Verdi-Chef Bsirske wirft Telekom Stasi-Methoden vor
Stand: 17.11.2008
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Hamburg - Der von der Deutschen Telekom AG bespitzelte Verdi-Chef Frank Bsirske hat das Bonner Unternehmen scharf angegriffen. Die Praktiken der Telekom seien "durchaus mit Stasi-Methoden vergleichbar", sagte Bsirske in einem am Samstag vorab veröffentlichten Interview mit dem "Spiegel". Die Telekom-Manager hätten nicht nur gegen "geltendes Recht" verstoßen und "Persönlichkeitsrechte" verletzt. Bei der Bespitzelungsaktion handele es sich zudem um einen eklatanten Angriff "auf die Mitbestimmung und auf die Koalitionsfreiheit". "Dass unsere Vertreter in Tarifverhandlungen Managern gegenübersitzen, die möglicherweise Aufträge erteilt haben könnten, deren Telefonverkehr auszuwerten und zu protokollieren, ist einfach unerträglich."
Der Verdi-Chef forderte eine schnelle Aufklärung der Affäre. Sollte es "Vorstände geben, die in die kriminellen Machenschaften involviert waren, muss das natürlich Konsequenzen haben", sagte Bsirske.
Dem Hamburger Nachrichtenmagazin zufolge verdichten sich in der Telekom-Affäre die Verdachtsmomente gegen den ehemaligen Deutsche-Post-Chef und Ex-Telekom-Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel. Laut internen Untersuchungsberichten seien im Dezember 2005 sogar die Geschäftsverteilungspläne geändert worden, um für Zumwinkel und den damaligen Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke einen direkten Zugriff auf die Telekom-Sonderermittlungseinheit KS 3 zu schaffen. Mit diesem Schritt sei eine offenbar gängige Praxis im Konzern legitimiert worden, berichtet der "Spiegel" unter Berufung auf interne Untersuchungen. Zumwinkel und Ricke stünden im Verdacht, möglicherweise auch persönlich Aufträge zur Auswertung von Telefonverkehrsdaten erteilt zu haben. Beide Manager bestreiten dies.