Visitenkarte im Internet: Der Trend zur privaten Homepage

Dies war für alle einsehbar, vor allem aber für Freunde und Verwandte. Besonders jüngere Menschen sind von dieser Idee begeistert. "Von den gut sechseinhalb Millionen DE-Domains ist nur ein Fünftel auf Firmen registriert", sagt der Sprecher der Registrierungsstelle aller DE-Domains (DENIC), Klaus Herzig, in Frankfurt. "Seit Mitte der 90er Jahre hat sich die Nutzung der Domains stark in den privaten Bereich verlagert."

Statistisch gesehen verfügt nach Angaben der DENIC inzwischen etwa jeder 14. Bürger über eine eigene Domain. In Wahrheit sind es jedoch weniger. Viele, die eine DE-Domain wollen, sichern sich gleich mehrere. Zudem melden viele Freiberufler ihre Seite als Privatperson an, nutzen sie aber geschäftlich. Dennoch haben schätzungsweise mehrere hunderttausend Deutsche eine eigene Domain, auf der sie sich selbst präsentieren -Tendenz steigend.

"Ich wollte eine einheitliche Plattform haben für alle Leute, die sich für mich interessieren", begründet Sabine ihre private Domain. Eitelkeit sei kein Grund gewesen. Dass eine Internet-Seite sehr öffentlich und - zumindest theoretisch - für jeden weltweit einsehbar ist, stört sie nicht. In eine Suchmaschine ist die Homepage dennoch nicht eingetragen.

Auch der Frankfurter Psychologie-Student Michael (25) hat sich eine eigene Domain gesichert. Er hat jedoch nicht seinen Name, sondern ein Wortspiel als Adresse gewählt. In der Presse will auch er sie nicht genannt wissen. Michael präsentiert auf seiner Seite Gedanken, Gefühle und Fotos von sich, nennt beispielsweise Bücher, die ihm gefallen haben. "Bei allem, was ich auf die Seite setze und somit der Öffentlichkeit preisgebe, frage ich mich aber immer, ob ich auch will, dass meine Mutter das liest." Einer der Hauptgründe für Michael, sich die eigene Domain einzurichten: "Ich wollte die Computersprachen HTML und Java Script lernen."

Andere sind mit der eigenen Homepage auch auf Partnersuche. Dazu ist jedoch nicht unbedingt die eigene DE-Domain notwendig. Hunderttausende Deutsche haben eine private Homepage bei Online- Diensten wie beispielsweise T-Online oder AOL. Da diese Seiten jedoch immer mit der Hauptseite des jeweiligen Online-Dienstleisters verlinkt sind, ist die Adresse nicht immer eingängig. Ihren Zweck erfüllen diese Seiten oft dennoch.

Der Trend zur privaten Homepage und vor allem zur eigenen Domain ist in Deutschland besonders stark, da es billig ist. Zudem benötigt man dafür keine besonderen Voraussetzungen. In anderen Ländern kann dagegen die Domain nicht völlig frei gewählt werden. So muss sie in Spanien in einer inhaltlichen Beziehung zum Namen des Inhabers stehen, heisst es bei der DENIC in Frankfurt.

In Italien wiederum können Unternehmen oder Personen ohne Umsatzsteuernummer oder vergleichbare Identifikation nur jeweils eine Domain registrieren lassen. Ähnlich liberal wie Deutschland ist Dänemark. Wenig Restriktionen gibt es auch in Österreich und der Schweiz. Allerdings zahlt man dort mehr für die Unterhaltung einer Domain als in Deutschland.