Video-Streaming: Klimabilanz hängt vom Übertragungsweg ab
Stand: 11.09.2020
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Seit der Corona-Krise verbingen viele Verbraucher mehr Zeit auf Netflix und Co. Doch beim Videostreaming in HD-Qualität entstehen Treibhausgasemissionen. Am Donnerstag stellte Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) erste Forschungsergebnisse zu den Klimawirkungen von Streaming vor. Entscheidend für die Klimabilanz sei demnach die Art der Datenübertragung.
Streaming über Glasfaser am klimafreundlichsten
Die Forschungsergebnisse im Auftrag des Umweltbundesamtes zeigen: Wer zu Hause über den Glasfaseranschluss streamt, verursacht am wenigsten Emissionen. Streaming mit dem Smartphone über den alten Mobilfunkstandard UMTS ist dagegen am klimaschädlichsten. Berechnet wurden die Emissionen für die Leistung im Rechenzentrum und die Datenübertragung, jedoch ohne Stromkosten. So unterscheidet sich die CO2-Belastung pro Stunde Videostreaming und Übertragungsweg:
- Glasfaser (FTTH): 2 Gramm CO2
- Kupferkabel (VDSL): 4 Gramm CO2
- Mobilfunk 5G: 5 Gramm CO2
- Mobilfunk LTE: 13 Gramm CO2
- Mobilfunk UMTS: 90 Gramm CO2
Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes, hält die 5G-Übertragungstechnik aus Klimasicht für vielversprechend. Vor dem Hintergrund wachsender Datenmengen sei es wichtig, die klimafreundlichsten Übertragungswege zu finden. Umweltministerin Schulze forderte unter anderem den Ausbau öffentlicher WLAN-Netzwerke. Auch beim Energieverbrauch ist die 5G-Technik effizienter als die Vorgängerstandards: 5G-Mobilfunk verbraucht nach Angaben des Netzbetreibers Telefonica bis zu 90 Prozent weniger Energie pro Byte als 4G.
CO2-Bilanz auch eine Frage der Bildauflösung
Die Studie des Umweltbundesamtes betrachtet auch das Datenvolumen für verschiedene Video-Auflösungen. Wer TV-Inhalte in Ultra-HD-Auflösung schaut, verbraucht die zehnfache Datenmenge – verglichen mit Streams in HD-Qualität (7 Gigabyte statt 700 MB pro Stunde). Nutzer können also den CO2-Ausstoß verringern, indem sie Streaming-Inhalte in geringerer Auslösung schauen. Gerade bei Geräten mit kleinerem Display sind die Qualitätsunterschiede in der Regel kaum nennenswert.
Jeder Nutzer kann etwas fürs Klima tun
Dr. Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des Digitalverbandes Bitkom, verwies darauf, dass jeder Haushalt für Klimaneutralität beim Streaming sorgen könne – indem elektronische Geräte mit Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Zugleich können Verbraucher ihr eigenes Nutzungsverhalten auf den Prüfstand stellen: Nicht immer wird die höchste Auflösung benötigt; ungenutzte Geräte müssen nicht im Hintergrund weiterlaufen. Außerdem lassen sich Auto-Play-Funktionen für Streams deaktivieren.