Vom Online-Flirt in den siebten Himmel - Partnerbörsen im Internet
Stand: 18.08.2004
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Köln (dpa) - Es begann mit einem zaghaften Internet-Chat vor gut einem Jahr und führte Dorothee auf Umwegen in den siebten Himmel. "Nach meiner Scheidung wollte ich mich mit jemandem austauschen und auch mal unbeschwert ein bisschen flirten", erzählt die allein erziehende Mutter aus Köln. "Ich bin berufstätig, habe einen Sohn und kann eben nicht ständig in die Disko rennen, um jemanden kennen zu lernen".
Partnerbörsen im Internet boomen. In rund 2.500 deutschsprachigen Kontaktbörsen mit teilweise sechsstelligen Mitgliederzahlen können Singles kostenlos, gegen einmalige Gebühr oder regelmässige Beiträge auf die Suche gehen. Der grösste Anbieter ist mit 1,5 Millionen Teilnehmern FriendScout24, aber auch andere melden stetige Neuanmeldungen. Nach Disko und Arbeitsplatz gilt das Internet bereits als Flirt- und Kontaktbörse Nummer drei für die 14 Millionen Singles in Deutschland.
Expertin Christiane Eichenberg von der Universität Köln räumt dabei mit einem Vorurteil klar auf: "Dass vor allem gehemmte, vereinsamte, unattraktive und/oder beziehungsunfähige Menschen im Netz ihr Glück suchen, weil sie im "real life" isoliert bleiben, ist in Studien nicht nachzuweisen."
Der Vorteil des Netzes sei es vielmehr, dass rund um die Uhr Tausende von Menschen ansprechbar seien - auf Wunsch auch per "Nickname", also mit Internet-Spitznamen. "Selbst nachts um 2.00 Uhr, wenn Kneipen geschlossen haben und bislang nur das nächtliche TV- Programm Ablenkung bot, können wir plaudern, flirten und einander näher kommen", sagt Psychologin Eichenberg.
Die Datenbanken könnten zudem gezielt nach gewünschten Attributen durchsucht werden. "Ebenso ist bei der Online-Kommunikation das Risiko von körperlichen Übergriffen nicht gegeben, was Frauen und Mädchen ein Gefühl der Sicherheit vermittelt."
Zu den bekannten Partnerbörsen gehören auch single.de, ilove.de, myflirt.de oder parship.de. Im Netz tummeln sich aber auch unseriöse Anbieter. Im Dschungel der Singleportale kann sich der "Anfänger" über singleboersen-vergleich.de auf die richtige Fährte setzen lassen. Hier werden Anbieter in Kategorien wie Kontaktanzeigen, Partnervermittlung, Seitensprung, SMS-Flirt, Singlereisen oder Freizeittreff bewertet. Nicht nur junge Leute nutzten die virtuellen Agenturen, auch die Rentnergeneration - die so genannten Silversurfer - erobern dabei munter das Internet.
Die Ehe- und Partnervermittlungs-Institute beäugen die Internet- Angebote zwar kritisch, sehen sie aber nicht als gefährliche Konkurrenten. "Wir sind trotz des Internet-Booms nicht wirklich belastet oder haben weniger Anfragen, denn es geht bei uns ja um eine ganz andere Art des Kennenlernens", erklärt Simone Janssen vom Gesamtverband der Ehe- und Partnervermittlungen (GDE). "Bei uns steht die Beratung im Vordergrund, und wir stehen auch nach einem Treffen bei Unsicherheiten noch beratend hinter den Leuten", sagt die GDE- Sprecherin. "Es finden sich natürlich auch Partner übers Internet, aber meistens wird dort zack-zack abgehakt und schon heisst es: Der Nächste bitte."
Doch das muss nicht so sein. Der typische Ablauf ist laut Eichenberg zunächst der Rückzug aus der öffentlichen Chat-Bühne, sobald es "knistert". "Wenn es die beiden erwischt hat, mailen sie sich oft mehrmals täglich und chatten die halbe Nacht", sagt die Expertin. Ein Telefonat und der Austausch von Fotos seien bereits Vertrauensbeweise, die aber auch häufig einen "Realitätsschock" bedeuteten. Zu einem realen "Date" komme es manchmal erst nach Monaten.
"Unser erstes echtes Treffen war nach sechs Wochen, und sie hat mich zuerst nicht gerade vom Hocker gehauen", erz&a