Verbraucherschützer kritisieren Abzocke durch Inkasso-Firmen
Stand: 02.12.2011
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Berlin - Nach Ansicht des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) werden unseriöse Inkasso-Firmen zunehmend zur Plage. Mit Willkür würden Phantasiegebühren und unberechtigte Zahlungsforderungen in schwindelerregende Höhen getrieben, kritisieren die Verbraucherschützer. Um Einschüchterung und Abzocke von Verbrauchern einzudämmen, seien Regeln und eine konsequente Aufsicht für das Inkasso-Gewerbe erforderlich.
Eine Auswertung von 4000 Verbraucherbeschwerden habe ergeben, dass 99 Prozent der Beschwerden über unseriöse Inkassopraktiken berechtigt seien. In 84 Prozent der Fälle sei bereits die Hauptforderung der Inkasso-Firma unberechtigt gewesen, in 15 Prozent der Fälle sei auf Nachfrage unklar geblieben, ob es sich um eine berechtigte Forderung handelte.
Verbraucher fühlen sich bedroht und eingeschüchtert
Die unberechtigten Inkassoforderungen stehen laut vzbv meist im Zusammenhang mit untergeschobenen Verträgen, die durch Abofallen im Internet, unerlaubte Telefonwerbung oder Gewinnspielwerbung angebahnt wurden. Die Verbraucher fühlten sich dann durch die Geldeintreiber bedroht und eingeschüchtert und zahlten "aus Unkenntnis und Angst selbst unberechtigte Forderungen", erklärte Olaf Weinel, Geschäftsführer der Verbraucherzentrale Niedersachsen.
Die Verbraucherschützer kritisierten zudem die Phantasiegebühren, die zu einer Kostenexplosion in der Gesamtrechnung führten. Dies gelte sowohl für unberechtigte als auch berechtigte Inkassoforderungen. In rund 50 Prozent der ausgewerteten Fälle hätten Inkassounternehmen Gebühren, Auslagen oder Zinsen verlangt, die nicht nachvollziehbar gewesen seien. Dadurch habe sich die Summe der Hauptforderungen aller ausgewerteten Fälle von rund 490.000 Euro unterm Strich auf Gesamtforderungen in Höhe von rund 750.000 Euro erhöht.
Nahezu willkürlich festlegte Gebühren
Inkassounternehmen könnten ihre Gebühren "nach Gutsherrenart nahezu willkürlich festlegen", monierten die Verbraucherschützer. So könne sich eine auf den ersten Blick kleine Hauptforderung durch Phantasiegebühren, Aufschläge und Zinsen zu einem wahren Vermögen aufblähen.
Rund drei Viertel der in der Untersuchung befragten Verbraucher fühlten sich laut vzbv durch die Inkassoschreiben bedroht und eingeschüchtert. Darin werde mit Hausbesuchen, einem Eintrag bei der Schufa oder Lohn- und Kontopfändung gedroht. Die Deutsche Zentral Inkasso GmbH, auf die sich insgesamt 40 Prozent der ausgewerteten Verbraucherbeschwerden bezogen, habe ihrer Zahlungsaufforderung in vielen Fällen gleich einen auf den Verbraucher zugeschnittenen "Entwurf einer Klageschrift" beigelegt.
Abzocke und Einschüchterung stoppen
Seriöses Inkasso sei legitim und sinnvoll, betonte vzbv-Vorstand Gerd Billen, aber "Abzocke und Einschüchterung" müssten endlich gestoppt werden. Notwendig seien gesetzliche Informationspflichten, eine Deckelung der Gebühren und vor allem eine "schlagkräftige" Aufsicht.
Zum Schutz vor Abofallen im Internet soll im nächsten Jahr die sogenannte Button-Lösung in Kraft treten. Sie sieht bei kostenpflichtigen Angeboten eine verpflichtende Warn-Schaltfläche vor, die den Verbraucher vor der Bestellung noch einmal über alle anfallenden Kosten informiert. Die Verbraucher bestätigen dann per Knopfdruck, dass sie eine Dienstleistung - etwa ein Abonnement - oder eine Ware bestellen und die Kosten kennen.