Vorratsdatenspeicherung: EU macht Bundesregierung Druck
Stand: 18.04.2011
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Berlin - Laut einem Bericht des Magazins "Spiegel" hat die EU-Kommission der Bundesregierung ein Verfahren wegen Verletzung des EU-Vertrags angedroht, sollte diese nicht "schnellstmöglich" ein neues Gesetz zur Vorratsdatenspeicherung vorlegen. Die Speicherung von Telekommunikationsdaten sei ein wichtiges Instrument der europäischen Strafverfolgungsbehörden und häufig "unverzichtbar" zur Verbrechensbekämpfung.
Die Einschätzungen der Kommission stärken die Position der deutschen Konservativen und der Sicherheitsbehörden, die seit Monaten ein neues Gesetz fordern. Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) hingegen hatte noch als Oppositionspolitikerin im März 2010 gegen die Vorratsdatenspeicherung Verfassungsbeschwerde eingelegt.
Die Karlruher Richter gaben ihrer Beschwerde in weiten Teilen recht. Allerdings verwarf das Gericht nur die deutsche Umsetzung der EU-Richtlinie, nicht die Speichervorgabe an sich. Seither schwelt der Streit im Kabinett: Die Justizministerin sperrt sich gegen eine vorsorgliche Datenspeicherung und favorisiert stattdessen ein Einfrieren im konkreten Verdachtsfall, das sogenannte Quick Freeze. Diese Variante wird laut "Spiegel" in der EU-Analyse jedoch als unzureichend bewertet: Die meisten Mitgliedstaaten sähen ein Quick Freeze nicht als angemessenen Ersatz.
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