Viren-Programmierer sind meist jung und eitel
Stand: 10.05.2004
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Hamburg (dpa) - Bei dem geständigen 18-jährigen Urheber des Computerwurms "Sasser" handelt es sich nach Experteneinschätzung um einen typischen Viren-Programmierer. Altersmässig passe der Junge aus Niedersachsen exakt in die Szene, sagt der Karlsruher Virenexperte Christoph Fischer. "Die Szene ist relativ jung, es gibt nur wenige ältere dabei." Manche seien Einzelgänger, manche arbeiteten aber auch in Gruppen zusammen.
Die Motiviation sei in aller Regel einfach nur Selbstbestätigung. "Die haben ja meist keinen weiteren Vorteil vom Schreiben eines Wurms", sagt Fischer. Eine grosse "Leistung" steckt allerdings nur bei wenigen Schädlingen dahinter. Im Internet gibt es haufenweise Programm-Code-Rohlinge und entsprechendes Know-how, mit dem ein Virenschreiber arbeiten kann. "Das ist wie bei einem Modellbaukasten, bei dem der Schiffsrumpf schon fertig ist", sagt Fischer. "Den muss man dann nur noch lackieren." Bei dem Computerwurm "Sasser" habe es sich um relativ bekannte Technologie gehandelt.
Ihre eigene Eitelkeit wird vielen Virenschreibern aber schnell zur Falle. Untereinander brüsten sich nicht wenige mit ihren Taten nach dem Motto "mein Wurm ist aber viel besser als deiner". Auch der rumänische Student und Blaster-Programmierer hatte es selbst verschuldet, dass er geschnappt wurde. Er soll den Dateinamen des ursprünglichen Wurms durch seinen eigenen Spitznamen ersetzt und in einem Textanhang in abschätziger Weise den Namen eines seiner Lehrer genannt haben.
Dem Schüler aus Niedersachsen kamen die Ermittler nach eigenen Angaben jedoch anders auf die Spur: Bei der Firma Microsoft meldete sich wenige Tage vor der Festnahme ein Tippgeber - offenbar aus dem Umfeld des 18-Jährigen. Nach einer Verurteilung des Jugendlichen will Mircosoft dem Hinweisgeber jetzt 250 000 Dollar (210 000 Euro) Belohnung zahlen.
Werden Schädlinge über ein so genanntes Bot-Netzt verbreitet, habe Fahnder oft ebenfalls guten Karten, den Urheber zu erwischen, sagt Fischer. Wenn jemand dort unvorsichtig ist, käme man ihn schnell auf die Spur. Auch der Wurm "Netsky" sei über ein solches Netz verteilt worden. Bot leitet sich von dem Wort Robot ab und stellt ein virtuelles Netz dar, bei dem bis zu 14 000 "gekaperte" Rechner miteinander verbunden werden. "Es gibt sogar Hacker, die solche Netzwerke vermieten", sagt Fischer.
Über ein solches Netzwerk kann ein Virenprogrammierer beim Aussenden seines Schädlings einen deutlichen Zeitvorteil gegenüber den Herstellern von Anti-Virensoftware erzielen. Die Abstände zwischen dem Bekanntwerden einer Sicherheitslücke und dem ersten Schädling, der diese ausnützt, wurde in der Vergangenheit ohnehin immer kürzer. Ermittler sind allerdings in jüngster Zeit immer mehr dazu übergegangen, diese Art von Internetdienst zu beobachten, da über Bot-Netze zunehmend SPAM-Mails oder illegale Software vertrieben werden.