im Jahr 2009 durchschnittlich nur zwei neue Mitarbeiter dank Facebook Co. Auch eine Studie der Managementberatung Kienbaum weckt Zweifel am erwarteten Bedeutungsgewinn. Demnach haben gerade einmal acht Prozent der regelmäßigen Nutzer in ihrem Online-Netzwerk den Kontakt zu einem potenziellen Arbeitgeber gesucht.
Tatsächlich sehen fast zwei Drittel der von Kienbaum befragten Studenten und Absolventen den Auftritt von Unternehmen in Internet-Communities grundsätzlich skeptisch. Hauptgrund ist die Sorge vor der Vermischung von privaten und beruflichen Angelegenheiten.
So müssten Bewerber in einem sozialen Netzwerk zunächst Fan, Freund oder Follower eines Unternehmens werden, um mit diesem in Kontakt zu treten. Jeder dritte Befragte lehnt das jedoch ab, weil er das eigene Profil nicht für einen potenziellen Arbeitgeber sichtbar machen will. Konkret befürchtet jeder achte angehende "Young Professional", dass Unternehmen aus seinem Profil ablesen könnten, bei welchen Arbeitgebern er sich noch beworben hat.
Ganz unberechtigt sind diese Vorbehalte nicht. Mehr als jeder zweite Personalverantwortliche jedenfalls hält Netzwerke auch zur Überprüfung von Bewerbern für sinnvoll, so der "Social Media Report HR 2010".